Textarchiv - Adolf Friedrich von Schack https://www.textarchiv.com/adolf-friedrich-von-schack Deutscher Dichter, Kunst- und Literaturhistoriker. Geboren am 2. August 1815 in Schwerin. Gestorben am 14. April 1894 in Rom. de Colombo https://www.textarchiv.com/adolf-friedrich-von-schack/colombo <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>»So ganz verwandelt du, der beim Orkan<br /> Sonst tollkühn in die Meerflut stach<br /> Und mit dem Kiel, daß wir es zitternd sahn,<br /> Die Wogenschäume lachend brach?</p> <p>Sag an, warum du einsam träumst und sinnst,<br /> Dem Freunde sag&#039;s, Christoforo!<br /> Die Sorge scheuch, das eitle Hirngespinst!<br /> Sei neu mit uns beim Ballspiel froh!«</p> <p>Umsonst! Wie viel von Fragen auch bestürmt,<br /> Der Jüngling bricht das Schweigen nicht:<br /> Er brütet, Schriften vor sich aufgetürmt,<br /> Vom Morgen bis zum Abendlicht.</p> <p>Und Monde schwinden; mit dem Freunde da<br /> Einst ruht er nachts beim Flutgeroll<br /> Am Seegestad der stolzen Genua<br /> Und spricht zu ihm geheimnisvoll:</p> <p>»Vernimm! Im leichten Nachen, fern dem Strand,<br /> Warf mich der Nordsturm jüngst umher;<br /> Ringsum kein Ufer; nur mit jähem Rand<br /> Stieg eine Klippe aus dem Meer.</p> <p>Dort stand im Nebel, den wie ein Gewand<br /> Der Nachtwind auf und nieder blies,<br /> Ein Riesenbild von Marmor, dessen Hand,<br /> Weit ausgestreckt, nach Westen wies.«</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/adolf-friedrich-von-schack" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Adolf Friedrich von Schack</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/adolf-friedrich-von-schack/colombo" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Colombo" class="rdf-meta element-hidden"></span> Thu, 25 Apr 2019 22:10:09 +0000 mrbot 11848 at https://www.textarchiv.com An Mendelssohn https://www.textarchiv.com/adolf-friedrich-von-schack/an-mendelssohn <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Um Ostern war&#039;s; noch strömte das Gewühl<br /> Zum Dom; doch lang an einem Pfeiler schon<br /> Saß ich, zu lauschen deinem Orgelspiel.<br /> Die Fuge hobst du an – beim ersten Ton<br /> Erkannt&#039; ich sie, die keiner so mit freister<br /> Beherrschung spielt, wie du, o Mendelssohn,<br /> Du letzter Enkel unsrer großen Meister,<br /> In den, so glaubt&#039; ich oft, der alte Bach,<br /> Der hehre Mozart strömten ihre Geister!<br /> Du, dessen Kunst nicht stutzerhaft und flach,<br /> Wie die des Tags, mit Düften des Lawendels<br /> Sich parfümiert, in leeres Weh und Ach<br /> Dahinschmilzt, oder flüchtigen Getändels,<br /> Kokett sich schmückt mit ihrem eignen Quark,<br /> Nein, voll und tief zur Seele dringt wie Händels<br /> Posaunenstöße, die bis in das Mark<br /> Der Erde dringen und die Gräber sprengen! –<br /> So saß ich denn und lauschte, wie bald stark<br /> Gleich Strömen, wenn sie Wog&#039; an Woge drängen,<br /> Die Töne um mich fluteten und schwollen,<br /> Bald, Tropfen gleich, die sich an Blüten hängen,<br /> Sanft rieselnd aus den Orgelpfeifen quollen.<br /> Mein Herz erzitterte dem Klang – so schwanken<br /> Am Wassersturze bei der Fluten Rollen<br /> Die Lilien – in mir hoben sich Gedanken,<br /> Die bald empor mit den gewalt&#039;gen Streben<br /> Sich schwangen, bald zur Tiefe niedersanken.<br /> Um mich, so schien&#039;s, in wunderbarem Leben<br /> Bewegte sich&#039;s; die Töne deiner Fuge<br /> Sah ich als Geister durch die Hallen schweben;<br /> Sie flatterten herab im Wirbelfluge;<br /> An den Altären losch der Kerzen Glimmen;<br /> Die Luft erbebte ihrem Atemzuge,<br /> Und das Gewölbe dröhnte von den Stimmen.