Textarchiv - Ludwig Thoma https://www.textarchiv.com/ludwig-thoma Deutscher Schriftsteller. Geboren am 21. Januar 1867 in Oberammergau. Gestorben am 26. August 1921 in Tegernsee. de Nachträgliches https://www.textarchiv.com/ludwig-thoma/nachtraegliches <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Zum Schlusse ist ein altes Jahr<br /> Verbraucht und arg verrostet.<br /> Man fühlt, wie wenig schön es war<br /> Und was es uns gekostet.</p> <p>Kurz vor es scheidet, liest man noch<br /> Die Liste seiner Toten<br /> Und denkt mit Seufzen, wie es doch<br /> Nur Trübes uns geboten.</p> <p>Das neue läßt sich anders an,<br /> Es bringt nur eitel Wonne<br /> Und dem und jenem Untertan<br /> Den Strahl der Gnadensonne.</p> <p>Es streut die bunten Orden aus<br /> Aus wohlgefüllten Taschen,<br /> Und läßt so manches alte Haus<br /> Begierig danach haschen.</p> <p>Seht, wie die Treue stärker ist<br /> Und wie sie sich verjünget,<br /> Wie Spargel, den mit Pferdemist<br /> Der weise Gärtner dünget.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-thoma" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Thoma</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1906</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-thoma/nachtraegliches" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Nachträgliches" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 22 Feb 2019 22:10:09 +0000 mrbot 11485 at https://www.textarchiv.com Klänge aus Gnesen https://www.textarchiv.com/ludwig-thoma/klaenge-aus-gnesen <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Das ist neulich in Gnesen<br /> Wieder bei einem Feste gewesen,<br /> Wo man so nebenbei erfuhr:<br /> »Das Deutschtum ist Kultur.«<br /> Tja. Kultur, und ei! ei!<br /> Daß es auch die Freiheit sei.<br /> Hierüber sage ich zunächst:<br /> Dieses Diktum ist allerhöchst.<br /> Darüber sind wir uns alle klar.<br /> Zweitens: ist es aber auch wahr?<br /> Das heißt: ob es auch gänzlich stimmt,<br /> Indem es von so hoher Stelle kimmt?<br /> Untersuchen wir mit tiefstem Respekt,<br /> Ob das Diktum auch fleckt und kleckt.<br /> Also: »Deutschtum ist Kultur.«</p> <p>Schön! Fragt sich nur,<br /> Was für eine.<br /> So zum Beispiel ist es keine,<br /> Wenn man ihr erstes Element<br /> Mitunter und häufig so ganz verkennt,<br /> Ich meine, wenn man die Kunst<br /> Recht gotteserbärmlich verhunzt.<br /> Und – pardong! – in einem Land,<br /> Wo bloß der Pfaffe und Leutenant<br /> Ein ungestörtes Behagen genießen,<br /> Kann nicht viele Kultur ersprießen.<br /> Freilich – in einer Monarchie,<br /> Zugegeben, da braucht man sie.<br /> Der liebe Gott und Gefreitenknöpfe,<br /> Schandarmen, Richter und gute Geschöpfe<br /> Bilden die monarchische Institution.<br /> Und stützen den Thron.<br /> Aber – Kultur?! So unterweil<br /> Kommt&#039;s mir vor wie das Gegenteil.<br /> Und die Sittlichkeitsriecher im schönen Bunde,<br /> Die auf der Straße wie rote Hunde<br /> Hinter dem Geschlechtlichen jagen,<br /> Und es hinterdrein verklagen, –<br /> Dieses Gesindel und auch der Staat,<br /> Der es gepflegt und gefördert hat –<br /> Wirklich Kultur bedeuten sie?<br /> Die Mucker, Schweine und Compagnie?<br /> Und eine Regierung, die solches liebt,<br /> Daß sie den Russen die Schergen gibt,<br /> Die ist Kultur??! – Na, mir ist&#039;s recht,<br /> Aber was ich bemerken möcht&#039;,<br /> »Deutschtum ist Freiheit in Religion!«</p> <p>Da erlaub&#039; ich mir wirklich schon<br /> Ganz untertänigst einmal zu fragen:<br /> Übt nicht in Straßburg in diesen Tagen<br /> Die Dummheit wieder den alten Zwang?<br /> Und wenn &#039;s ihr in Deutschland so wohl gelang,<br /> In Frankreich hat man sie abgeschafft.<br /> Wir aber werden verdummt, verpfafft,<br /> Und rückwärts, rückwärts weist die Spur.