Textarchiv - Ludwig Pfau
https://www.textarchiv.com/ludwig-pfau
Deutscher Schriftsteller, Journalist und Revolutionär. Geboren am 25. August 1821 in Heilbronn. Gestorben am 12. April 1894 in Stuttgart.
deKritikaster
https://www.textarchiv.com/ludwig-pfau/kritikaster
<div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Da hast du was und freust dich dran,<br />
Meinst du, damit sei’s abgethan?<br />
Pass’ auf! du bist noch nicht am Schluss,<br />
Musst hören erst den Kritikus.<br />
Der kommt dir ungebeten ins Haus,<br />
Misst deine Freud’ mit dem Ellmass aus,<br />
Wiegt auf der Goldwag’ haar und scharf,<br />
Wie sehr dein Herz bewundern darf;<br />
Oder rechnet dir gar mathematisch vor,<br />
Was massen du ein rechter Thor,<br />
Dich zu ergötzen an solchem Schund,<br />
Dass du erschrickst im Herzensgrund<br />
Und dir fürnimmst mit teurem Schwur,<br />
Mit seiner hohen Erlaubnis nur<br />
Inskünftig wieder erbaut zu sein. –<br />
So macht er dich gebildet fein,<br />
Dass du mit Zweifel nur und Grauen<br />
Noch wagst, das Schöne anzuschauen.<br />
Das nenn’ ich einen christlichen Wandel!<br />
Nur Eines irrt mich bei dem Handel,<br />
Nur Eines kann ich nicht unterscheiden –<br />
Wer der grösste Narr ist von euch beiden.</p>
</div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-pfau" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Pfau</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-pfau/kritikaster" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Kritikaster" class="rdf-meta element-hidden"></span>Sat, 26 Aug 2017 22:00:13 +0000mrbot8418 at https://www.textarchiv.comKompensationen
https://www.textarchiv.com/ludwig-pfau/kompensationen
<div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Ich liebe die deutsche Gründlichkeit,<br />
Sie kann keinen Apfel essen,<br />
Sie wisse denn, von welchem Baum<br />
Sein Urkern fiel vordessen.</p>
<p>Sie denkt und denkt, doch bis sie sich<br />
Das tiefe Wissen erworben –<br />
Die Aepfel sind verfault seit lang,<br />
Die Menschen sind gestorben.<br />
»Doch« – spricht sie – »es ist besser so,<br />
Dass die Schweine die Aepfel fressen,<br />
Als dass wir sie selbst ohne Vorbedacht<br />
Und ohne Nachbedacht essen.</p>
<p>Jetzt können wir unsern deutschen Schmerz<br />
Doch klagen, und das ist lyrisch;<br />
Doch zu geniessen so gradezu,<br />
So ohne Vernunft, ist tierisch.«</p>
<p>Schad’ ist’s, dass Adam kein Deutscher war,<br />
Er hätte so lang nicht gebissen,<br />
Bis er die Zähne verloren hätt’ –<br />
Wir würden von Not nichts wissen.</p>
<p>Drum lieb’ ich die deutsche Gründlichkeit,<br />
Die leider zu spät geboren;<br />
Hat sie zu kurze Beine auch,<br />
So hat sie doch lange Ohren.</p>
</div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-pfau" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Pfau</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-pfau/kompensationen" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Kompensationen" class="rdf-meta element-hidden"></span>Fri, 18 Aug 2017 22:10:02 +0000mrbot8419 at https://www.textarchiv.comDer verliebte Kutscher
https://www.textarchiv.com/ludwig-pfau/der-verliebte-kutscher
<div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Mein Kopf ist wie ein Taubenschlag,<br />
Das macht mir grosse Pein:<br />
Da fliegt es all den lieben Tag<br />
Mit Mädchen aus und ein.</p>
<p>Des Menschen Aug’ ist leicht verführt,<br />
Und nicht zu sehn ist schwer:<br />
Kaum hat die Schöne mich gerührt,<br />
Kommt schon die Schönre her.</p>
<p>Die Mädchen sind auch gar zu nett,<br />
Und sind auch ohne Zahl:<br />
Ich nähm’, wenn ich die Auswahl hätt’,<br />
Sie lieber allzumal.</p>
<p>Was thun? Es ist ein harter Schluss,<br />
Ein Kutscher find’t sich drein:<br />
Mein Herz, das ist ein Omnibus –<br />
Ihr Mädchen, steiget ein!</p>
</div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-pfau" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Pfau</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-pfau/der-verliebte-kutscher" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Der verliebte Kutscher" class="rdf-meta element-hidden"></span>Thu, 10 Aug 2017 22:00:19 +0000mrbot8421 at https://www.textarchiv.comPhilister
