Textarchiv - Rudolf Baumbach https://www.textarchiv.com/rudolf-baumbach Deutscher Dichter. Geboren am 28. September 1840 in Kranichfeld (Thüringen). Gestorben am 21. September 1905 in Meiningen. de Tempora mutantur https://www.textarchiv.com/rudolf-baumbach/tempora-mutantur <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Stand ein Rosenstrauch im Mai<br /> Blühend an sonniger Halde,<br /> Flog ein lustiger Fink herbei<br /> Aus dem schattigen Walde.</p> <p>Und der lustige Finke sprach:<br /> »Lass, o Rose, mich wohnen<br /> Unter deinem Blätterdach,<br /> Will’s nach Kräften dir lohnen.</p> <p>Will dich preisen mit süssem Sang,<br /> Selig durch deine Minne –<br /> Will dir dienen mein Leben lang,<br /> Schöne Frau Königinne! –«</p> <p>Sprach die Rose: »Ein Finkenhahn<br /> Soll mich nicht bethören,<br /> Wenn du wärest der Goldfasan,<br /> Möcht’ ich vielleicht dich erhören.<br /> Aber zwischen uns beiden liegt<br /> Eine gewaltige Schranke,<br /> Und kein Finke darüber fliegt; –<br /> Nein – mein Herr, –- ich danke.« –</p> <p>Kehrte der Finke zurück zum Wald,<br /> Dachte nicht weiter an Minne,<br /> Pfiff und sang, da kam ihm bald<br /> Röslein aus dem Sinne.</p> <p>Als der Winter kam ins Land,<br /> Fand er auf jenem Flecke,<br /> Wo im Frühling die Rose stand,<br /> Eine dornige Hecke;</p> <p>Hingen nur wenige Blättlein dran,<br /> Welk und halb erfroren –<br /> Wartend auf den Goldfasan,<br /> Hat sie die Blüte verloren.</p> <p>Als die Hecke den Finken erkannt,<br /> Rief sie mit einer Verbeugung:<br /> »Zog dich endlich aus fernem Land<br /> Heim deine erste Neigung?</p> <p>Komm, mein Trauter, uns trennt fortan<br /> Keine hemmende Schranke –«<br /> Sah sie der Fink bedenklich an,<br /> Sprach: »Mein Fräulein – ich danke!« –</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/rudolf-baumbach" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Rudolf Baumbach</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/rudolf-baumbach/tempora-mutantur" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Tempora mutantur" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 19 Jul 2015 22:00:01 +0000 akessler 874 at https://www.textarchiv.com Jeder nach seiner Art https://www.textarchiv.com/rudolf-baumbach/jeder-nach-seiner-art <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Nie werden Trauben süss und schwer<br /> An Haselbüschen reifen,<br /> Der Distelfink lernt nimmermehr<br /> Wie eine Drossel pfeifen.</p> <p>Sehnsüchtig klagt im Hollerstrauch<br /> Das Nachtigallenmännchen,<br /> Ich singe nach Vagantenbrauch<br /> Beim Klapp der Deckelkännchen.</p> <p>Der feilt an einer Elegie,<br /> Der schmiedet eine Fabel,<br /> Ich singe in die Winde, wie<br /> Gewachsen mir der Schnabel.</p> <p>Ich hab’s gelernt im grünen Wald<br /> Beim Rauschen alter Föhren,<br /> Und wem mein Singsang nicht gefallt,<br /> Der braucht nicht zuzuhören.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/rudolf-baumbach" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Rudolf Baumbach</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/rudolf-baumbach/jeder-nach-seiner-art" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Jeder nach seiner Art" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 05 Jul 2015 22:00:01 +0000 akessler 871 at https://www.textarchiv.com Der Wagen rollt https://www.textarchiv.com/rudolf-baumbach/der-wagen-rollt <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Hoch auf dem gelben Wagen<br /> Sitz’ ich bei’m Schwager vorn.