Textarchiv - Gotthold Ephraim Lessing

Lied aus dem Spanischen

admin — Thu, 16 Jun 2016 22:00:01 +0000

Gestern liebt ich,
Heute leid ich,
Morgen sterb ich:
Dennoch denk ich
Heut und morgen
Gern an gestern.

1780

Der Stachelreim

akessler — Fri, 22 Apr 2016 22:00:02 +0000

Erast, der gern so neu als eigentümlich spricht,
Nennt einen Stachelreim sein leidig Sinngedicht.
Die Reime hör’ ich wohl; den Stachel fühl’ ich nicht.

Gotthold Ephraim Lessing

1751

Nikander

akessler — Sat, 10 Oct 2015 22:00:01 +0000

Nikandern glückte jüngst ein trefflich Epigramm,
So fein, so scharf, als je von Kästnern eines kam.
Nun schwitzt er Tag und Nacht, ein zweites auszuhecken.
Vergebens; was er macht, verdirbt.
So sticht ein Bienchen uns und läßt den Stachel stecken,
Und martert sich, und stirbt.

Gotthold Ephraim Lessing

1751

Auf Frau Trix

akessler — Thu, 03 Sep 2015 22:00:01 +0000

Frau Trix besucht sehr oft den jungen Doktor Klette.
Argwohnet nichts! Ihr Mann liegt wirklich krank zu Bette.

Gotthold Ephraim Lessing

1751

Die Ewigkeit gewisser Gedichte

akessler — Wed, 26 Aug 2015 22:00:02 +0000

Verse, wie sie Bassus schreibt,
Werden unvergänglich bleiben: –
Weil dergleichen Zeug zu schreiben,
Stets ein Stümper übrig bleibt.

Gotthold Ephraim Lessing

1751

Hinz und Kunz

akessler — Tue, 18 Aug 2015 22:00:01 +0000

Hinz
Was doch die Großen alles essen!
Gar Vogelnester; eins, zehn Taler wert.

Kunz
Was? Nester? Hab' ich doch gehört,
Daß manche Land und Leute fressen.

Hinz
Kann sein! kann sein, Gevattersmann!
Bei Nestern fingen die denn an.

Gotthold Ephraim Lessing

1751

Auf Trill und Troll

akessler — Wed, 12 Aug 2015 22:00:02 +0000

Ob Trill mehr, oder Troll mehr zu beneiden ist,
Trill, der Dorindens Bild, Troll, der Dorinden küßt:
Das möcht’ ich wohl entschieden wissen, –
Da beide sie gemalt nur küssen.

Gotthold Ephraim Lessing

1751

Thrax und Stax

akessler — Fri, 17 Jul 2015 22:00:02 +0000

Stax
Thrax! eine taube Frau zu nehmen!
O Thrax, das nenn' ich dumm.

Thrax
Ja freilich, Stax! ich muß mich schämen.
Doch sieh, ich hielt sie auch für stumm.

Gotthold Ephraim Lessing

1751

Die Sinngedichte an den Leser

akessler — Sat, 28 Feb 2015 22:16:30 +0000

Wer wird nicht einen Klopstock loben?
Doch wird ihn jeder lesen? – Nein.
Wir wollen weniger erhoben
Und fleißiger gelesen sein.

Gotthold Ephraim Lessing

1751