<br /> Hier sah ich sie in Blend&#039; und Nische kauern,<br /> Dort aufwärts zu den höchsten Gurten klimmen,<br /> Dann niederstürzen, wie in Winterschauern<br /> Die welken Blätter. Wunderbar verschlungen,<br /> Schwarz diese und den Blick verhüllt mit Trauern,<br /> Im Lichtkleid andere; die Dämmerungen<br /> Des Doms durchglitten sie, im Bogengang<br /> Sich suchend, rufend sich mit Geisterzungen,<br /> Dann wieder fliehend. O und ihr Gesang!<br /> Er rollte, furchtbar, wie das Miserere,<br /> Die Wölberippen hin; er schluchzte bang,<br /> So wie, das Haupt gesenkt, das kummerschwere,<br /> Die Mutter an dem Kreuz des hehren Sohnes;<br /> Er scholl dem Aufruhr gleich der Himmelsheere,<br /> Da Cherubim am Fuß des ew&#039;gen Thrones<br /> Auf Lucifer die Flammenschwerter schwangen.<br /> Aus Abgrundtiefen hört&#039; ich wilden Hohnes<br /> Des Gottverfluchten Rufe – da verklangen<br /> Die Töne alle – einen Trauerflor<br /> Mit nächt&#039;gen Falten sah ich niederhangen;<br /> Kein Strahl glomm aus dem Todesdunkel vor;<br /> Doch Myrrhenduft fühlt&#039; ich den Dom durchwehen;<br /> Das Auge nicht, der Geist sah in dem Chor<br /> Den Katafalk des heil&#039;gen Toten stehen;<br /> Und mählich regten sich die Lüfte wieder;<br /> Ein Weinen wurde laut, ein sanftes Flehen;<br /> Die Stille selber tönte Klagelieder;<br /> Die Weiber nahten, Spezerei zu bringen;<br /> Die Engel stürzten auf die Leiche nieder<br /> Und fächelten das Haupt mit ihren Schwingen;<br /> O und sie selber kam, die Schmerzenreiche,<br /> Und sank zum Sohne hin mit Händeringen<br /> Und küßte seine Stirn, die heilig-bleiche!<br /> Da dünkte mich, als weinte selbst der leere<br /> Sternlose Raum um die geliebte Leiche,<br /> Als sei das Weltall selbst nur eine Zähre,<br /> Die aus dem Blick des Ewigen gequollen<br /> Und nun zerrinne; über ferne Meere<br /> Hört&#039; ich den letzten Donner sterbend rollen,<br /> Und meine Seele stürzte voll Verzagen<br /> In finstre Tiefen – doch mit wundervollen,<br /> Gewalt&#039;gen Tönen in die Welt der Klagen<br /> Ergoß sich Engelstimmenklang von oben;<br /> Ein Glanz, wie von des ew&#039;gen Morgens Tagen,<br /> Brach in die Grabesnacht; in Flocken stoben<br /> Die Wolken hin – in seine eignen Falten<br /> Barg sich das Dunkel, das der Tod gewoben.<br /> Ich hörte aus des Abgrunds tiefsten Spalten<br /> Den Jubelchor, wie ferner Meere Branden,<br /> Ja hörte, wie die Himmel wiederhallten:<br /> Der Heiland ist aus seiner Gruft erstanden!</p> <p>So dacht&#039; ich an den Meister viel, den teuren,<br /> Da noch die tiefste Seele wunderbar<br /> Von den Gebilden, von den ungeheuren,<br /> Durch ihn beschworenen, erfüllt mir war.<br /> Noch wogte um mich her im Wirbelstrome<br /> Der Fugenklang; in seltsam fremder Schar<br /> Durchzogen noch den Geist mir die Phantome,<br /> Die mich umschwebt zu jener Osterstunde,<br /> Der unvergeßlichen, im alten Dome.<br /> Da flog durch Deutschland hin die Trauerkunde,<br /> Daß Mendelssohn, der herrliche, geschieden;<br /> Ein Schmerzensruf entrang sich jedem Munde,<br /> Ihm nachgesandt in seinen Himmelsfrieden;<br /> Ich aber hielt zurück die Totenklage<br /> Und dachte still: Er war nicht von hienieden!<br /> Von jenen Geistern ward er heimgetragen!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/adolf-friedrich-von-schack" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Adolf Friedrich von Schack</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/adolf-friedrich-von-schack/an-mendelssohn" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="An Mendelssohn" class="rdf-meta element-hidden"></span> Thu, 25 Apr 2019 22:10:08 +0000 mrbot 11851 at https://www.textarchiv.com Auf einen Granatenzweig https://www.textarchiv.com/adolf-friedrich-von-schack/auf-einen-granatenzweig <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Dank, Freundin, daß dem Wintermüden,<br /> Den hier des Nordens Eis umstarrt,<br /> Von dir und dem geliebten Süden<br /> Ein Gruß in diesem Zweige ward!