<br /> Vorwärts die Rosse jagen,<br /> Lustig schmettert das Horn.<br /> Berge und Wälder und Matten,<br /> Wogendes Aehrengold. —<br /> Möchte wohl ruhen im Schatten,<br /> Aber der Wagen rollt.</p> <p>Flöten hör’ ich und Geigen,<br /> Kräftiges Baßgebrumm;<br /> Lustiges Volk im Reigen<br /> Tanzt um die Linde herum,<br /> Wirbelt wie Laub im Winde,<br /> Jubelt und lacht und tollt. –<br /> Bliebe so gern bei der Linde,<br /> Aber der Wagen rollt.</p> <p>Postillon an der Schenke<br /> Füttert die Rosse im Flug;<br /> Schäumendes Gerstengetränke<br /> Bringt uns der Wirth im Krug.<br /> Hinter den Fensterscheiben<br /> Lacht ein Gesichtchen hold. –<br /> Möchte so gern noch bleiben,<br /> Aber der Wagen rollt.</p> <p>Sitzt einmal ein Gerippe<br /> Hoch auf dem Wagen vorn,<br /> Trägt statt Peitsche die Hippe,<br /> Stundenglas statt Horn –<br /> Ruf’ ich: „Ade ihr Lieben,<br /> Die ihr noch bleiben wollt;<br /> Gern wär’ ich selbst noch geblieben,<br /> Aber der Wagen rollt.“</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/rudolf-baumbach" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Rudolf Baumbach</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1907</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/rudolf-baumbach/der-wagen-rollt" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Der Wagen rollt" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 17 Jun 2015 22:00:02 +0000 akessler 1181 at https://www.textarchiv.com Der alte und der junge Hase https://www.textarchiv.com/rudolf-baumbach/der-alte-und-der-junge-hase <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Der junge Has’ zum alten spricht:<br /> „Ich muss den Menschen loben,<br /> Er ist im Grund so übel nicht,<br /> Ich habe davon Proben.</p> <p>Den Fuchs, der unser Volk bedroht,<br /> Den hat er heut gefangen;<br /> Ich sah den Räuber mausetot<br /> In einer Falle hangen.</p> <p>Ein freies Leben führen wir<br /> Fortan in Klee und Kresse.<br /> Auf, lohnen wir dem Menschentier<br /> Mit einer Dankadresse!“</p> <p>Der Alte spricht: „Du liebe Not!<br /> Den Menschen kenn’ ich besser.<br /> Ich weiss ein Lied vom Hasenschrot,<br /> Von Topf und Küchenmesser.</p> <p>Es fängt der Mensch mit Witz und List<br /> Den roten Schelm im Eisen,<br /> Denn, wenn der Fuchs die Hasen frisst,<br /> Kann sie der Mensch nicht speisen.“</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/rudolf-baumbach" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Rudolf Baumbach</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/rudolf-baumbach/der-alte-und-der-junge-hase" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Der alte und der junge Hase" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 23 May 2015 01:29:52 +0000 akessler 873 at https://www.textarchiv.com Das Stelldichein https://www.textarchiv.com/rudolf-baumbach/das-stelldichein <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Das ist die richtige Stelle:<br /> Die Linde am Strassenrain<br /> Und drüben die alte Kapelle;<br /> Hier ist das Stelldichein.<br /> Die Sterne am Himmel stehen,<br /> Die Glocke im Dorf schlägt acht.<br /> Von Elsebeth nichts zu sehen. –<br /> Ich hab’ mir’s ja gleich gedacht.