Textarchiv - Percy Bysshe Shelley https://www.textarchiv.com/percy-bysshe-shelley Englischer Schriftsteller. Geboren am 4. August 1792 in Sussex, England. Gestorben am 8. Juli 1822 in La Spezia, Italien. de Stanzen, in einer trüben Stunde bei Neapel geschrieben https://www.textarchiv.com/percy-bysshe-shelley/stanzen-in-einer-trueben-stunde-bei-neapel-geschrieben <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Die Sonn&#039; ist warm und still die See,<br /> Mit Lächeln blickt der Himmel drein,<br /> Der Inseln Blau, der Berge Schnee<br /> Umkränzt der goldne Abendschein.<br /> Der Hauch des Aethers, klar und rein,<br /> Umspielt sein träumend Rosenkind;<br /> In wunderbaren Melodein<br /> Erklingen Vogel, Meer und Wind –<br /> Der Lärm der Stadt sogar ist hier gedämpft und lind.</p> <p>In nie betretner Tiefe schau&#039;<br /> Ich Moos und Flechten ausgespannt;<br /> Wie Sternenfluth der Wellen Blau<br /> Hinplätschert leis zum Uferrand.<br /> Ich sitz&#039; allein am Meeressand;<br /> Der Fluth entblitzt wie leuchtend Erz<br /> Ein Funkeln, und im Abendbrand<br /> Entsteigt ein Klingen uferwärts –<br /> Wie süß, erbebte nur wie meins ein einzig Herz!</p> <p>Weh mir! ich hab&#039; nicht Glück noch Ruh&#039;,<br /> Noch Frieden in des Herzens Nacht,<br /> Noch fiel mir jener Reichthum zu,<br /> Den Weisheit bringen und Bedacht,<br /> Gekrönt mit innrer Glorie Pracht.<br /> Nicht Ruhm noch Macht, nicht Lieb&#039; und Heil –<br /> Ach, Andern hat das All&#039; gelacht;<br /> Sie sprachen jedem Tag: »Verweil!« –<br /> Mir ward des Lebens Kelch in anderm Maaß zu Theil.</p> <p>Doch hier ist selbst Verzweiflung lind,<br /> Wie Abendrauschen, Meer und Fluß;<br /> Fortweinen wie ein müdes Kind<br /> Möcht&#039; ich dies Leben voll Verdruß,<br /> Das ich ertrug und tragen muß,<br /> Bis mir der Tod den Schlummer bringt,<br /> Und in der Lüfte warmem Guß<br /> Mein Geist ins weite All verklingt,<br /> Und meinem Ohr das Meer sein letztes Murmeln singt.</p> <p>Wohl hör&#039; ich zürnen, ich sei kalt,<br /> Daß ich gestört in dunklem Sinn<br /> Mit einem Herzen, trüb und alt,<br /> Auch dieser Stunde Hochgewinn.<br /> Zürnt immer! denn von Menschen bin<br /> Ich nicht geliebt und doch beklagt,<br /> Ungleich dem Tag, der, wenn dahin<br /> Sein Glanz, der prächtig uns getagt,<br /> Voll Licht und Freude ganz noch im Gedächtniß ragt.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/percy-bysshe-shelley" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Percy Bysshe Shelley</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/percy-bysshe-shelley/stanzen-in-einer-trueben-stunde-bei-neapel-geschrieben" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Stanzen, in einer trüben Stunde bei Neapel geschrieben" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 26 Feb 2017 23:00:05 +0000 mrbot 5314 at https://www.textarchiv.com Eine Klage https://www.textarchiv.com/percy-bysshe-shelley/eine-klage <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Schneller als der Lenz erwacht,<br /> Schneller als der Jugend Pracht,<br /> Schneller als die sel&#039;ge Nacht,<br /> Kamst und flohst du mich.<br /> Wie im Herbst der Erde Schooß,<br /> Wie die Nacht, die schlummerlos,<br /> Wie das Herz, der Freude bloß,<br /> Bin verlassen ich.</p> <p>Die Schwalbe Lenz wird wieder nahn,<br /> Die Eule Nacht kommt auch heran,<br /> Doch der Jugend wilder Schwan<br /> Floh mit dir, an Trug dir gleich.