</p> <p>Schon hat, getränkt von meiner Schale,<br /> Er sich mit Blüten reich geschmückt,<br /> Und duftet wie im Mühlenthale<br /> Amalfis, wo du ihn gepflückt.</p> <p>Und während matt durchs Flockentreiben<br /> Die bleiche Sonne draußen strahlt,<br /> Und Blumen Eises an die Scheiben<br /> Der frostige Dezember malt,</p> <p>Schwebt mir beim Frühlingsduft hier innen,<br /> Der aus den roten Kelchen quillt,<br /> Im Traum und Wachen vor den Sinnen<br /> Dein und Italiens Zauberbild.</p> <p>Hoch seh&#039; ich ob den Meergestaden<br /> Dich an den Felsenrand gelehnt,<br /> An dem mit schäumenden Kaskaden<br /> Die wilde Schlucht der Mühlen gähnt.</p> <p>Den Schellenklang der Tarantellen<br /> Vernehm&#039; ich, der das Thal durchhallt<br /> Und rauschend mit den Wasserfällen,<br /> Den tosenden, nach oben schallt;</p> <p>Gelächter und Gesang dazwischen,<br /> Halb von der Flut nur übertäubt,<br /> Die donnernd hier und dort mit Zischen<br /> Hinsinkt und wieder aufwärts stäubt;</p> <p>Und zitternd bei dem Wogenrollen<br /> Senkt ein Granatbaum an dem Rand<br /> Die Aeste tief, die blütenvollen,<br /> Hinunter von der Felsenwand;</p> <p>Du aber beugst dich zu der Neige<br /> Des Abgrunds, über dem er hangt,<br /> Und einen brichst du mir der Zweige,<br /> Der in dem reichsten Schmucke prangt.</p> <p>Oft träum&#039; ich so, und beim Erwachen –<br /> Sieh da! vor Augen hab&#039; ich ihn;<br /> Noch tönt im Ohre mir das Lachen,<br /> Noch das Geklirr vom Tamburin.</p> <p>Noch blitzt vom Schaum der Katarakte<br /> Auf jedem Blatt der feuchte Staub;<br /> Mir ist, als zittre von dem Takte<br /> Des Wassersturzes noch das Laub.</p> <p>Mag denn der Sturm des Winters wüten,<br /> Mich, Freundin, schützt ein Talisman;<br /> Stets haucht mich aus des Zweiges Blüten<br /> Dein und Italiens Odem an.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/adolf-friedrich-von-schack" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Adolf Friedrich von Schack</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/adolf-friedrich-von-schack/auf-einen-granatenzweig" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Auf einen Granatenzweig" class="rdf-meta element-hidden"></span> Thu, 25 Apr 2019 22:10:01 +0000 mrbot 11850 at https://www.textarchiv.com An F.l. https://www.textarchiv.com/adolf-friedrich-von-schack/an-fl <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Ein sanfter Friedensodem haucht mich an,<br /> Wenn ich dein Haus, o frommer Greis, betrete,<br /> Als ob mir milde Luft entgegenwehte<br /> Vom Hirtenlande Kanaan.</p> <p>Wer gab dir Macht, dir im Gewühl der Welt<br /> Die tiefe Seelenstille zu bewahren,<br /> Wie einer, der seit seiner Kindheit Jahren<br /> Geruht im Patriarchenzelt?</p> <p>Ob rings die Erde von der Völker Streit<br /> Erzitterte und von der Reiche Fallen:<br /> Nicht eine Stunde trübte bei dem allen<br /> Sich deiner Seele Heiterkeit.</p> <p>Der Mitwelt fern und dem, was sie erstrebt,<br /> Hast du mit jenen, welche nie veralten,<br /> Der Vorzeit großen, heiligen Gestalten,<br /> Einfach und schlicht wie sie gelebt;</p> <p>Und während Zielen nach, die keiner kennt,<br /> Wir ruhlos hasteten auf irren Pfaden,<br /> Warst du im Geist bei friedlichen Nomaden<br /> Im ewig hellen Orient.</p> <p>Dort zogst du mit dem Karawanenzug<br /> Hin über glüh&#039;nde Fläche, nackte Kuppe,<br /> Und mittags tränkte bei der Palmengruppe<br /> Rebekka dich aus ihrem Krug.