<br /> »Deutschtum ist Freiheit und ist Kultur!!«</p> <p>Vielleicht ist &#039;s früher so gewesen<br /> Aber lange vor – Gnesen.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-thoma" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Thoma</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1906</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-thoma/klaenge-aus-gnesen" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Klänge aus Gnesen" class="rdf-meta element-hidden"></span> Thu, 21 Feb 2019 22:10:06 +0000 mrbot 11435 at https://www.textarchiv.com Festesfreude https://www.textarchiv.com/ludwig-thoma/festesfreude <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Als sich seinerzeit der Kurfürst<br /> Brandenburgs zum König krönte<br /> Und sich die Allongeperücke<br /> Mit dem Diadem verschönte,</p> <p>Ward genehmigt, daß im Volke<br /> Ehrfurchtsvolle Freud&#039; entbrannte,<br /> Weil von nun an »Dero Liebden«<br /> »Seine Majestät« sich nannte.</p> <p>Unser Los verknüpft bekanntlich<br /> Eng sich dem des Potentaten,<br /> Darum wurde zu des Pöbels<br /> Lustbarkeit ein Ochs gebraten,</p> <p>Reiter sprengten durch die Straßen,<br /> Warfen Geld in jede Ecke;<br /> Hoch- und Höchstdieselben lachten,<br /> Wenn der Mob sich wälzt&#039; im Drecke.</p> <p>Heute, nach zweihundert Jahren,<br /> Ist man nicht mehr so entzunden.<br /> Wenn sie oben Feste feiern,<br /> Spürt man nichts im Volke drunten.</p> <p>Heute stehen an den Türen<br /> Des geschmückten Königschlosses<br /> Andre Bettler; lest die Namen<br /> Im Organe Rudolf Mosses.</p> <p>Männchenmachend, schweifewedelnd<br /> Sitzt die Schar der Pudelhünde,<br /> Und sie harren voll Begierde,<br /> Daß man ihren Namen künde.</p> <p>Keine Münzen, aber Orden,<br /> Vogelbilder, schwarze, rote,<br /> Werden unter sie geworfen,<br /> Und sie balgen sich im Kote.</p> <p>Und sie tänzeln und sie springen<br /> Vor dem hohen Potentaten;<br /> Lächelnd sehen wir dies Treiben,<br /> Und kein Ochse wird gebraten.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-thoma" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Thoma</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1906</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-thoma/festesfreude" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Festesfreude" class="rdf-meta element-hidden"></span> Tue, 19 Feb 2019 22:10:01 +0000 mrbot 11451 at https://www.textarchiv.com Lehrhaftes Gedicht https://www.textarchiv.com/ludwig-thoma/lehrhaftes-gedicht <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Adolf war der Sprosse guter Leute,<br /> Ehelichen Ursprungs, legitim;<br /> Anders Jakob, denn sein Vater scheute<br /> Sich und sagt&#039;, er wäre nicht von ihm.</p> <p>»Süßes Wunder« hieß der Eltern Liebe<br /> Unsern Adolf, der »von Gott gesandt«;<br /> »Die unsel&#039;ge Frucht verbotner Triebe«<br /> Wurde Jakob meistenteils genannt.</p> <p>Adolf konnte man den Freunden zeigen;<br /> Man entdeckt&#039; an ihm des Vaters Art.<br /> Über Jakob herrschte tiefes Schweigen,<br /> Von ihm sprechen galt als wenig zart.</p> <p>Dieser Unterschied verblieb im Leben;<br /> Adolfs Laufbahn war solid und leicht.<br /> Zwar Talent war ihm nicht viel gegeben,<br /> Für den Staatsdienst hat es doch gereicht.</p> <p>Jakob war, so wie er einst geboren,<br /> Stets der Tante Minna ihr Malör.<br /> Feine Kreise gaben ihn verloren,<br /> Und er wurde später Redakteur.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-thoma" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Thoma</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1906</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-thoma/lehrhaftes-gedicht" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Lehrhaftes Gedicht" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 17 Feb 2019 22:10:02 +0000 mrbot 11433 at https://www.textarchiv.com Zur Einweihung der Kriegergedächtniskapelle in Unterbachern https://www.textarchiv.com/ludwig-thoma/zur-einweihung-der-kriegergedaechtniskapelle-in-unterbachern <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Mädel trägt einen Kranz und spricht traurig:</p> <p>Wia is im Fruahjahr wieda schön!