<br /> Bang ersehn&#039; ich stets den Morgen,<br /> Selbst der Schlaf zerrinnt in Sorgen,<br /> Ach, vergebens möcht&#039; ich borgen<br /> Sonnig Laub von jedem Zweig.</p> <p>Liljen sei&#039;n der Braut geweiht,<br /> Rosen habt der Frau bereit,<br /> Veilchen für die todte Maid,<br /> Und Vergißmeinnicht will ich.<br /> Zollt sie ohne Thrän&#039; und Klage<br /> Meines Lebens Sarkophage,<br /> Und in Furcht und Hoffnung schlage<br /> Keines Freundes Herz für mich.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/percy-bysshe-shelley" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Percy Bysshe Shelley</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/percy-bysshe-shelley/eine-klage" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Eine Klage" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 30 Dec 2016 23:47:31 +0000 mrbot 5319 at https://www.textarchiv.com Elegie https://www.textarchiv.com/percy-bysshe-shelley/elegie <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Wenn die Lampe zerschmettert,<br /> Ist ihr Licht im Staube verglüht;<br /> Wenn die Ros&#039; entblättert,<br /> Ist ihr Duft im Winde versprüht;<br /> Wenn die Laute zerbrochen,<br /> Ist ihr lieblicher Klang verhallt;<br /> Wenn die Lippen gesprochen,<br /> Ist ihr Wort vergessen, wie bald!</p> <p>So wie Klang und Schimmer<br /> Nicht Lampe und Laut&#039; überlebt:<br /> Stummer Seel&#039; auch nimmer<br /> Sich wieder ein Lied enthebt, –<br /> Nur ein trübes Träumen,<br /> Wie der Wind durch Trümmer streift,<br /> Wie der Woge Schäumen<br /> Dem Schiffer sein Grablied pfeift.</p> <p>Liebten sich zwei Herzen:<br /> Bald flieht, ach! die Lieb&#039; aus dem Nest;<br /> Das schwächre hält in Schmerzen<br /> An seiner Liebe noch fest.<br /> O Lieb&#039;, die alle Wesen<br /> Der Schwäche du zeihst so arg,<br /> Was hast du dir erlesen<br /> Den Schwächsten zur Wieg&#039; und zum Sarg?</p> <p>Sein Sehnen wird dich wiegen,<br /> Wie der Sturm die Raben wiegt;<br /> Vernunft wird Ruh&#039; dir lügen,<br /> Wie die Sonn&#039; im Winter lügt.<br /> Dein Nest wird ganz zerfallen,<br /> Deines Adlerhorstes beraubt,<br /> Wirst du ein Spott sein Allen,<br /> Wenn der Herbst die Flur entlaubt.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/percy-bysshe-shelley" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Percy Bysshe Shelley</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/percy-bysshe-shelley/elegie" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Elegie" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 30 Dec 2016 23:47:30 +0000 mrbot 5317 at https://www.textarchiv.com Freiheit https://www.textarchiv.com/percy-bysshe-shelley/freiheit <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Die feurigen Berge donnern sich zu,<br /> Es hallt ihr Krachen von Zone zu Zone;<br /> Die Meere stürmen sich auf aus der Ruh&#039;,<br /> Und es bebt des Nordpols eisige Krone,<br /> Wenn erschallt des Typhons Trombone.</p> <p>Einer einzigen Wolke der Blitz entwettert,<br /> Der tausend Inseln in Gluth entfacht;<br /> Die Erde bebt – eine Stadt ist zerschmettert,<br /> Und hundert beben und wanken; es kracht<br /> Der Erde tiefunterster Schacht.</p> <p>Doch heller dein Blick, als des Blitzes Schein,<br /> Und wie du, so dröhnet die Erde nimmer;<br /> Des Meeres Getos, der Vulkane Spein<br /> Uebertönst, überstrahlst du; der Sonne Schimmer<br /> Ist vor dir wie Irrlichtsgeflimmer.