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/adolf-friedrich-von-schack" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Adolf Friedrich von Schack</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/adolf-friedrich-von-schack/an-fl" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="An F.l." class="rdf-meta element-hidden"></span> Tue, 23 Apr 2019 22:10:09 +0000 mrbot 11853 at https://www.textarchiv.com An G.t. https://www.textarchiv.com/adolf-friedrich-von-schack/an-gt <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Freund, der mit mir in düstern Stunden<br /> Den Gram der Erde durchgefühlt,<br /> Mit mir die große Qual empfunden,<br /> Die in der Brust der Menschheit wühlt,</p> <p>Der nah mir war in jenen Nächten,<br /> Als ich der Leiden schwerste litt<br /> Und mit des Lebens finstern Mächten<br /> Den ungeheuern Kampf durchstritt!</p> <p>Noch einmal nun, zum letztenmale,<br /> Eh mir der Tod die Wange bleicht,<br /> Biet&#039; mir in der krystallnen Schale<br /> Den Trank, den du mir oft gereicht,</p> <p>Und singe mir ein Lied von denen,<br /> Die wir geliebt, die oft vereint,<br /> Mit Freuden- und mit Schmerzensthränen,<br /> Wir durchgejubelt, durchgeweint.</p> <p>Zu voller Leidensblüte schließe<br /> Sich dann noch einmal auf mein Herz,<br /> Daß es in eine Zähre gieße<br /> Des ganzen Menschenlebens Schmerz.</p> <p>Und, unbeengt vom dumpfen Schreine,<br /> Laß ruhn mich, tief hinabgelegt,<br /> Wo schmerzhaft zuckend an die meine<br /> Die Brust der Mutter Erde schlägt!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/adolf-friedrich-von-schack" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Adolf Friedrich von Schack</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/adolf-friedrich-von-schack/an-gt" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="An G.t." class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 20 Apr 2019 22:10:01 +0000 mrbot 11852 at https://www.textarchiv.com Burg Rodenstein https://www.textarchiv.com/adolf-friedrich-von-schack/burg-rodenstein <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Jahre sind&#039;s, und doch mit Schauern<br /> Denk&#039; ich noch an jene Stunden,<br /> Da wir in den düstern Mauern<br /> Deiner Ahnenburg gehaust,<br /> Jener Burg, in deren Türmen<br /> Sonst allein die Dohlen nisten,<br /> Die der Hauch von Winterstürmen<br /> In Novembernacht durchsaust.</p> <p>Finster hängt sie, zeitgetroffen,<br /> An des Bergen kahlem Scheitel,<br /> Ringsum Wüste, nur am schroffen<br /> Felsenhang ein Föhrenhain;<br /> Ihre Zinnen, spukhaft ragend,<br /> Sieht der Wanderer mit Beben,<br /> Und des Kreuzes Zeichen schlagend<br /> Spricht er: Das ist Rodenstein!</p> <p>Aber wir, das nächt&#039;ge Grauen<br /> Und der Vorzeit Reste liebend,<br /> Weilten oft noch spät im rauhen<br /> Herbstmond auf dem öden Riff,<br /> Jubelten, wenn auf dem Erker<br /> Wild die Wetterfahnen krachten<br /> Und der Nordwind stark und stärker<br /> Durch die Bogenfenster pfiff.</p> <p>Nachts, das Holz in Haufen schichtend,<br /> Wachten wir im alten Saale,<br /> Und, das Dunkel um uns lichtend,<br /> Schürten wir die Flammen an;<br /> Siehe! und mit hellem Lohen<br /> Schlug die Glut an das Gewölbe,<br /> Daß sie tropfend von den hohen<br /> Bogengurten niederrann;</p> <p>Und am Feuerbrande kauernd,<br /> In der Hand den Becher Weines,<br /> Hörten wir den Nachtsturm schauernd<br /> Fegen durch den Bogengang,<br /> Wie er an der Wand die Wappen<br /> Und die Rüstungen bewegte,<br /> Und das Schloßthor sich mit Klappen<br /> In den ehrnen Angeln schwang.</p> <p>Leise da vom Rodensteiner<br /> Sprachest du, dem Fluchbeladnen,<br /> Und, erfüllt vom Schauer deiner<br /> Sage, späht&#039; ich durch den Saal;<br /> »Hörst du dort nicht Schritte schleichen?