<br /> Es lachat oan so freundli o,<br /> Wia müaßt si heut a jeder freu&#039;n,<br /> Der si no wirkli freuen ko!</p> <p>Mir aber is mei Herz so voll,<br /> I denk an dös, was oanmal war,<br /> Und &#039;s Lustigsei liegt hinter mir<br /> Und alle Freud is nimmer wahr.</p> <p>Mir is, als gang &#039;s mi nix mehr o,<br /> Und &#039;s Fruahjahr und da Sunnaschei<br /> Und alls is für mi anderst worn,<br /> Und kinnan net dös nämli sei ...</p> <p>Ein Bursche tritt zu ihr:</p> <p>Wo aus denn, Madl, mit dein Kranz?<br /> Den willst wohl auf a Grab hinleg&#039;n?<br /> Als Gruaß von dera Fruahjahrspracht<br /> Und als an Anteil von dem Seg&#039;n?</p> <p>Mädel:</p> <p>Ja freili, legat i &#039;n aufs Grab<br /> Und freuet mi, war &#039;s mir vergunnt.<br /> I bracht eahm Bleameln jed&#039;n Tag,<br /> Wenn i sei Grab bloß finden kunnt.</p> <p>Bursche:</p> <p>Du redst von oan, der g&#039;fallen is?<br /> Du muaßt di net so harb&#039;n drum,<br /> Der liegt bei guate Kamerad&#039;n,<br /> Und lauter Deutsche um eahm rum.</p> <p>Mädel:</p> <p>Und &#039;s hohe Gras wachst drüber her,<br /> Koa Bleamel derf sei Ruahstatt ziern.<br /> Und schlechte Feind, de treten drauf<br /> Und derfan Tote verschimpfiern.</p> <p>Bursche:</p> <p>Sie möchten bloß, sie kinnen net.<br /> De Helden geht koa Schimpf net o,<br /> De ham si wohl a Denkmal g&#039;setzt,<br /> Dös koa Franzos verschandeln ko.</p> <p>Dös Denkmal steht, schaug umadum!<br /> Is unser Dörfel net, wia&#039;s war?<br /> No steht jed&#039;s Haus und d&#039; Felder blüahn.<br /> Ja, is denn dös net wunderbar?</p> <p>Is dös koa Denkmal und dös größt?<br /> A Ehrenmahl im schönsten Sinn?<br /> Die ganze Welt war gegen ins,<br /> Und do war da koa Feind herin!</p> <p>Siehgst, Madel, wer dös recht betracht,<br /> Findt mehr als dös, was traurig macht.<br /> Bloß Traurigsei – dös is net gnua –<br /> Es g&#039;hört a Dank und Stolz dazua.</p> <p>Mädel frischer:</p> <p>Ja, du hast recht. I siechs wohl ei,<br /> Es tuat net guat, bloß traurig sei.</p> <p>Bursche:</p> <p>Den Kranz, den legst jetzt vor d&#039; Kapelln,<br /> Die erste Zier am Gotteshaus,<br /> Viel andre kemman Jahr um Jahr,<br /> Viel G&#039;schlechter gengan ein und aus,<br /> Und alle schaug&#039;n ins weite Land<br /> Und segnen jede tapfere Hand.</p> <p>Mädel:</p> <p>Zu Füßen unserer lieben Frau<br /> Leg i den Kranz mit Ehrfurcht hin,<br /> Sie moant &#039;s mit unsre Helden guat,<br /> Und bitt für sie mit mildem Sinn.<br /> Du heilige Schutzfrau vom Bayerland,<br /> Führ unsre Toten an deiner Hand!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-thoma" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Thoma</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1906</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-thoma/zur-einweihung-der-kriegergedaechtniskapelle-in-unterbachern" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Zur Einweihung der Kriegergedächtniskapelle in Unterbachern" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 16 Feb 2019 22:10:02 +0000 mrbot 11501 at https://www.textarchiv.com Jesuitendebatte https://www.textarchiv.com/ludwig-thoma/jesuitendebatte <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Der Fuchs stand vor dem Hühnerstalle<br /> Und merkte in der Winternacht,<br /> Die Einschlupflöcher waren alle<br /> Just seinetwegen zugemacht.</p> <p>Da fing er jämmerlich zu klagen<br /> Und bitterlich zu weinen an:<br /> Warum wollt ihr nur mich verjagen,<br /> Der euch doch nie ein Leids getan?