</p> <p>Von Berg und Woge und jagender Wolke<br /> Glänzt die Sonne durch Nebel und dunstigen Flor;<br /> Von Seele zu Seele, von Volke zu Volke,<br /> Von Stadt zu Dorf schwingt dein Tag sich empor –<br /> Wie Schatten der Nacht fliehn Sklav und Tyrann,<br /> Wenn dein Licht zu leuchten begann.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/percy-bysshe-shelley" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Percy Bysshe Shelley</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/percy-bysshe-shelley/freiheit" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Freiheit" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 30 Dec 2016 23:47:25 +0000 mrbot 5310 at https://www.textarchiv.com Osymandias https://www.textarchiv.com/percy-bysshe-shelley/osymandias <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Ein Wandrer kam aus einem alten Land,<br /> Und sprach: Ein riesig Trümmerbild von Stein<br /> Steht in der Wüste, rumpflos Bein an Bein,<br /> Das Haupt daneben, halb verdeckt vom Sand.</p> <p>Der Züge Trotz belehrt uns: wohl verstand<br /> Der Bildner, jenes eitlen Hohnes Schein<br /> Zu lesen, der in todten Stoff hinein<br /> Geprägt den Stempel seiner ehrnen Hand.</p> <p>Und auf dem Sockel steht die Schrift: »Mein Name<br /> Ist Osymandias, aller Kön&#039;ge König: –<br /> Seht meine Werke, Mächt&#039;ge, und erbebt!«</p> <p>Nichts weiter blieb. Ein Bild von düstrem Grame,<br /> Dehnt um die Trümmer endlos, kahl, eintönig<br /> Die Wüste sich, die den Koloß begräbt.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/percy-bysshe-shelley" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Percy Bysshe Shelley</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/percy-bysshe-shelley/osymandias" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Osymandias" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 30 Dec 2016 23:46:00 +0000 mrbot 5315 at https://www.textarchiv.com Ode an die Freiheitskämpfer https://www.textarchiv.com/percy-bysshe-shelley/ode-an-die-freiheitskaempfer <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Auf! auf! auf!<br /> Blut dampft von der Erde, die Brot euch versagt.<br /> Um die Todten, die sanken zuhauf,<br /> Sei aus strömenden Wunden ein Grablied geklagt.<br /> Keine andere Trauer sei ihnen gebracht!<br /> Sohn, Bruder und Gattin sind niedergemacht;<br /> Wer sagt, daß sie fielen in ehrlicher Schlacht?</p> <p>Erwacht! erwacht! erwacht!<br /> Seit je befeinden Tyrann sich und Knecht.<br /> Werft nieder die Ketten mit Macht<br /> In den Staub, daß den Tod ihr der Brüder rächt!<br /> Im Grabe wird regen sich ihr Gebein,<br /> Wenn die Stimmen der Lieben im blutigen Schein<br /> Des heiligen Kampfes um Rache schrein.</p> <p>Hoch laßt das Banner wehn,<br /> Wenn die Freiheit ladet zu Sieg und Tod,<br /> Ob als Sklaven auch um sie stehn<br /> Hunger und Elend und seufzende Noth.<br /> Und ihr, die geschaart um ihr herrlich Gefährt,<br /> Zückt nicht zuerst das mordende Schwert,<br /> Doch die Mutter zu schützen, seid mannlich bewehrt!</p> <p>Heil, Heil, Heil<br /> Denen, die litten und Großes vollbracht!<br /> Keinem wurde zu Theil<br /> Größerer Ruhm, als der euch umlacht.<br /> Den Feind nur haben Erobrer bekriegt,<br /> Dessen Stolz nun gebändigt zu Boden liegt: –<br /> Ihr habt, siegreicher, euch selbst besiegt.