Textarchiv - Robert Eysler https://www.textarchiv.com/robert-eysler Österreichischer Schriftsteller und Redakteur. Geboren am 2. Februar 1874 in Wien. Gestorben 1931. de Die Modepuppe https://www.textarchiv.com/robert-eysler/die-modepuppe <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>So zierlich wie ein Marzipanfigürchen,<br /> So niedlich, reizend, schmiegsam und charmant<br /> Adrett, exakt, so trippelt wie am Schnürchen<br /> Durchs Leben die Prinzessin aus Tragant.</p> <p>Doch hinter diesen Marzipan-Allüren<br /> Liegt eine Katze, lüstig und voll Glut,<br /> Die Phantasieen spinnt, die auszuführen<br /> Das frechste Dämchen hätte nicht den Mut.</p> <p>Das Surren dieser Katze kann man hören<br /> Oft im Salon beim Flirt mit dem Galan,<br /> Doch sucht sie nur die Männer zu betören;<br /> Mehr will sie nicht – damit ist’s abgetan.</p> <p>Denn Leidenschaft ist nichts für ihresgleichen,<br /> Es reizt sie stets nur die verbot’ne Frucht,<br /> Sie schnuppert dran, sie will sie nicht erreichen<br /> Und hat noch nie zu knuspern dran versucht.</p> <p>Sie hat den Gatten niemals noch betrogen,<br /> Sie ist der Tugend Bild, das nur so strahlt,<br /> Von Anstandsfirnis glänzend überzogen<br /> Und – was die Hauptsach ist – famos gemalt.</p> <p>Es wird ihr leicht von Sünde frei zu bleiben<br /> (Schon weil dies oftmals der Figur nicht frommt)<br /> Nur etwas könnte sie zum Treubruch treiben:<br /> Wenn offiziell er in die Mode kommt.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/robert-eysler" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Robert Eysler</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/robert-eysler/die-modepuppe" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Die Modepuppe" class="rdf-meta element-hidden"></span> Mon, 01 Jun 2015 23:56:31 +0000 akessler 941 at https://www.textarchiv.com Dieb und Dirne https://www.textarchiv.com/robert-eysler/dieb-und-dirne <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Ein dürres Weib, gewohnt ihr Leben<br /> Im Elend und im Schmutz zu waten,<br /> Verkauft sich an der Grossstadt Grenze<br /> An trunkne Männer und Soldaten.</p> <p>Der Bursche, den sie halb aus Liebe<br /> Und halb zum Schutz sich musste wählen,<br /> Geht abends heimlich mit dem Messer<br /> Zur Stadt zu rauben und zu stehlen.</p> <p>Die Angst, Begierde und das Elend<br /> Sind riesenhaft die drei Gewalten,<br /> Die trotz des Zanks und trotz der Prügel<br /> Die beiden stets zusammenhalten.</p> <p>Der Abschaum der Kultur, der schönen,<br /> Die man verficht mit kühner Stirne,<br /> Geniessen sie des Lebens Fusel,<br /> Am Abgrund wandelnd – Dieb und Dirne</p> <p>- – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –</p> <p>Auf weichen, weissen Kissen dehnt sich<br /> Ein Weibchen noch im Morgenkleide<br /> Und zeigt kokett das schlanke Beinchen<br /> Im Strumpf aus glänzend schwarzer Seide.</p> <p>Der Mann ist fort, auch der Geliebte,<br /> Den solche Frauen haben müssen;<br /> Sie aber schwelgt im Geist schon wieder<br /> In unerhörten Hochgenüssen.</p> <p>Sie nimmt Besuche an, und lächelnd<br /> Gewährt sie auch die tollsten Sachen,<br /> Nur darf man später nicht vergessen,<br /> Ein reich’ Geschenk dafür zu machen.</p> <p>Der Gatte muss den Luxus schaffen,<br /> Bedürfnis ist er ihnen beiden,<br /> D’rum muss er wuchern, unterschlagen<br /> Und muss die rechten Wege meiden.</p> <p>Die Frau betrügt ihn täglich, stündlich,<br /> Wie er die Leute muss betrügen,<br /> Und so „geniessen“ sie das Leben<br /> Stets lächelnd mit verzerrten Zügen.</p> <p>Die Angst, Begierde und die Habsucht<br /> Sind riesenhaft die drei Gewalten,<br /> Die trotz des Zanks und trotz der Lügen<br /> Die beiden „treu" zusammenhalten.</p> <p>Dasselbe wie dort in der Gosse,<br /> Trotz Seidenkleid und Glühlichtbirne,<br /> Der Rahmen anders, doch im Innern<br /> Das gleiche Pärchen – Dieb und Dirne.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/robert-eysler" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Robert Eysler</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/robert-eysler/dieb-und-dirne" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Dieb und Dirne" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 06 Mar 2015 11:00:30 +0000 akessler 940 at https://www.textarchiv.com