«<br /> Fragt&#039; ich dich mit banger Stimme,<br /> Und es traf von meinem bleichen<br /> Antlitz dich der blasse Strahl.</p> <p>Ja! Es war kein Traum! Ein Krachen<br /> Bebte durch den Bau der Erde,<br /> Und ein Höllengeisterlachen<br /> Schlug uns gellend an das Ohr;<br /> Blaue Flammen, wie von Schwefel,<br /> Zuckten durch den Saal und leckten<br /> Am Gesimse und Getäfel<br /> Züngelnd bis zum Dach empor.</p> <p>Horch! Daher vom Schnellartgipfel<br /> Scholl es wie Gebell von Rüden<br /> Durch den Sturz der Tannenwipfel<br /> Und den heulenden Orkan;<br /> Hörner dröhnten; aus der Fuge<br /> Sprangen mit Gekrach die Thore,<br /> Und im sturmgepeitschten Fluge<br /> Zog die wilde Jagd heran.</p> <p>Rehe, denen zu den Knöcheln<br /> Dicke Tropfen Blutes rannen,<br /> Hirsche flohn mit Todesröcheln<br /> Uns im hast&#039;gen Lauf vorbei;<br /> Eber folgten, grimme Keuler,<br /> Schnaubend und die Hauer wetzend,<br /> Und durch das Getob der Heuler<br /> Scholl des Jägers Wutgeschrei.</p> <p>Dann, auf schwarzem Rosse birschend,<br /> Kam er selbst, der Gottverhaßte,<br /> In dem Grimm der Hölle knirschend,<br /> Blaß wie menschgewordner Tod;<br /> Düster in den Höhlen flammten<br /> Seine Augen, und es glühte<br /> Ihm das Brandmal der Verdammten<br /> Auf der Stirne blutigrot.</p> <p>»Ewig! ewig! Nie Erlösung<br /> Vom jahrhundertalten Fluche?<br /> Werd&#039; ich, heilende Verwesung,<br /> In dein Bahrtuch nie gehüllt?<br /> Muß ich&#039;s ewig, ewig künden,<br /> Daß der Becher überflutet,<br /> Wenn der Mensch mit seinen Sünden<br /> Ihn bis an den Rand gefüllt?«</p> <p>Sprach&#039;s und schwand. Mit Händeringen<br /> Folgt&#039; ein marmorbleiches Weib ihm;<br /> Braune Lockenhaare hingen<br /> Um ihr Antlitz sturmverweht;<br /> Auf den gramzerstörten Zügen<br /> Schien ein matter Dämmerschimmer<br /> Noch vom Reich des Lichts zu liegen,<br /> Wie ein sterbendes Gebet.</p> <p>Rettungflehend hob nach oben<br /> Sie den Blick, doch mit Gelächter<br /> Wälzte sich und wüstem Toben<br /> Um sie her die grause Jagd;<br /> Und, gleich wie mit eh&#039;rner Klammer<br /> An den Gatten festgeschmiedet,<br /> Schwand sie unter stummem Jammer<br /> In die hoffnungslose Nacht.</p> <p>Drauf in immer wirrern Knäulen<br /> Kam ein Schwarm von Nachtgevögel;<br /> Glühen Auges schwirrten Eulen<br /> In dem mißgeschaffnen Zug;<br /> Molche, schuppiges Gewürme<br /> Folgten dann und Flügelschlangen,<br /> Die der Hauch der Wirbelstürme<br /> Kreisend auf und nieder trug.</p> <p>So bei lautem Hörnergellen<br /> Zog die wilde Jagd vorüber;<br /> Fern und ferner scholl das Bellen,<br /> Bis es in dem Dunkel schwieg;<br /> Und du sprachest, dich erhebend:<br /> »Wenn der Rodensteiner auszieht,<br /> Naht auf Sturmesflügeln schwebend<br /> Wetterschwanger sich der Krieg.</p> <p>Weh, Europa! Schon von ferne<br /> Seh&#039; ich sich die Wolken ballen,<br /> Seh&#039; beim Leuchten trüber Sterne,<br /> Eingehüllt in Pulverdampf,<br /> Deinen Städten, deinen Reichen<br /> Schon den Würgeengel nahen<br /> Und in Bergen deine Leichen,<br /> Aechzend unter Roßgestampf.«</p> <p>Also sprachest du, und betend<br /> Wandt&#039; ich mich zum Morgenlichte,<br /> Das, die finstern Hallen rötend,<br /> Durch die Bogenfenster quoll,<br /> Während matten Scheins die Scheite<br /> Die die Nacht erhellt, erloschen,<br /> Und der Glocken Frühgeläute<br /> Aus dem nahen Kloster scholl.