</p> <p>Sie kann sich nicht trennen, ich wette,<br /> Vom Spiegel daheim an der Wand<br /> Und nestelt an Spange und Kette<br /> Und zupft an Tüchlein und Band.<br /> Am Ende lässt sie mich harren<br /> Die liebe, lange Nacht.<br /> Gewiss, sie hat mich zum Narren. –<br /> Ich hab’ mir’s ja gleich gedacht.</p> <p>Vielleicht – o du falsche Schlange!<br /> Jetzt wird mir’s auf einmal klar,<br /> Warum der Frieder, der lange,<br /> Heut morgen so lustig war.<br /> Der Schrecken lähmt mir die Glieder,<br /> Ich bin betrogen, verlacht,<br /> Die Elsebeth hält’s mit dem Frieder. –<br /> Ich hab’ mir’s ja gleich gedacht.</p> <p>Ich hebe zum Schwure die Hände<br /> Zum Sternenhimmel – doch halt,<br /> Was kommt durch das Wiesengelände<br /> Vom Dorf herüber gewallt?<br /> Ich sehe zwei niedliche Füsse,<br /> Sie nahen sich zaghaft und sacht.<br /> Sie kommt, die Treue, die Süsse. –<br /> Ich hab’ mir’s ja gleich gedacht.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/rudolf-baumbach" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Rudolf Baumbach</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/rudolf-baumbach/das-stelldichein" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Das Stelldichein" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 08 Apr 2015 00:41:07 +0000 akessler 869 at https://www.textarchiv.com Der Ritter und die Nixen https://www.textarchiv.com/rudolf-baumbach/der-ritter-und-die-nixen <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Zwölf Ritter ritten durch am Wald<br /> Mit Schwert und Schild und Sporen;<br /> Sie scherzen und lachen und haben bald<br /> Den rechten Weg verloren.</p> <p>Und plötzlich sehen sie durch den Tann<br /> Ein stilles Wasser blinken;<br /> Sie reiten hinzu, sie halten an<br /> Und lassen die Rösslein trinken.</p> <p>Da rauscht das Schilf und schwankt und nickt,<br /> Die Wasserlilien sich neigen,<br /> Und aus dem See korallengeschmückt<br /> Zwölf schöne Nixen steigen.</p> <p>Die Rosse zittern und schnauben bang,<br /> Die Ritter starren und schauen,<br /> Da tönt bestrickender Gesang<br /> Vom Mund der Wasserfrauen.</p> <p>»O folget uns in unser Reich,<br /> Rotwangige Erdensöhne;<br /> Unsterblichkeit verleihen wir euch<br /> Und ewige Jugendschöne.</p> <p>Es kann ja doch die höchste Lust<br /> Auf Erden nicht gedeihen;<br /> Ihr findet sie an unsrer Brust,<br /> Bei uns, den Wasserfeien.</p> <p>Was euer Herz sich wünschen mag,<br /> Ihr findet’s auf dem Grunde;<br /> Zum Augenblick wird euch ein Tag,<br /> Das Jahr zu einer Stunde.</p> <p>In unserm kühlen Aufenthalt<br /> Erwarten euch Freuden und Wonnen,<br /> Soviel als Nadeln ein Tannenwald<br /> Und Tropfen zählt ein Bronnen.« –</p> <p>Die Ritter hören’s, es wallt ihr Blut,<br /> Sie springen behend vom Pferde.<br /> »Wir folgen euch, Nixen, in die Flut;<br /> Fahr wohl, du staubige Erde!«</p> <p>Da raschelt das Laub, und die Ritter sehn<br /> Auf einmal einen braunen,<br /> Dickköpfigen Waldzwerg vor sich stehn,<br /> Darob sie aufs neue erstaunen.</p> <p>Das Zwerglein hebt die Hand und spricht:<br /> »Lasst guten Rat euch sagen:<br /> Gehorcht den Wasserfrauen nicht,<br /> Ihr müsstet’s bald beklagen.</p> <p>Wahr ist es, was man euch verhiess,<br /> Man hat euch nicht belogen;<br /> Es liegt ein blühend Paradies<br /> Im Schoss der blauen Wogen.