</p> <p>Kränzt, kränzt eure Stirn<br /> Mit Veilchen, Epheu und Tannengrün;<br /> Bedeckt das blutige Hirn<br /> Mit Farben, wie göttlich im Lenz sie glühn:<br /> Grüne Kraft, blaue Hoffnung und Ewigkeit,<br /> Doch Vergißmeinnichtblümchen verbannet weit,<br /> Bewahrt das Gedenken an euer Leid!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/percy-bysshe-shelley" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Percy Bysshe Shelley</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/percy-bysshe-shelley/ode-an-die-freiheitskaempfer" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Ode an die Freiheitskämpfer" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 30 Dec 2016 23:45:56 +0000 mrbot 5313 at https://www.textarchiv.com Ode an die Lerche https://www.textarchiv.com/percy-bysshe-shelley/ode-an-die-lerche <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Heil dir, Geist der Lieder!<br /> Vogel bist du nicht,<br /> Der vom Himmel nieder<br /> Aus dem Herzen schlicht<br /> Mit ungelernter Kunst in muntern Weisen spricht.</p> <p>Feuerwolken gleich,<br /> Hoch und höher schwingest<br /> In der Lüste Reich<br /> Du dich auf, und klingest,<br /> Und singend steigst du stets, wie steigend stets du singest.</p> <p>In der Abendsonne<br /> Goldner Strahlenpracht<br /> Schwebst du voller Wonne<br /> Hin und wieder sacht,<br /> Gleich körperloser Lust, die lind das Herz entfacht.</p> <p>In die Purpurwellen<br /> Tauchst du sanft hinein; –<br /> Gleich dem Stern beim hellen,<br /> Klaren Tagesschein,<br /> Sieht man dich nicht, doch hör&#039; ich deine Melodein.</p> <p>Wie der Silbersterne<br /> Strahlenschimmer sprüht,<br /> Dessen Licht, das ferne,<br /> Morgens schnell verglüht,<br /> Und doch fortleuchtet, ob der Blick es kaum mehr sieht.</p> <p>Deiner Lieder Reigen<br /> Erd&#039; und Luft durchschwillt,<br /> Wie in nächt&#039;gem Schweigen<br /> Einer Wolke mild<br /> Des Mondes Licht, das rings den Himmel hellt, entquillt.</p> <p>Aehnlich dir an Segen<br /> Nichts die Welt umschließt.<br /> Nie so goldner Regen<br /> Bunter Wolk&#039; entfließt,<br /> Wie deiner Lieder Fluth harmonisch sich ergießt.</p> <p>Wie ein Dichter, singend,<br /> Was sein Herz empfand,<br /> Jede Brust bezwingend,<br /> Bis die Welt entbrannt<br /> In Furcht und Hoffnung, die sie früher nicht gekannt;</p> <p>Wie auf stolzer Zinne<br /> Eine Edelmaid,<br /> Die von süßer Minne<br /> Singt bei nächt&#039;ger Zeit<br /> In holdem Liebessang, berauscht von Lust und Leid;</p> <p>Wie im abendfeuchten<br /> Thal des Glühwurms Licht,<br /> Deß ätherisch Leuchten<br /> Durch die Gräser bricht,<br /> Doch siehst das Thierchen du vor Blüth&#039; und Blättern nicht;</p> <p>Wie die Ros&#039; in Lüften<br /> Wiegt ihr Blumenhaupt,<br /> Bis der West in Düften<br /> Ihr den Kelch zerklaubt,<br /> Daß trunken wird der Dieb, der ihr den Honig raubt.</p> <p>Frühlingsregens Fließen<br /> Auf dem grünen Hang,<br /> Thaufall auf den Wiesen,<br /> Nichts die Welt entlang,<br /> Das frisch und fröhlich ist, gleicht deinem hellen Sang.</p> <p>Dein Empfinden lehr uns,<br /> Vogel oder Geist!<br /> Nie ein Lied so hehr uns<br /> Wein und Liebe preist,<br /> Wie deins im Götterrausch die Seele aufwärts reißt.</p> <p>Bräutliche Gesänge,<br /> Siegesliederklang<br /> Sind nur hohle Klänge<br /> Gegen deinen Sang –<br /> Ein fehlend Etwas spürt der Geist in ihnen bang.</p> <p>Ach, was mag die Quelle<br /> Deiner Lieder sein?<br /> Anger, Berg und Welle?<br /> Wolkenflucht und Hain?<br /> Der Liebesinbrunst Macht? Unkenntniß aller Pein?