Textarchiv - Matthias Claudius https://www.textarchiv.com/matthias-claudius Deutscher Dichter. Geboren 15. August 1740 in Reinfeld (Holstein). Gestorben am 21. Januar 1815 in Hamburg. de Rheinweinlied https://www.textarchiv.com/matthias-claudius/rheinweinlied <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher,<br /> Und trinkt ihn frölich leer.<br /> In ganz Europia, ihr Herren Zecher!<br /> Ist solch ein Wein nicht mehr.</p> <p>Er kommt nicht her aus Hungarn noch aus Pohlen,<br /> Noch wo man Franzmännsch spricht;<br /> Da mag Sanct Veit, der Ritter, Wein sich hohlen,<br /> Wir hohlen ihn da nicht.</p> <p>Ihn bringt das Vaterland aus seiner Fülle;<br /> Wie wär er sonst so gut!<br /> Wie wär er sonst so edel, wäre stille,<br /> Und doch voll Kraft und Muth!</p> <p>Er wächst nicht überall im deutschen Reiche;<br /> Und viele Berge, hört,<br /> Sind, wie die wayland Creter, faule Bäuche,<br /> Und nicht der Stelle wehrt.</p> <p>Thüringens Berge, zum Exempel, bringen<br /> Gewächs sieht aus wie Wein;<br /> Ist’s aber nicht. Man kann dabey nicht singen,<br /> Dabey nicht frölich seyn.</p> <p>Im Erzgebürge dürft Ihr auch nicht suchen,<br /> Wenn Ihr Wein finden wollt.<br /> Das bringt nur Silbererz und Koboltkuchen,<br /> Und etwas Lausegold.</p> <p>Der Blocksberg ist der lange Herr Philister,<br /> Er macht nur Wind wie der;<br /> Drum tanzen auch der Kuckuck und sein Küster<br /> Auf ihm die Creuz und Queer.</p> <p>Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben;<br /> Gesegnet sey der Rhein!<br /> Da wachsen sie am Ufer hin, und geben<br /> Uns diesen Labewein.</p> <p>So trinkt ihn denn, und laßt uns alle Wege,<br /> Uns freun und frölich seyn!<br /> Und wüßten wir, wo jemand traurig läge,<br /> Wir gäben ihm den Wein.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/matthias-claudius" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Matthias Claudius</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1777</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/matthias-claudius/rheinweinlied" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Rheinweinlied" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 01 Oct 2014 21:41:10 +0000 admin 537 at https://www.textarchiv.com Phidile https://www.textarchiv.com/matthias-claudius/phidile <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Ich war erst sechzehn Sommer alt,<br /> Unschuldig und nichts weiter,<br /> Und kannte nichts als unsern Wald,<br /> Als Blumen, Gras, und Kräuter.</p> <p>Da kam ein fremder Jüngling her;<br /> Ich hatt’ ihn nicht verschrieben,<br /> Und wußte nicht, wo hin noch her;<br /> Der kam und sprach von Lieben.</p> <p>Er hatte schönes langes Haar<br /> Um seinen Nacken wehen;<br /> Und einen Nacken, als das war,<br /> Hab ich noch nie gesehen.</p> <p>Sein Auge, himmelblau und klar!<br /> Schien freundlich was zu flehen<br /> So blau und freundlich, als das war,<br /> Hab ich noch kein’s gesehen.</p> <p>Und sein Gesicht, wie Milch und Blut!<br /> Ich hab’s nie so gesehen;<br /> Auch, was er sagte, war sehr gut,<br /> Nur konnt’ ichs nicht verstehen.</p> <p>Er gieng mir allenthalben nach,<br /> Und drückte mir die Hände,<br /> Und sagte immer O und Ach,<br /> Und küßte sie behende.</p> <p>Ich sah’ ihn einmahl freundlich an,<br /> Und fragte, was er meynte;<br /> Da fiel der junge schöne Mann<br /> Mir um den Hals, und weinte.</p> <p>Das hatte Niemand noch gethan;<br /> Doch war’s mir nicht zuwider,<br /> Und meine beyden Augen sahn<br /> In meinen Busen nieder.</p> <p>Ich sagt’ ihm nicht ein einzig Wort,<br /> Als ob ichs übel nähme,<br /> Kein einzigs, und – er flohe fort;<br /> Wenn er doch wieder käme!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/matthias-claudius" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Matthias Claudius</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1774</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/matthias-claudius/phidile" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Phidile" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 01 Oct 2014 21:37:56 +0000 admin 536 at https://www.textarchiv.com Motetto als der erste Zahn durch war https://www.textarchiv.com/matthias-claudius/motetto-als-der-erste-zahn-durch-war <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Victoria! Victoria!