</p> <p>Ihr guten Hühner, hört die Bitte!<br /> Ihr seid so viele, ich allein, –<br /> Der kleinste Platz in eurer Mitte<br /> Genügt, und ich will glücklich sein!</p> <p>Das Federvieh hat lang beraten<br /> Und manches wohlerfahrne Huhn<br /> Vermeinte, was sie früher taten,<br /> Das würden Füchse immer tun.</p> <p>Doch gab es viele ganz Gerechte,<br /> Die waren aus Prinzip dafür,<br /> Daß keinem aus dem Tiergeschlechte<br /> Verschlossen bleibe ihre Tür.</p> <p>Kaum war die weise Tat geschehen,<br /> War von dem ganzen Hühnerhof<br /> Nichts mehr als das Prinzip zu sehen<br /> Und Krallen und ein Federschwof.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-thoma" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Thoma</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1906</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-thoma/jesuitendebatte" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Jesuitendebatte" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 13 Feb 2019 22:10:02 +0000 mrbot 11438 at https://www.textarchiv.com Die Jungen https://www.textarchiv.com/ludwig-thoma/die-jungen <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Ich sah oft junge Staatsanwälte,<br /> Die zielbewußt vor Torheit fliehen,<br /> Sich üben in Gesinnungskälte,<br /> Und – vor sie lernen – schon erziehen.</p> <p>Sie haben früh, noch eh&#039; sie&#039;s kennen,<br /> Den Glauben an das Volk verloren,<br /> Von dem sie vollbewußt sich trennen<br /> Mit hohem Sinn und feuchten Ohren.</p> <p>Die Denkungsart der Untertanen<br /> Macht sie zu harten Pessimisten.<br /> Sie folgen ihres Vorteils Fahnen<br /> Im neuen Kurs als gute Christen.</p> <p>Sie sprechen schon von »Ziel und Zwecken<br /> Des Staats«, von »reiflichem Ermessen«,<br /> Von Mitteln, Sünder »abzuschrecken«,<br /> Von »wohlverstand&#039;nen Interessen«.</p> <p>Von »falscher Milde« hört man Worte<br /> Und von »Exempel statuieren«.<br /> Wie fährt durch eine junge Pforte<br /> Die Weisheit in die Welt spazieren!</p> <p>Seh&#039; ich so einen jungen Sprecher,<br /> Halb Lausbub&#039; und halb Staatserhalter,<br /> Gefällt mir besser ein Verbrecher,<br /> Als solchen dürren Sinns Verwalter.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-thoma" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Thoma</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1906</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-thoma/die-jungen" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Die Jungen" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 13 Feb 2019 22:10:02 +0000 mrbot 11459 at https://www.textarchiv.com Sommermorgenstimmung https://www.textarchiv.com/ludwig-thoma/sommermorgenstimmung <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Ja, wie ist man froher Laune,<br /> Wenn man seine Zeitung liest<br /> Morgens hinterm Gartenzaune<br /> Und dazu Kaffee genießt!</p> <p>Frauchen, gibt mir doch die Butter!<br /> – Was heut&#039; in der Zeitung steht? –<br /> Hm –, daß Preußens Landesmutter<br /> Fleißig in die Kirche geht.</p> <p>O ja, ja! Das ist ersprießlich.<br /> Wenn sich Majestät bemüht,<br /> Muß der liebe Gott doch schließlich – –<br /> Ist der Kaffee aufgebrüht?</p> <p>Halt! Da steht was fett Gedrücktes!<br /> – Sultan – Bombenattentat –<br /> Leider aber ein mißglücktes,<br /> Weil es fehlgeschossen hat.</p> <p>Schade! Bei der Morgentasse<br /> Lieb&#039; ich&#039;s, wenn das Haar sich sträubt,<br /> Wenn ein Fürst vom Menschenhasse<br /> In der blauen Luft zerstäubt.</p> <p>Prickelnd faßt es meine Nerven,<br /> Wenn ein Fürst in Trümmer geht.<br /> Na, wer weiß? Die Türken werfen<br /> Wieder mal auf Majestät.