</p> <p>Es warten euer auf dem Grund<br /> Viel Wonne und Vergnügen<br /> Doch etwas hat der Nixen Mund,<br /> Gar weislich euch verschwiegen.</p> <p>Es harren eurer kampfbereit –<br /> Erzittert, kühne Ritter,<br /> Behaftet mit Unsterblichkeit,<br /> Zwölf Nixenschwiegermütter.«</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/rudolf-baumbach" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Rudolf Baumbach</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/rudolf-baumbach/der-ritter-und-die-nixen" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Der Ritter und die Nixen" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 25 Mar 2015 09:15:46 +0000 akessler 875 at https://www.textarchiv.com Liebchen https://www.textarchiv.com/rudolf-baumbach/liebchen <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Liebchen heut in Gesellschaft geht,<br /> Zeigt sich in raschelnder Seide,<br /> Fragt mich, wie ihr das Hütchen steht<br /> Und die Schleppe am Kleide.</p> <p>Wie ich die schlanke Jugendgestalt<br /> Must’re mit prüfenden Blicken,<br /> Rieselt ein Schauer mir eisig kalt<br /> Plötzlich hinunter den Rücken.</p> <p>Alles, vom Stiefelchen bis zum Hut<br /> Sitzt dir wie angegossen,<br /> Aber wie viel unschuldiges Blut<br /> Ist um dich, Teure, geflossen!</p> <p>Seidenwürmer wohl tausend und mehr<br /> Mussten ihr Leben lassen<br /> Für den Stoff, den du hinter dir her<br /> Schleppst durch die staubigen Gassen.</p> <p>Für dein zierliches Stiefelpaar<br /> Musste ein Kälbchen verenden,<br /> Und Hermeline, ein Dutzend gar,<br /> Mussten die Fellchen dir spenden.</p> <p>Deine Handschuhe, glatt und weich,<br /> Gab dir ein blökendes Lämmlein,<br /> Und die Schildkröt’ im kühlen Teich<br /> Lieferte dir das Kämmlein.</p> <p>Walfisch schwamm im eisigen Meer<br /> Fröhlich hin und wieder.<br /> Stirb und gib dein Fischbein her!<br /> Liebchen braucht es für’s Mieder.</p> <p>Pfeilgetroffen ein Elefant<br /> Musste im Urwald erblassen.<br /> Hat für den Fächer in deiner Hand<br /> Leben und Zähne gelassen.</p> <p>Sterbend gab dir der Wüstenstrauss<br /> Wallende Federn als Steuer. –<br /> Trinke auch mir die Seele aus,<br /> Reizendes Ungeheuer!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/rudolf-baumbach" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Rudolf Baumbach</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/rudolf-baumbach/liebchen" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Liebchen" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 25 Mar 2015 09:15:46 +0000 akessler 870 at https://www.textarchiv.com Das Geheimnis https://www.textarchiv.com/rudolf-baumbach/das-geheimnis <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Heckenröslein, über Nacht<br /> Seid ihr aufgegangen,<br /> Schaut mich freudig an und lacht<br /> Mit verschämten Wangen.<br /> Ein Geheimnis, wie man spricht,<br /> Wisst ihr zu bewahren;<br /> Heckenröslein, plaudert nicht,<br /> Sollt etwas erfahren.<br /> Still, still,<br /> Ich bin ein thöricht Mädel<br /> Und weiss nicht, was ich will.</p> <p>Kater, hast dich scheu versteckt,<br /> Hör dich ängstlich schreien.<br /> Dass du von der Milch geleckt,<br /> Will ich heut verzeihen;<br /> Krieche aus dem Winkel vor,<br /> Schrecken aller Ratzen,<br /> Komm, ich sag dir was ins Ohr,<br /> Aber darfst nicht kratzen.