<br /> Der kleine weisse Zahn ist da.<br /> Du Mutter! komm’, und Groß und Klein<br /> Im Hause! kommt, und kuckt hinein,<br /> Und seht den hellen weissen Schein.</p> <p>Der Zahn soll Alexander heissen.<br /> Du liebes Kind! Gott halt ihn Dir gesund,<br /> Und geb’ Dir Zähne mehr in Deinen kleinen Mundm<br /> Und immer war dafür zu beissen!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/matthias-claudius" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Matthias Claudius</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1777</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/matthias-claudius/motetto-als-der-erste-zahn-durch-war" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Motetto als der erste Zahn durch war" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 01 Oct 2014 21:32:28 +0000 admin 535 at https://www.textarchiv.com Kriegslied https://www.textarchiv.com/matthias-claudius/kriegslied <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,<br /> Und rede du darein!<br /> ’s ist leider Krieg – und ich begehre<br /> Nicht Schuld daran zu seyn!</p> <p>Was sollt’ ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen,<br /> Und blutig, bleich und blaß,<br /> Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,<br /> Und vor mir weinten, was?</p> <p>Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,<br /> Verstümmelt und halb todt<br /> Im Staub sich vor mir wälzten, und mir fluchten<br /> In ihrer Todesnoth?</p> <p>Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,<br /> So glücklich vor dem Krieg,<br /> Nun alle elend, alle arme Leute,<br /> Wehklagten über mich?</p> <p>Wenn Hunger, böse Seuch’ und ihre Nöthen<br /> Freund, Freund und Feind ins Grab<br /> Versammelten, und mir zu Ehren krähten<br /> Von einer Leich’ herab?</p> <p>Was hülf’ mir Kron’ und Land und Gold und Ehre?<br /> Die könnten mich nicht freun!<br /> ’s ist leider Krieg – und ich begehre<br /> Nicht Schuld daran zu seyn.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/matthias-claudius" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Matthias Claudius</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1774</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/matthias-claudius/kriegslied" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Kriegslied" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 01 Oct 2014 21:30:18 +0000 admin 534 at https://www.textarchiv.com Ein Lied hinterm Ofen zu singen https://www.textarchiv.com/matthias-claudius/ein-lied-hinterm-ofen-zu-singen <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Der Winter ist ein rechter Mann,<br /> Kernfest und auf die Dauer;<br /> Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an,<br /> Und scheut nicht Süß noch Sauer.</p> <p>War je ein Mann gesund, ist er’s;<br /> Er krankt und kränkelt nimmer,<br /> Weiß nichts von Nachtschweiß noch Vapeurs,<br /> Und schläft im kalten Zimmer.</p> <p>Er zieht sein Hemd im Freien an,<br /> Und läßt’s vorher nicht wärmen;<br /> Und spottet über Fluß im Zahn<br /> Und Kolik in Gedärmen.</p> <p>Aus Blumen und aus Vogelsang<br /> Weiß er sich nichts zu machen,<br /> Haßt warmen Drang und warmen Klang<br /> Und alle warme Sachen.</p> <p>Doch wenn die Füchse bellen sehr,<br /> Wenn’s Holz im Ofen knittert,<br /> Und um den Ofen Knecht und Herr<br /> Die Hände reibt und zittert;</p> <p>Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht,<br /> Und Teich’ und Seen krachen;<br /> Das klingt ihm gut, das haßt er nicht,<br /> Denn will er sich todt lachen. –</p> <p>Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus<br /> Beym Nordpol an dem Strande;<br /> Doch hat er auch ein Sommerhaus<br /> Im lieben Schweizerlande.</p> <p>Da ist er denn bald dort bald hier,<br /> Gut Regiment zu führen.<br /> Und wenn er durchzieht, stehen wir<br /> Und sehn ihn an und frieren.