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/adolf-friedrich-von-schack" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Adolf Friedrich von Schack</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/adolf-friedrich-von-schack/burg-rodenstein" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Burg Rodenstein" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 14 Apr 2019 22:10:01 +0000 mrbot 11849 at https://www.textarchiv.com Abendempfindung https://www.textarchiv.com/adolf-friedrich-von-schack/abendempfindung <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Wie süß im dämmerhellen Walde,<br /> Wenn Harzduft von den Bäumen trieft,<br /> Zu ruhen an der Bergeshalde,<br /> In alter Sänger Lied vertieft!</p> <p>Rings Stille, daß vom Lärm der Erde<br /> Kaum einen Ton dein Ohr vernimmt,<br /> Als das Geläut der Ziegenherde,<br /> Die einsam an der Halde klimmt.</p> <p>Und, wie dich aus den alten Rollen<br /> Der Hauch vergangner Zeit umquillt,<br /> Versinkt das Heut mit seinem Wollen<br /> Und Thun dir wie ein Schattenbild.</p> <p>Ist diese Luft, die mir mit leisen<br /> Windhauchen um die Schläfe spielt,<br /> Nicht noch dieselbe, die den Weisen<br /> Chaldäas einst die Stirn gekühlt?</p> <p>Sah dem verglüh&#039;nden Sonnengolde<br /> Im Westen dort nicht so wie du<br /> An ihres Tristans Arm Isolde<br /> Vom Waldesrande träumend zu?</p> <p>Unsterblich, wie vor tausend Jahren,<br /> Blühn noch die Fluren, grünt das Laub,<br /> Und die Geschlechter, welche waren,<br /> Sie wären Asche nur und Staub?</p> <p>Nein! in dem Werden und Entfalten<br /> Zieht immer das Gewes&#039;ne nur<br /> Durch alle Formen und Gestalten<br /> Der rastlos kreisenden Natur.</p> <p>Nicht anders lebst du selbst als jene,<br /> Die vor Jahrtausenden gelebt;<br /> Alt, wie die Erde, ist die Thräne,<br /> Die eben dir am Auge bebt.</p> <p>Du denkst es; schon am Waldessaume<br /> Erlosch die Glut des Abendscheins;<br /> Es dunkelt, und du wirst im Traume,<br /> Mit allen, die gewesen, eins.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/adolf-friedrich-von-schack" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Adolf Friedrich von Schack</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/adolf-friedrich-von-schack/abendempfindung" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Abendempfindung" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 14 Jul 2018 22:10:02 +0000 mrbot 9993 at https://www.textarchiv.com Stesichoros https://www.textarchiv.com/adolf-friedrich-von-schack/stesichoros <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Die Tafel steht geschmückt zum Mahle,<br /> Mit Laub ist der Pokal bekränzt<br /> Und funkelt zu dem Fackelstrahle,<br /> Der von den Wänden niederglänzt;<br /> Doch leer von Gästen bleibt die Halle<br /> Des alternden Stesichoros,<br /> Durch die sich einst bei Flötenschalle<br /> Der Festgenossen Schwarm ergoß.</p> <p>Und trauernd spricht der greise Sänger:<br /> »So bin ich wieder nun allein;<br /> Als wär&#039; ich nicht der Ihre länger,<br /> Fliehn mich der Menschen frohe Reihn;<br /> Nicht einer blieb mir der Gefährten<br /> Zum festlichen Symposion,<br /> Und mit den Frommen, die sie ehrten,<br /> Sind auch die Himmlischen entflohn.</p> <p>O Wonne, wenn die Thyrsusstäbe<br /> Wir jubelnd schwangen himmelan,<br /> Und in das goldne Naß der Rebe<br /> Die Thräne der Begeistrung rann;<br /> Wenn in den Arm ich dann die Leier,<br /> Die heil&#039;ge, nahm und weihevoll<br /> Der Hymnus zu der Götter Feier,<br /> Zum Lobe der Heroen scholl!</p> <p>Das alles schwand; zurückgeblieben<br /> Bin ich in einer fremden Welt;<br /> Was sie mißachtet, muß ich lieben,<br /> Und hassen das, was ihr gefällt;<br /> Den Alten fassen nicht die Jungen,<br /> Vergebens war&#039;s, daß ich gestrebt,<br /> Und meine Lieder sind verklungen,<br /> Als hätt&#039; ich nimmerdar gelebt.«</p> <p>Er spricht es; auf des Sessels Lehne<br /> Ist trauervoll sein Haupt gesenkt;<br /> An seiner Wimper bebt die Thräne,<br /> Indes er alter Zeiten denkt.