<br /> Still, still,<br /> Ich bin ein thöricht Mädel<br /> Und weiss nicht, was ich will.</p> <p>Schwalbe, komm aus deinem Bau,<br /> Will dir was erzählen,<br /> Aber deiner Schwalbenfrau<br /> Musst du es verhehlen.<br /> Mein Geheimnis würde bald<br /> Aller Welt zu eigen,<br /> Denn die Frauen jung und alt<br /> Wissen nicht zu schweigen.<br /> Still, still,<br /> Ich bin ein thöricht Mädel<br /> Und weiss nicht, was ich will.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/rudolf-baumbach" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Rudolf Baumbach</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/rudolf-baumbach/das-geheimnis" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Das Geheimnis" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 13 Mar 2015 23:00:02 +0000 akessler 872 at https://www.textarchiv.com Nausikaa https://www.textarchiv.com/rudolf-baumbach/nausikaa <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Auf moosigem Stein, an Baches Rand<br /> Sitzt rastend ein Magister,<br /> Homerum hält er in der Hand<br /> Und von Odysseus liest er.<br /> Jetzt schaut er auf und spitzt das Ohr;<br /> Denn aus den Erlen schallt’s hervor:<br /> Plitsch, platsch,<br /> Klitsch, klatsch!<br /> Er schleicht sich durch die Hecken,<br /> Die Ursach’ zu entdecken. –</p> <p>Da wo der Bach vom Felsen stürzt,<br /> Und klar die Wellen rinnen,<br /> Steht unbeschuht und hochgeschürzt<br /> Ein Mägdlein und wäscht Linnen.<br /> Der Herr Magister kommt ihr nah<br /> Und ruft entzückt: „Nausikaa!“<br /> Plitsch, platsch,<br /> Klitsch, klatsch!<br /> Sie zeigt die weissen Zähne<br /> Und lacht: „Ich heisse Lene.“</p> <p>Und ernsten Tons der andre spricht:<br /> „Belehrung kann nur frommen.<br /> Hast von Nausikaa du nicht<br /> Und von Ulyss vernommen?“<br /> Sie schüttelt mit dem Kopf und lacht:<br /> „So fangt nur an, ich gebe acht.“<br /> Plitsch, platsch,<br /> Klitsch, klatsch!<br /> „Ich will auch gerne hören,<br /> Nur dürft Ihr mich nicht stören.“</p> <p>„Odysseus lag auf Scheria<br /> Schiffbrüchig am Gestade,<br /> Das Königskind Nausikaa<br /> Hielt grosse Wäsche grade.<br /> Sie war so schön und jung wie du,<br /> Und fleissig war sie auch dazu.<br /> Plitsch, platsch,<br /> Klitsch, klatsch!<br /> Odysseus hat’s vernommen<br /> Und ist herangekommen.</p> <p>Er warf sich auf den Grund und schrie:<br /> ‚Erbarme dich, erbarme!‘<br /> Dabei umschlang er ihre Knie,<br /> So wie ich dich umarme!“<br /> Magisterlein die Magd umschlingt,<br /> Die Magd den nassen Lappen schwingt –<br /> Plitsch, platsch,<br /> Klitsch, klatsch!<br /> Drob musste ihm vergehen<br /> Das Hören und das Sehen.</p> <p>Er ging und kratzte sich im Haar,<br /> That hinter’s Ohr sich schreiben:<br /> Mit Wäscherinnen bringt’s Gefahr<br /> Die Odyssee zu treiben.<br /> Den übeln Dank, der ihm geschah<br /> Von seiten der Nausikaa –<br /> Plitsch, platsch,<br /> Klitsch, klatsch!<br /> Von uns der Himmel wende!<br /> Hier ist die Mär zu Ende.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/rudolf-baumbach" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Rudolf Baumbach</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/rudolf-baumbach/nausikaa" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Nausikaa" class="rdf-meta element-hidden"></span> Mon, 02 Mar 2015 11:39:52 +0000 akessler 868 at https://www.textarchiv.com