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/matthias-claudius" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Matthias Claudius</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1782</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/matthias-claudius/ein-lied-hinterm-ofen-zu-singen" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Ein Lied hinterm Ofen zu singen" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 28 Sep 2014 19:06:17 +0000 admin 533 at https://www.textarchiv.com Der Mensch https://www.textarchiv.com/matthias-claudius/der-mensch <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Empfangen und genähret<br /> Vom Weibe wunderbar,<br /> Kömmt er und sieht und höret,<br /> Und nimmt des Trugs nicht wahr;<br /> Gelüstet und begehret,<br /> Und bringt sein Thränlein dar;<br /> Verachtet und verehret,<br /> Hat Freude und Gefahr;<br /> Glaubt, zweifelt, wähnt und lehret,<br /> Hält Nichts und Alles wahr;<br /> Erbauet und zerstöret,<br /> Und quält sich immerdar;<br /> Schläft, wachet, wächst und zehret,<br /> Trägt braun und graues Haar etc.<br /> Und alles dieses währet,<br /> Wenn’s hoch kommt, achtzig Jahr.<br /> Denn legt er sich zu seinen Vätern nieder,<br /> Und er kömmt nimmer wieder.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/matthias-claudius" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Matthias Claudius</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1782</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/matthias-claudius/der-mensch" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Der Mensch" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 28 Sep 2014 19:03:26 +0000 admin 532 at https://www.textarchiv.com Den Pythagoras betreffend https://www.textarchiv.com/matthias-claudius/den-pythagoras-betreffend <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Hinz und Kunz.</p> <p>Hinz.<br /> Sie machen vom Phythagoras viel Wesen,<br /> Als wär ein solcher Mann noch nie gewesen.<br /> Er ist vielleicht ein Lumen bey den Alten;<br /> Doch sollt’ er uns die Stange halten?<br /> Was meinst du, Kunz, auf deine Ehr?</p> <p>Kunz.<br /> Das thät er schwerlich, Herr Compeer!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/matthias-claudius" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Matthias Claudius</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1777</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/matthias-claudius/den-pythagoras-betreffend" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Den Pythagoras betreffend" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 28 Sep 2014 19:01:02 +0000 admin 531 at https://www.textarchiv.com Abendlied https://www.textarchiv.com/matthias-claudius/abendlied <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Der Mond ist aufgegangen,<br /> Die goldnen Sternlein prangen<br /> Am Himmel hell und klar.<br /> Der Wald steht schwarz und schweiget,<br /> Und aus den Wiesen steiget<br /> Der weiße Nebel wunderbar.</p> <p>Wie ist die Welt so stille,<br /> Und in der Dämmrung Hülle<br /> So traulich und so hold!<br /> Als eine stille Kammer,<br /> Wo ihr des Tages Jammer<br /> Verschlafen und vergessen sollt.</p> <p>Seht ihr den Mond dort stehen? —<br /> Er ist nur halb zu sehen,<br /> Und ist doch rund und schön!<br /> So sind wohl manche Sachen,<br /> Die wir getrost belachen,<br /> Weil unsre Augen sie nicht sehn.</p> <p>Wir stolze Menschenkinder<br /> Sind eitel arme Sünder,<br /> Und wissen gar nicht viel.<br /> Wir spinnen Luftgespinnste,<br /> Und suchen viele Künste,<br /> Und kommen weiter von dem Ziel.</p> <p>Gott, laß uns dein Heil schauen,<br /> Auf nichts Vergänglichs trauen,<br /> Nicht Eitelkeit uns freun!<br /> Laß uns einfältig werden,<br /> Und vor dir hier auf Erden<br /> Wie Kinder fromm und fröhlich seyn!</p> <p>Wollst endlich sonder Grämen<br /> Aus dieser Welt uns nehmen<br /> Durch einen sanften Tod!<br /> Und, wenn du uns genommen,<br /> Laß uns im Himmel kommen,<br /> Du unser Herr und unser Gott!</p> <p>So legt euch denn, ihr Brüder,<br /> In Gottes Namen nieder;<br /> Kalt ist der Abendhauch.<br /> Verschon’ uns, Gott! mit Strafen,<br /> Und laß uns ruhig schlafen!<br /> Und unsern kranken Nachbar auch!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/matthias-claudius" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Matthias Claudius</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1782</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/matthias-claudius/abendlied" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Abendlied" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 28 Sep 2014 18:59:08 +0000 admin 530 at https://www.textarchiv.com