<br /> Da sieh was schimmert durch die Aeste<br /> Vor seiner Halle silberweiß?<br /> Wer sind die ungewohnten Gäste?<br /> Wer naht dem weltverlass&#039;nen Greis?</p> <p>Ein Jüngling ist&#039;s im Festtalare,<br /> Ums Haupt den priesterlichen Kranz;<br /> Die Stirn ihm und die Lockenhaare<br /> Umwallt ein wunderbarer Glanz;<br /> In Händen goldne Opferschalen,<br /> Folgt schüchtern ihm ein Jungfraunchor;<br /> Taghell beginnt die Nacht zu strahlen,<br /> Wie sie hereinziehn durch das Thor.</p> <p>Der Jüngling spricht: »Zur Tempelweihe<br /> Nach Enna führt uns unser Amt;<br /> Es dunkelt tief; drum, Freund, verleihe<br /> Uns Obdach, bis der Morgen flammt!<br /> Nicht fremd uns bist du; am Altare<br /> Nur deine Lieder singen wir;<br /> Für die Geschlechter künft&#039;ger Jahre<br /> Bewahren wir getreu sie dir.«</p> <p>Die Gäste grüßte froh der Alte,<br /> Sie nahmen Platz an seinem Mahl;<br /> Aus reich gefüllten Bechern wallte<br /> Der Duft ambrosisch durch den Saal;<br /> Er aber goß die Opferspende:<br /> »Ihr Himmlischen, nehmt dies zum Dank!<br /> Noch einmal nun wird vor dem Ende<br /> Das alte Herz mir froh beim Trank.«</p> <p>Horch! festlich zu der Jungfraun Liede<br /> Ertönt des Jünglings Leierton,<br /> Wie droben wohl, wenn der Kronide<br /> Dem Hymnus lauscht auf goldnem Thron<br /> Und neben ihm, der Hand entsunken,<br /> Sein Donnerkeil am Boden liegt,<br /> Indes sein Adler, schlummertrunken,<br /> Beim Klang sich auf dem Scepter wiegt.</p> <p>»Nimmst du vom Auge mir die Binde,<br /> O schöner Gott, der mich gepflegt<br /> Und auf die Lippen schon dem Kinde<br /> Der Dichtung Honigseim gelegt?<br /> Seid ihr es, deren Odem leise<br /> Mich oft umsäuselt im Gedicht,<br /> Ihr heil&#039;gen Neun? Zeigt ihr dem Greise<br /> Eu&#039;r hoch olympisch Angesicht?«</p> <p>Der Dichter ruft es; mächt&#039;ger schlagen<br /> Die Wogen des Gesangs um ihn;<br /> Doch Götterwonnen lang zu tragen<br /> Ist nicht dem Sterblichen verliehn;<br /> Mildschattend auf die Augen nieder<br /> Senkt sich ihm Schlummerwolkennacht;<br /> Gemach verhallt der Klang der Lieder;<br /> Doch nimmer ist er mehr erwacht.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/adolf-friedrich-von-schack" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Adolf Friedrich von Schack</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/adolf-friedrich-von-schack/stesichoros" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Stesichoros" class="rdf-meta element-hidden"></span> Tue, 10 Jul 2018 22:10:02 +0000 mrbot 9854 at https://www.textarchiv.com Kommt, Perin und Dschinnen! https://www.textarchiv.com/adolf-friedrich-von-schack/kommt-perin-und-dschinnen <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Kommt, Perin und Dschinnen!<br /> Auf dem Mauerkranz<br /> Der Alhambrazinnen<br /> Liegt der Mondenglanz;<br /> Unter Palmenästen<br /> Schlinget hier im Westen,<br /> Wie bei Bagdads Festen,<br /> Euren Reihentanz!</p> <p>Schwingt euch auf den spitzen<br /> Turm des Boabdil!<br /> Seht die Höfe blitzen<br /> In der Wellen Spiel!<br /> Ins Bassin gesunken,<br /> Tanzen goldne Funken,<br /> Und vom Lichte trunken<br /> Schimmert der Jenil.</p> <p>Wie ein Glanz von Osten<br /> Quillt es um den Stein,<br /> Und die Jaspispfosten<br /> Mit den Marmorleu&#039;n,<br /> Drum sich bunt in Ringen<br /> Zaubersprüche schlingen,<br /> Strahlen und erklingen<br /> In dem Widerschein.</p> <p>Hört ihr der Drommeten<br /> Und der Zinken Schall?<br /> An den sternbesäten<br /> Decken überall,<br /> Aus den Säulengängen,<br /> Wo in Laubgehängen<br /> Sich die Blüten drängen,<br /> Tönt der Wiederhall.