Textarchiv - Anton Lindner https://www.textarchiv.com/anton-lindner Deutschsprachiger Lyriker und Erzähler. Geboren am 14. Dezember 1874 in Lemberg. Gestorben am 30. Dezember 1928 in Wandsbek. de Frühling https://www.textarchiv.com/anton-lindner/fruhling <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Wie ein Traum von mir zu dir<br /> In der Flüsterlinde;<br /> Wie ein Traum von mir zu dir:<br /> Spatzenlied im Winde.</p> <p>Wie ein Traum von mir zu dir<br /> Lispeln rings die Quellen;<br /> Wie ein Traum von mir zu dir<br /> In den Blütenzellen.</p> <p>Und es schwellen Blatt und Bast,<br /> Dürsten in den Zweigen,<br /> Sonne quillt von Ast zu Ast,<br /> Und die Säfte steigen.</p> <p>Und das Blut der Scholle rinnt,<br /> Und die Wurzeln saugen;<br /> Und Natur, fast noch ein Kind,<br /> Winkt schon mit den Augen.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/anton-lindner" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Anton Lindner</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/anton-lindner/fruhling" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Frühling" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 12 Mar 2016 23:00:02 +0000 akessler 1705 at https://www.textarchiv.com Hochzeitlich Lied https://www.textarchiv.com/anton-lindner/hochzeitlich-lied <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Lass Akaziendüfte schaukeln,<br /> Rosen durch die Fenster gaukeln,<br /> Blütenfee – das bist nun du!<br /> Deine buchenroten Locken<br /> Läuten mir wie Märchenglocken,<br /> Und die weiten Thäler locken …<br /> Komm, mein Kind, wir zieh’n zur Ruh.</p> <p>In das Land der blassen Farben<br /> Zieh’n wir ein … und Purpurgarben<br /> Fächeln stille Flammen zu;<br /> Horch, schon zittern weiche Lieder,<br /> Mond enthüllt sein Schneegfieder –<br /> Fieberheiss die reifen Glieder,<br /> Zieh’n wir, Hand in Hand, zur Ruh.</p> <p>Leise Scham, so schüchtern gleitend,<br /> Lichte Rosenflügel spreitend,<br /> Deckt die Aeuglein, deckt dich zu;<br /> Klingt’s im Park von Zymbeln, Zinken,<br /> Will durchs Fenster Venus winken, –<br /> Müssen Band und Seide sinken …<br /> Komm, mein Kind, wir zieh’n zur Ruh.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/anton-lindner" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Anton Lindner</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/anton-lindner/hochzeitlich-lied" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Hochzeitlich Lied" class="rdf-meta element-hidden"></span> Thu, 28 Jan 2016 23:00:02 +0000 akessler 1704 at https://www.textarchiv.com Das Gelöbnis https://www.textarchiv.com/anton-lindner/das-geloebnis <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Will mir die Mädchen aus dem Sinne schlagen!<br /> Gelobt’ ich mir. Doch als der Abend kam,<br /> War’s Aphrodite, die im Fackelwagen,<br /> Von Rosenduft und blauem Tau getragen,<br /> Herniederflog und mich beim Arme nahm:</p> <p>Die sanfte Welt, in die ich Rosen streute,<br /> Hat dein Gelöbnis wie ein Fluch entweiht!<br /> Doch will ich wachen, bis dein Herz bereute –<br /> Sieh’ hin, die Nacht ist voller Wunder heute,<br /> Und Schauer schweben, meinem Wink bereit …</p> <p>* *</p> <p>Ich sah umher … Da stand in schwarzen Flören<br /> Das bleiche Leid vor meinem weissen Haus.<br /> Da kam ein Lied, wie Geigenton zu hören:<br /> Man trug, umrauscht von tiefen Trauerchören,<br /> Auf schwarzer Bahre mich zum Tor hinaus.</p> <p>Und dunkle Mönche, nächst dem Brückenbogen,<br /> Flüsterten leise in die laue Nacht:<br /> Ein fromm Gelübde, seiner Brust entflogen,<br /> Hat ihm der Frauen holde Gunst entzogen!<br /> Das hat ein Bluten in sein Herz gebracht …</p> <p>Die Chöre klangen. Und voran dem Zuge<br /> Auf Flammenhengsten ritt der Rache-Gott.<br /> Fern sang die Orgel ihre Geisterfuge …<br /> Doch auf die Bahre, wie im Falterfluge,<br /> Schwang leise gleitend sich der Mädchen Spott:</p> <p>Er hat gezweifelt! Hat mit weisen Dingen<br /> Den Tag verträumt! Und in des Wissens Qual<br /> Liess er das Glück im Tanz vorüberklingen,<br /> Liess uns, die Mädchen, in den Hütten singen<br /> Und suchte sich ein Eremitental.</p> <p>Die Rache kam! Denn mit dem warmen Strahle<br /> Der Frauenhuld, die seinem Herzen schwand,<br /> Starb alles Blühen, wie mit einem Male,<br /> Und alles, alles, was sein Herz im Tale,<br /> Einst mit den Göttern und dem All verband!