</p> <p>Nie verzehrt Ermatten<br /> Deine frohe Brust,<br /> Dumpfen Ekels Schatten<br /> Trübt dir nie die Lust;<br /> Du liebst, doch ist dir nie der Liebe Leid bewußt.</p> <p>Dir in Schlaf und Wachen<br /> Muß des Todes Welt<br /> Lichterfüllter lachen,<br /> Als sie uns sich hellt –<br /> Wie tönte sonst dein Lied so rein vom Himmelszelt?</p> <p>Uns zerquält das Morgen<br /> Oder Gestern heut,<br /> Uns wird, ach! durch Sorgen<br /> Jede Lust entweiht,<br /> Und unser schönstes Lied, es spricht von tiefstem Leid.</p> <p>Doch wenn fremd uns wären<br /> Furcht und Stolz und Haß;<br /> Würde nie von Zähren<br /> Uns das Auge naß,<br /> So ließ&#039; uns deine Lust wohl kalt ohn&#039; Unterlaß.</p> <p>Besser als geschraubter<br /> Melodien Brunst,<br /> Besser als verstaubter<br /> Bücher Weisheitsdunst,<br /> Du Erdverächter, wär&#039; dem Dichter deine Kunst.</p> <p>Halb nur deine Lust<br /> Wolle mit mir tauschen: –<br /> Dann aus meiner Brust<br /> Sollt&#039; ein Lied entrauschen,<br /> Dem würde, wie ich dir gelauscht, die Erde lauschen.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/percy-bysshe-shelley" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Percy Bysshe Shelley</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/percy-bysshe-shelley/ode-an-die-lerche" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Ode an die Lerche" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 30 Dec 2016 23:45:05 +0000 mrbot 5311 at https://www.textarchiv.com Ode an den Westwind https://www.textarchiv.com/percy-bysshe-shelley/ode-an-den-westwind <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>1.</p> <p>O wilder Westwind, du des Herbstes Lied,<br /> Vor dessen unsichtbarem Hauch das Blatt,<br /> Dem Schemen gleich, der vor dem Zaubrer flieht,</p> <p>Fahl, pestergriffen, hektisch roth und matt,<br /> Ein todtes Laub, zur Erde fällt! O du,<br /> Der zu der winterlichen Ruhestatt</p> <p>Die Saaten führt – die Scholle deckt sie zu,<br /> Da liegen sie wie Leichen starr und kalt,<br /> Bis deine Frühlingsschwester aus der Ruh&#039;</p> <p>Die träumenden Gefilde weckt, und bald<br /> Die auferstandnen Keim&#039; in Blüthen sich<br /> Verwandeln, denen süßer Duft entwallt: –</p> <p>Allgegenwärt&#039;ger Geist, ich rufe dich,<br /> Zerstörer und Erhalter, höre mich!</p> <p>2.</p> <p>Du, dessen Strömung bei des Wetters Groll<br /> Die Wolken von des Himmels Luftgezweig<br /> (Engel von Blitz und Regen sind es) toll</p> <p>Wie sinkend Laub zur Erde schüttelt: – gleich<br /> Dem schwarzen Haare, das man flattern sieht<br /> Um ein Mänadenhaupt, ist wild und reich,</p> <p>Vom Saum des Horizonts bis zum Zenith<br /> Auf deinem Azurfeld die Lokenpracht<br /> Des nahnden Sturms verstreut! Du Klagelied</p> <p>Des sterbenden Jahres, welchem diese Nacht<br /> Als Kuppel eines weiten Grabes sich<br /> Gewölbt mit all der aufgethürmten Macht</p> <p>Von Dampf und Dunst, die bald sich prächtiglich<br /> Als Regen, Blitz entladen: – höre mich!</p> <p>3.</p> <p>Du, der geweckt aus seinem Sommertraum<br /> Das blaue Mittelmeer, das schlummernd lag,<br /> Gewiegt an einer Bimsstein-Insel Schaum</p> <p>In Bajä&#039;s Bucht von sanftem Wellenschlag,<br /> Und tief im Schlaf die Wunderstadt gesehn,<br /> Erglänzend in der Fluth kristallnem Tag,</p> <p>Wo blaues Moos und helle Blumen stehn,<br /> So schön, wie nimmer sie ein Dichter schuf!