Textarchiv - Friedrich Hebbel https://www.textarchiv.com/friedrich-hebbel Deutscher Dramatiker und Lyriker. Geboren am 18. März 1813 in Wesselburen, Dithmarschen. Gestorben am 13. Dezember 1863 in Wien. de Rose und Lilie https://www.textarchiv.com/friedrich-hebbel/rose-und-lilie <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Die Rose liebt die Lilie,<br /> Sie steht zu ihren Füßen.<br /> Bald lös’t die Glut ihr schönstes Blatt,<br /> Es fällt, die Braut zu grüßen.</p> <p>Die Lilie bemerkt es wohl,<br /> Sie hätt’ das Blättlein gerne;<br /> Der Wind verweht’s, und Blatt nach Blatt<br /> Jagt er in alle Ferne.</p> <p>Die Rose doch läßt nimmer ab,<br /> Läßt immer neue fallen;<br /> Sie grüßt, und grüßt sich fast zu todt,<br /> Doch keines trifft von allen.</p> <p>Das lezte fängt die Lilie<br /> Und thut sich dicht zusammen;<br /> Nun glüht das Blatt in ihrem Kelch,<br /> Als wie ein Herz voll Flammen.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/friedrich-hebbel" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Friedrich Hebbel</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1842</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/friedrich-hebbel/rose-und-lilie" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Rose und Lilie" class="rdf-meta element-hidden"></span> Thu, 07 May 2015 00:42:44 +0000 akessler 1049 at https://www.textarchiv.com Schau’ ich in die tiefste Ferne ... https://www.textarchiv.com/friedrich-hebbel/schau-ich-in-die-tiefste-ferne <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Schau’ ich in die tiefste Ferne<br /> Meiner Kinderzeit hinab,<br /> Steigt mit Vater und mit Mutter<br /> Auch ein Hund aus seinem Grab.</p> <p>Fröhlich kommt er hergesprungen,<br /> Frischen Muts, den Staub der Gruft,<br /> Wie so oft den Sand der Strasse,<br /> Von sich schüttelnd in der Luft.</p> <p>Mit den treuen braunen Augen<br /> Blickt er wieder auf zu mir,<br /> Und er scheint wie einst zu mahnen:<br /> Geh doch nur, ich folge dir!</p> <p>Denn in unsrem Hause fehlte<br /> Es an Dienern ganz und gar,<br /> Doch die Mutter liess mich laufen.<br /> Wenn er mir zur Seite war.</p> <p>Besser gab auch keine Amme<br /> Je auf ihren Schützling acht,<br /> Und er hatte schärfre Waffen<br /> Und gebrauchte sie mit Macht.</p> <p>Seine eignen Kameraden<br /> Hielt er mit den Zähnen fern,<br /> Und des Nachbars Katze ehrte<br /> Ihn von selbst als ihren Herrn.</p> <p>Doch wenn ich dem alten Brunnen<br /> Spielend nahte hinterm Haus,<br /> Bellte er mit heller Stimme<br /> Meine Mutter gleich heraus.</p> <p>Er erhielt von jedem Bissen<br /> Seinen Teil, den ich bekam,<br /> Und er war mir so ergeben,<br /> Dass er selbst die Kirschen nahm.</p> <p>Wie die beiden Dioscuren<br /> Brachten wir die Tage hin,<br /> Einer durch den andern glücklich,<br /> Jede Stunde ein Gewinn.</p> <p>Aber allzu bald nur trübte<br /> Uns der heitre Himmel sich,<br /> Denn er hatte einen Fehler,<br /> Diesen, dass er wuchs wie ich.</p> <p>Und an ihm erschien als Sünde,<br /> Was an mir als Tugend galt,<br /> Da man mich ums Wachsen lobte,<br /> Aber ihn ums Wachsen schalt.</p> <p>Immer grösser ward der Hunger,<br /> Immer kleiner ward das Brot,<br /> Und nur einer konnte essen,<br /> Was die Mutter beiden bot.</p> <p>Als ich eines Morgens fragte,<br /> Sagte man, er wäre fort<br /> Und entlaufen wie mein Hase,<br /> Doch das war ein falsches Wort.</p> <p>Noch denselben Abend kehrte<br /> Er zu seinem Freund zurück,<br /> Den zerbissnen Strick am Halse;<br /> Doch das war ein kurzes Glück!</p> <p>Denn obgleich er mit ins Bette<br /> Durfte, ach, ich bat so sehr,<br /> War er morgens doch verschwunden,<br /> Und ich sah ihn niemals mehr.</p> <p>Ward er an die Eisenkette<br /> Jetzt gelegt von seinem Herrn,<br /> Oder fiel sein Los noch härter,<br /> Weiss ich nicht, doch blieb er fern!</p> <p>Schau’ ich in die tiefste Ferne<br /> Meiner Kinderzeit hinab,<br /> Steigt mit Vater und mit Mutter<br /> Auch ein Hund aus seinem Grab.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/friedrich-hebbel" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Friedrich Hebbel</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/friedrich-hebbel/schau-ich-in-die-tiefste-ferne" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Schau’ ich in die tiefste Ferne ..." class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 11 Apr 2015 10:46:08 +0000 akessler 1048 at https://www.textarchiv.com