Textarchiv - Rudolf Lavant https://www.textarchiv.com/rudolf-lavant Deutscher Schriftsteller. Geboren am 30. November 1844 in Leipzig. Gestorben am 6. Dezember 1915 in Leipzig. de Unsere Zeit https://www.textarchiv.com/rudolf-lavant/unsere-zeit <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Wohl ist es eine Zeit von Eisen,<br /> In der zu wirken uns bestimmt,<br /> Die rauh den Dichtern und den Weisen<br /> Die Sammlung und die Stille nimmt,<br /> Die vorwärts drängt auf Sturmesflügeln<br /> Mit schrillem Pfiff, mit grellem Schrei,<br /> Wo sonst in Thälern und auf Hügeln<br /> Gewebt der Mondnacht Zauberei.</p> <p>Doch diese rauhe Zeit zu hassen –<br /> Verstockte Blindheit nur vermag’s;<br /> Es gilt nur eins – sie recht zu fassen,<br /> Die Dämmerung dieses neuen Tags,<br /> Der aus dem Zwielicht grauer Dome,<br /> Wie es der Kinderzeit gebührt,<br /> Die Menschheit rasch dem vollen Strome<br /> Des goldnen Lichts entgegenführt.</p> <p>Weckt aus der Asche die Heroen,<br /> Die Roms und Hellas’ Größe sahn –<br /> Wie würden ihre Augen lohen,<br /> Beträten staunend sie die Bahn!<br /> Wie würden sie bewundernd preisen<br /> Die siegreich-frohe Geisterschlacht,<br /> Die neue Zeit, die Zeit von Eisen<br /> In aller ihrer Wundermacht!</p> <p>Wenn zag und scheu die Alten standen<br /> Vor dem Geheimniß tiefverhüllt,<br /> Und sich hinweg am Ende wandten,<br /> Von ahnungsvollem Grau’n erfüllt;<br /> So haben wir uns durchgerungen<br /> Auf schwacher, oft verlorner Spur,<br /> Und sie in unsern Dienst gezwungen,<br /> Die Riesenkräfte der Natur.</p> <p>Prometheus, sei um deine kühne<br /> Glorreiche That von uns gegrüßt,<br /> Der du den Raub, den ohne Sühne<br /> Wir jetzt begehen, schwer gebüßt!<br /> Seit das Geschenk der heil’gen Flamme<br /> Vom Tisch der Götter du gemacht,<br /> Ward ungestraft dem Menschenstamme<br /> So manche Gabe dargebracht.</p> <p>Doch welche Zeit kann sich berühmen<br /> So ungebrochnen Siegeszugs?<br /> Wer ahnt das Ziel des ungestümen,<br /> Des adlergleichen Sonnenflugs?<br /> Wo ist die letzte feste Schranke,<br /> Wo weiß kein tiefes Sinnen Rath,<br /> Wo schwindelt haltlos der Gedanke,<br /> Wo sinkt der Arm der kühnen That?</p> <p>So Unerhörtes ward errungen<br /> In einer kurzen Spanne Zeit,<br /> So Urgewalt’ges ward bezwungen –<br /> Und vor uns liegt’s wie Ewigkeit!<br /> Wer möchte nicht die Hände heben<br /> Voll Inbrunst, wie es nie geschehn,<br /> Und stehen um ein langes Leben,<br /> Um mehr der Siege noch zu sehn?</p> <p>Im großen Heer mit Karst und Feder,<br /> Das kühn des Weltgeists Schlachten schlägt,<br /> Soldaten wir, von denen jeder<br /> Den Marschallsstab im Ranzen trägt!<br /> So laßt als treue Zeitgenossen<br /> Uns fest denn zu einander stehn<br /> Und durch die Reihen festgeschlossen<br /> Ein siegesfrohes Rufen gehn!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/rudolf-lavant" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Rudolf Lavant</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1893</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/rudolf-lavant/unsere-zeit" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Unsere Zeit" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 28 Feb 2015 22:13:10 +0000 akessler 837 at https://www.textarchiv.com