<br /> Du, dem im Zorne selbst entfesselt gehn</p> <p>Des Weltmeers Wogen, wenn sie trat dein Huf,<br /> Indeß der schlammige Wald, der saftlos sich<br /> Das Blatt am Grunde fristet, deinen Ruf</p> <p>Vernahm, daß falb sein grünes Haar erblich<br /> Und er sich bebend neigte: – höre mich!</p> <p>4.</p> <p>Wär&#039; ich ein todtes Blatt, von dir entführt,<br /> Wär&#039; eine Wolke, ziehnd auf deiner Spur,<br /> Wär&#039; eine Welle, die den Odem spürt</p> <p>Von deiner Kraft, und selbst sie theilte, nur<br /> So frei nicht, Stürmender, wie du! Ja, schritt&#039;<br /> Ich noch, ein Knabe, auf der Kindheit Flur,</p> <p>Begleiter dir auf deinem Wolkenritt,<br /> Als deinen Flug zu überholen, mir<br /> So leicht erschien: – dann klagt&#039; ich, was ich litt,</p> <p>So bitter flehend nicht wie heute dir.<br /> O nimm mich auf, als Blatt, als Welle bloß!<br /> Ich fall&#039; auf Schwerter – ich verblute hier!</p> <p>Zu Tode wund sinkt in des Unmuths Schooß<br /> Ein Geist wie du, stolz, wild und fessellos.</p> <p>5.</p> <p>Laß gleich dem Wald mich deine Harfe sein,<br /> Ob auch wie seins mein Blatt zur Erde fällt!<br /> Der Hauch von deinen mächt&#039;gen Melodein</p> <p>Macht, daß ein Herbstton beiden tief entschwellt,<br /> Süß, ob in Trauer. Sei du, stolzer Geist,<br /> Mein Geist! Sei ich, du stürmevoller Held!</p> <p>Gleich welkem Laub, das neuen Lenz verheißt,<br /> Weh meine Grabgedanken durch das All,<br /> Und bei dem Liede, das mich aufwärts reißt,</p> <p>Streu, wie vom Herde glühnder Funkenfall<br /> Und Asche stiebt, mein Wort ins Land hinein!<br /> Dem Erdkreis sei durch meiner Stimme Schall</p> <p>Der Prophezeiung Horn! O Wind, stimm ein:<br /> Wenn Winter naht, kann fern der Frühling sein?</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/percy-bysshe-shelley" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Percy Bysshe Shelley</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/percy-bysshe-shelley/ode-an-den-westwind" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Ode an den Westwind" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 30 Dec 2016 23:44:12 +0000 mrbot 5312 at https://www.textarchiv.com Der Sonnenuntergang https://www.textarchiv.com/percy-bysshe-shelley/der-sonnenuntergang <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Ein Jüngling war, in dessen zartem Wesen,<br /> Wie Licht und Wind in einer duft&#039;gen Wolke,<br /> Die vor des blauen Mittags Gluth zergeht,<br /> Der Genius sich mit dem Tode stritt.<br /> Niemand vermag die süße Lust zu ahnen,<br /> Die seinen Odem, gleich dem Zauberbann<br /> Der stillen Sommerluft, verstummen machte,<br /> Als er mit der Geliebten, welche damals<br /> Die Schrankenlosigkeit vereinten Seins<br /> Zuerst gekostet, durch ein Feld gewandelt,<br /> Das, gegen Ost von einem Hain beschattet,<br /> Dem Himmel gegen Westen offen lag.<br /> Dort war die Sonne jetzt hinabgesunken,<br /> Doch Streifen Golds umsäumten noch die Wolken,<br /> Der weiten Grasesebne Spitzen, und<br /> Des alten Löwenzahnes grauen Bart,<br /> Und lagen auf dem dichten, braunen Wald,<br /> Vereinigt mit des Zwielichts Dämmerschatten.<br /> Im Ost hob langsam sich des Vollmonds Scheibe<br /> Zwischen der Bäume Stämmen hell empor,<br /> Und droben schaarten sich die bleichen Sterne. –<br /> »Ist es nicht seltsam, Isabella«, sprach<br /> Der Jüngling, »daß ich nie die Sonne sah?<br /> Wir wollen morgen wieder hieher wandeln,<br /> Dann sollst du sie mit mir einmal beschaun.