https://www.textarchiv.com/ludwig-pfau/philister
<div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Philister sind charmante Leute,<br />
Immer die gleichen, gestern wie heute,<br />
Immer dieselben, heute wie morgen,<br />
Die für ihren Nachwuchs sorgen.<br />
Philister sind charmante Leute,<br />
Die vor fremden Thüren kehren<br />
Und im Schmutz die eigne lassen;<br />
Andern einen Trunk verwehren,<br />
Und am offnen Spundloch prassen;<br />
Flecken zählen an den andern,<br />
Aber selbst im Schlamme wandern;<br />
Die Unendliches mit Ellen messen,<br />
So sie die Brille nicht vergessen;<br />
Wenn Bastillen stürzen sollen,<br />
Mit dem Stocke stützen wollen;<br />
Wenn man einen Kraftgedanken<br />
Ihnen schenkt, wie Trunkne wanken;<br />
Vor der Wahrheit hellem Scheinen<br />
Hinterm Sonnenschirme greinen; –<br />
Wo Begeist'rungsflammen brennen,<br />
Mit der Feuerspritze rennen;<br />
Die mit ihrer Dummheit prahlen, –<br />
Aber . . . aber – bar bezahlen.</p>
</div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-pfau" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Pfau</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-pfau/philister" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Philister" class="rdf-meta element-hidden"></span>Tue, 25 Jul 2017 22:00:22 +0000mrbot8420 at https://www.textarchiv.comDie Frau von Altdorf
https://www.textarchiv.com/ludwig-pfau/die-frau-von-altdorf
<div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Zu Altdorf war ein stolzes Weib,<br />
In Sammet ging ihr schöner Leib;<br />
Sie saß im hohen Saale,<br />
Und Becherklang und Jubelruf,<br />
Die wälzten sich zu Thale.</p>
<p>Doch horch’! wer pocht und klopft am Thor?<br />
Die Frau von Altdorf trat hervor:<br />
„Wer hat mich angerufen?“<br />
Drei Kinder und ein Bettelweib,<br />
Die saßen auf den Stufen.</p>
<p>„Brod meinen Kindern!“ – „Weg die Brut!<br />
Ha! muß ob euch ein adlich Blut<br />
Vom Feste niedersteigen?<br />
Wer keine Kinder nähren kann,<br />
Der muß auch keine zeugen!“</p>
<p>„Ihr Reichen! ihr habt von der Welt<br />
Genommen, was euch wohlgefällt,<br />
Was ist’s, was uns noch bliebe,<br />
Wenn nicht das bischen Sonnenlicht,<br />
Wenn nicht das bischen Liebe?</p>
<p>Da nimm noch meinen Fluch und geh’!<br />
Zwölf Kinder soll mit Ach und Weh<br />
Dein stolzer Leib gebären,<br />
Und dennoch sollst du Mutterlust<br />
In Ewigkeit entbehren!“</p>
<p>Die Frau von Altdorf ging mit Hohn;<br />
Doch ach! Im Schoose spürt sie schon<br />
Geheimnißvolle Schmerzen,<br />
Und junges Leben sproßt und quillt<br />
Ihr mächtig unterm Herzen.</p>
<p>Da lag sie nun in Weh und Pein;<br />
Schon ist aus ihres Leibes Schrein<br />
Ein weinend Kind genommen;<br />
Doch Kind um Kindlein ringt sich los,<br />
Bis zwölf zur Welt gekommen.</p>
<p>Da trat der Burgherr wild herein:<br />
„Kehrt so bei mir der Segen ein?<br />
Sechs Mägdlein und sechs Knaben?<br />
Ha! treulos Weib! – da nehmt die Brut<br />
Und werft sie in den Graben!“</p>
<p>Was ringst du nun die Hände wund?<br />
Was schaust du weinend in den Grund<br />
Mit aufgelösten Haaren?<br />
Hast du nun Mutterlust und Qual,<br />
Du Stolze, selbst erfahren?</p>
<p>Und fortan klagt sie den Verlust:<br />
„O Mutterweh, o Mutterlust!<br />
Du willst nicht von mir weichen;<br />
Dich gab Natur dem Weib in’s Herz,<br />
Dem armen, wie dem reichen.“</p>
</div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/ludwig-pfau" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Ludwig Pfau</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1858</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/ludwig-pfau/die-frau-von-altdorf" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Die Frau von Altdorf" class="rdf-meta element-hidden"></span>Wed, 30 Dec 2015 14:58:53 +0000akessler1748 at https://www.textarchiv.com