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-thoma" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Thoma</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1906</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-thoma/sommermorgenstimmung" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Sommermorgenstimmung" class="rdf-meta element-hidden"></span> Mon, 11 Feb 2019 22:10:01 +0000 mrbot 11508 at https://www.textarchiv.com Luise von Coburg https://www.textarchiv.com/ludwig-thoma/luise-von-coburg <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Hundertsechsundvierzig Federhüte<br /> Hatte Coburgs Gattin, die Luise.<br /> Alle waren von der ersten Güte,<br /> Selten sah man schönere als diese.</p> <p>Und es sprach die Ärztewelt in Sachsen:<br /> So viel Hüte deuten auf Verschwendung,<br /> Die aus einem kranken Geist erwachsen.<br /> Denn man hat für so viel nicht Verwendung.</p> <p>Hundertsechsundvierzig Federhüte<br /> Überschreiten den normalen Rahmen,<br /> Zeigen mangelhafte Geistesgüte<br /> Auch bei hoch- und höchstgestellten Damen.</p> <p>Mancher Fürst hat freilich ganz enormen<br /> Vorrat an verschied&#039;nen Kleidungssachen,<br /> Tressen, Troddeln, Büschen, Uniformen.<br /> Doch ein andrer Schluß ist hier zu machen.</p> <p>Tausend Troddeln, Tressen, Federhüte,<br /> Uniformen, rote, blaue, gelbe,<br /> Zeigen Herrscherkraft und Feldherrngüte.<br /> Es ist eben nicht so ganz dasselbe.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-thoma" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Thoma</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1906</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-thoma/luise-von-coburg" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Luise von Coburg" class="rdf-meta element-hidden"></span> Thu, 07 Feb 2019 22:10:02 +0000 mrbot 11428 at https://www.textarchiv.com Im Stall https://www.textarchiv.com/ludwig-thoma/im-stall <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Es brummt an alte Kuah:<br /> »Oes Kalma, loosts ma zua,<br /> Oes habts ja nix erfahrn,<br /> Wia d&#039; Zeit&#039;n früahra warn,<br /> Drum redts so gscheidt.<br /> Dös war an oafachs Lebn:<br /> Mir hamm halt Milli gebn,<br /> Koa Mensch hats weida g&#039;acht<br /> Und hat an Aufhebn g&#039;macht<br /> Zu meiner Zeit.</p> <p>Und wann i Milli sag –<br /> Net so wia heuntzutag –<br /> Dös is a Milli gwen,<br /> So könnts heut koani sehgn,<br /> Dös war a Rahm!<br /> Dös war koa sellas Gfrett,<br /> Dee war no gelb und fett,<br /> Net so a blaue Brüah!<br /> Ja, selle Milliküah<br /> De sechts heut kam.</p> <p>Und daß i&#039;s richti sag,<br /> Mir warn a guata Schlag,<br /> San do bescheid&#039;n bliebn<br /> Und hamm koan Hochmut triebn,<br /> Wia&#039;s ös oan treibts.<br /> Oes moants, dös bleibt a so,<br /> Ma is um Jede froh?<br /> Oes wißts ja alle z&#039;weng,<br /> Oes werds as scho no sehgn,<br /> Bals übri bleibts.«</p> <p>An alta Ochs danebn,<br /> Der ko si nimmer hebn,<br /> Er sagt: »Jetzt hätt i&#039;s gnua,<br /> Du waarst de selle Kuah,<br /> De brav gwen is?<br /> Da werds ma anderst z&#039;Muat,<br /> Di woaß i fei no guat<br /> Und hab herent und drent<br /> Koa größers Luada kennt,<br /> Des sell is gwiß!«</p> <p>Es is wia überalln:<br /> De Altn derfa prahln<br /> Vor junge Leut.<br /> Da geht&#039;s. Kimmt aber wer,<br /> Der s&#039; kennt von früahra her,<br /> Na is scho g&#039;feit.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-thoma" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Thoma</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1906</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-thoma/im-stall" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Im Stall" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 06 Feb 2019 22:10:02 +0000 mrbot 11440 at https://www.textarchiv.com