</p> <p>In dem Schwestersaale<br /> Schallt es wie Gesang;<br /> Aus der Weihrauchschale,<br /> Der er sich entschwang,<br /> Wallt der Duft des Ambra<br /> Hin durch die Alhambra,<br /> Und zur muntern Zambra<br /> Ruft der Schellenklang.</p> <p>Welch ein bunter Flimmer!<br /> Nah und näher tritt&#039;s!<br /> Seidner Kleider Schimmer,<br /> Blanker Waffen Blitz!<br /> Die vom Schlaf Erwachten<br /> Nahn in reichen Trachten,<br /> Strahlend von Smaragden,<br /> Ihrem alten Sitz.</p> <p>Agas mit der Fahne<br /> Gehn dem Zuge vor,<br /> Krumme Ataghane<br /> Schwingt ein jeder Mohr;<br /> Ritter, nicht zu zählen,<br /> Zegris und Gomelen,<br /> Fluten zu den Sälen<br /> Durch das Richterthor.</p> <p>Tartschen trägt ein jeder,<br /> Blitzend wie Demant,<br /> Und die Reiherfeder<br /> An des Turbans Rand;<br /> Allen die Gewänder<br /> Schmücken bunte Bänder,<br /> Teure Liebespfänder<br /> Von der Schönen Hand.</p> <p>Sehet, was im Liede<br /> Euer Liebling war:<br /> Gazul und Zaide,<br /> Das gepries&#039;ne Paar!<br /> Sie an seiner Rechten!<br /> Schwarz gleich dunklen Nächten<br /> Mit gelösten Flechten<br /> Wallt herab ihr Haar.</p> <p>Wilder nun und bunter,<br /> Rauschenden Gewands,<br /> Aufwärts und hinunter<br /> Schlingen sie den Tanz –<br /> Doch die Stunden rinnen<br /> Ohne Rast von hinnen;<br /> Um des Schlosses Zinnen<br /> Zuckt ein roter Glanz.</p> <p>Wehe dir, Granada,<br /> Deine Pracht zerfällt,<br /> Wie sich die Nevada<br /> Morgendlich erhellt!<br /> Gleich den Nebelrauchen<br /> In des Ostens Hauchen<br /> Mußt du untertauchen,<br /> Schöne Zauberwelt!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/adolf-friedrich-von-schack" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Adolf Friedrich von Schack</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/adolf-friedrich-von-schack/kommt-perin-und-dschinnen" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Kommt, Perin und Dschinnen!" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 29 Jun 2018 22:10:02 +0000 mrbot 9858 at https://www.textarchiv.com Am Meere https://www.textarchiv.com/adolf-friedrich-von-schack/am-meere <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Nun nimm mich wieder an deine Brust,<br /> Mein altes, geliebtes Meer!<br /> Noch rollst du in Mut und Jugendluft,<br /> Wie da ich dich ließ, einher.</p> <p>Mir tönt&#039;s aus der brandenden Wogen Schwall<br /> Entgegen wie Freundeslaut;<br /> Als liebe Gespielen begrüß&#039; ich sie all,<br /> Die ich seit lang nicht geschaut.</p> <p>Ich stürze hinein in die schäumende Flut;<br /> Mir jubelt die Seele mit ihr:<br /> Den Knaben, der einst ihr am Busen geruht,<br /> Erkennt sie freudig in mir.</p> <p>Und wie das Naß, gegeißelt vom Nord,<br /> Die Brust und die Stirne mir kühlt,<br /> Fühl&#039; ich mir leise vom Herzen fort<br /> Den Rost des Lebens gespült.</p> <p>Die Wangen umkost mir der wirbelnde Schaum,<br /> Es lacht ihn hinweg mein Mund;<br /> Bald schaukelt die Welle mich hoch auf dem Saum,<br /> Bald tauch&#039; ich hinab in den Schlund.</p> <p>Hinaus! Ins Allunendliche hin!<br /> Das mißt&#039; ich so manches Jahr.<br /> Ja, altes geliebtes Meer, noch bin<br /> Ich derselbe, der einst ich war.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/adolf-friedrich-von-schack" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Adolf Friedrich von Schack</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1866</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/adolf-friedrich-von-schack/am-meere" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Am Meere" class="rdf-meta element-hidden"></span> Thu, 14 Jun 2018 22:10:02 +0000 mrbot 9992 at https://www.textarchiv.com