«<br /> Der Jüngling und das Mädchen lagen Beide<br /> Vereint in Lieb&#039; und Schlummer diese Nacht –<br /> Doch als der Morgen kam, da fand das Mädchen<br /> Den Freund, den heißgeliebten, todt und kalt.<br /> Glaubt nicht, daß Gott in seiner Gnade so<br /> Ihn heimgeführt. Das Mädchen starb nicht, ward<br /> Wahnsinnig nicht, – sie lebte lange Jahre.<br /> Zwar mein&#039; ich, ihre Sanftmuth und Geduld,<br /> Ihr traurig Lächeln, und daß sie nicht starb,<br /> Nein, weiter lebt&#039;, um ihren greisen Vater<br /> Zu pflegen, waren eine Art von Wahnsinn,<br /> Wenn Wahnsinn anders sein heißt, als die Welt.<br /> Denn sie zu sehn nur, war, als ob man lese<br /> Ein Lied, das ein geweihter Dichter schuf,<br /> Das harte Herzen löst in linde Wehmuth.<br /> Von Thränen war die Wimper weggesengt,<br /> Und Lipp&#039; und Wange wie der Tod so bleich,<br /> Die Hände mager, daß durch die Gelenke<br /> Und Adern schier des Tages röthlich Licht<br /> Durchschien. Das Grab von deinem todten Ich,<br /> Das Ein unsteter Geist bei Nacht und Tag<br /> Bewohnt, ist Alles, du verlornes Kind,<br /> Was noch von dir hienieden übrig blieb!</p> <p>»Der du geerbt mehr, als die Erde beut:<br /> Ruh&#039; ohne Leidenschaft und ew&#039;ges Schweigen!<br /> Ob Todte finden, o, nicht Schlaf, doch Rast,<br /> Und schmerz- und klaglos sind, wie sie uns scheinen;<br /> Ob sie fortleben, ob ins tiefe Meer<br /> Der Liebe sinken: – o daß meine Grabschrift,<br /> Gleich deiner, ›Frieden‹ lautete!« Dies war<br /> Die einz&#039;ge Klage, die sie je gesprochen.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/percy-bysshe-shelley" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Percy Bysshe Shelley</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/percy-bysshe-shelley/der-sonnenuntergang" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Der Sonnenuntergang" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 30 Dec 2016 23:42:45 +0000 mrbot 5316 at https://www.textarchiv.com Worte zu einer indischen Melodie https://www.textarchiv.com/percy-bysshe-shelley/worte-zu-einer-indischen-melodie <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Ich erwach&#039; aus Träumen von dir<br /> Im ersten Schlummer der Nacht,<br /> Wenn die Winde flüstern im Laub,<br /> Und die Sterne schimmern voll Pracht.<br /> Ich erwach&#039; aus Träumen von dir,<br /> Und ein magischer Zauber trieb<br /> Meine Schritte mit stürmender Hast<br /> Zu deinem Fenster, mein Lieb.</p> <p>Die Lüfte schweigen so bang<br /> Auf dem stillen und dunklen Strom;<br /> Wie ein lieblicher Traum verweht<br /> Der Champakblüthen Arom;<br /> Der Nachtigall Klagelied<br /> Erstirbt in ihrer Brust,<br /> Wie ich in dir vergeh&#039;,<br /> Du mein Leben, meine Lust!</p> <p>O, hebe mich empor!<br /> Ich sterb&#039;, ich verschmachte hier!<br /> Auf Lippen und Augen laß<br /> Deine Küsse regnen mir!<br /> Meine Wang&#039; ist bleich und kalt,<br /> Wildstürmisch pocht die Brust!<br /> O, schließ mein Herz an deins,<br /> Wo es brechen wird vor Lust!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/percy-bysshe-shelley" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Percy Bysshe Shelley</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/percy-bysshe-shelley/worte-zu-einer-indischen-melodie" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Worte zu einer indischen Melodie" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 30 Dec 2016 23:42:37 +0000 mrbot 5318 at https://www.textarchiv.com