</p> <p>Ihn rührte nicht mehr das geweihte Schäumen,<br /> Das aus der Scholle rings den Lenz gebar;<br /> Ein Fremdling schritt er in entseelten Räumen<br /> Und fühlte nicht mehr, dass sein Herz den Bäumen,<br /> Den Kindern, Tieren einst verschwistert war.</p> <p>Das grosse Staunen, das ihn einst bezwungen,<br /> Als seine Seele mit den Kindern litt,<br /> Seit jener Stunde war es stumm verklungen,<br /> Die Bäume schwiegen, die ihm einst gesungen,<br /> Die Tiere mieden seinen kalten Schritt.</p> <p>Der Götter Atem, der ihn einst umfangen,<br /> Als er noch Pfade zu den Müttern fand,<br /> Blieb nun verweht in alten Wipfeln hangen;<br /> Er aber siechte mit verhärmten Wangen<br /> Und welkem Herzen, bis es träge stand.</p> <p>Im letzten Frösteln aber rief er leise<br /> Ein Vöglein an, das ihm von Liebe sang:<br /> Dank, Vöglein, Dank für Aphroditens Weise,<br /> Ich lebte nicht der schönen Frau zum Preise,<br /> Da fror im Herzen mir der weiche Klang.</p> <p>Nehmt meinen Leib, gebt ihn dem Flammenmeere,<br /> Das schönste Mädchen schichte Scheit auf Scheit!<br /> Zur Sühne sei’s! Denn ich vergass die Lehre,<br /> Die göttliche, dass uns vom Geist der Schwere<br /> Nur sanfter Frauen edle Huld befreit!</p> <p>Ja, sie beflügeln unser armes Leben,<br /> Ihr Hauch gibt Schwingen, gibt uns Takt und Schall!<br /> Sie bringen uns ein Auf- und Niederschweben,<br /> Ein feines Klingen und ein leises Beben …<br /> Denn Frauen sind wie Melodie im All!</p> <p>* *</p> <p>Die Schauer schwanden. Es begann zu tagen.<br /> Das Spiel verhuschte, als der Morgen kam,<br /> Und Aphrodite auf bereiftem Wagen,<br /> Von Rosenduft und blauem Tau getragen,<br /> Zum zweiten Male mich beim Arme nahm.</p> <p>Die sanfte Welt – sprach sie madonnenmilde –<br /> Hat dein Gelöbnis wie ein Fluch entweiht.<br /> Doch sahst du jetzt im nächtlichen Gefilde<br /> Ein drohend Schicksal wie im Spiegelbilde …<br /> Bist du vom Geist der Schwere nun befreit?</p> <p>Ich schwieg … und schwieg … und bin ins Knie gesunken,<br /> Und weinend, weinend sah ich Venus an.<br /> Das war ein Knistern wie von tausend Funken …<br /> Der Himmel schien von gelbem Weine trunken –<br /> Und düftestreuend flog sie leis hinan.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/anton-lindner" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Anton Lindner</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/anton-lindner/das-geloebnis" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Das Gelöbnis" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 06 Jan 2016 23:00:01 +0000 akessler 1706 at https://www.textarchiv.com Frau Sehnsucht https://www.textarchiv.com/anton-lindner/frau-sehnsucht <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Kam Frau Sehnsucht still heran,<br /> Sah mich an.</p> <p>Sass an meines Bettes Ende,<br /> Glühend wichen rings die Wände –<br /> Und sie hob die bleichen Hände,<br /> Hob sie durch die schwarze Nacht,<br /> Sanft und sacht.</p> <p>Und mich würgten tausend Schlangen,<br /> Wühlten mir um Stirn und Wangen –<br /> Und die Cello-Töne klangen,<br /> Klangen zitternd, Stich um Stich,<br /> Und sie strich:</p> <p>»Horch, horch auf … Die Palmen schauern!<br /> »Wo die grauen Zelte trauern,<br /> »Braune Leoparden lauern,<br /> »Geht ein Flüstern … Dämmerfahl<br /> »Bebt mein Thal.</p> <p>»Wo sich bunte Mädchen wiegen,<br /> »Wilde Sterne flackern, fliegen,<br /> »Leuchtend in den Teichen liegen,<br /> »Bebt mein Land und lockt mein Sang<br /> »Nächtelang.</p> <p>»Horch, horch auf … die Stunden gleiten –<br /> »Und du siehst in Dämmerweiten<br /> »Venus, meine Fürstin, schreiten …<br /> »Und sie winkt mit bleichem Kranz,<br /> »Winkt zum Tanz.</p> <p>»Und du hörst die Quellen klingen,<br /> »Leise knospen dir die Schwingen,<br /> »Lass uns tanzen, tanzen, springen –<br /> »Kling und Klang … den schönsten Lauf<br /> «Spiel ich auf …«</p> <p>Also spielt sie Tage, Wochen,<br /> Dass mir wild die Pulse pochen,<br /> Spielt wohl, bis mein Herz gebrochen, –<br /> Und Frau Venus, bleich und nackt,<br /> Schlägt den Takt.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/anton-lindner" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Anton Lindner</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/anton-lindner/frau-sehnsucht" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Frau Sehnsucht" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 27 Dec 2015 15:39:33 +0000 akessler 1703 at https://www.textarchiv.com