Textarchiv - Carl Streckfuß https://www.textarchiv.com/carl-streckfuss Deutscher Schriftsteller und Übersetzer. Geboren am 20. September 1778 in Gera. Gestorben am 26. Juli 1844 in Berlin. de Einleitung https://www.textarchiv.com/carl-streckfuss/einleitung <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>1.</p> <p>Hört ihr mich von Amandens Reizen singen,<br /> So glaubt nicht, daß ein irrdisch Weib ich liebe.<br /> Entflohen aus dem niedern Land der Triebe,<br /> Erhebt zum Aether Sehnsucht ihre Schwingen.</p> <p>Dort weiß sie sich das Höchste zu erringen,<br /> Von dorther bringt sie mir die Gluth der Liebe,<br /> Und was ich rede, denke, dicht’ und übe,<br /> Seht ihr aus diesem reinen Quell entspringen.</p> <p>Wohl glaubt’ ich einst auch außen aufzufinden<br /> Die holden Blumen, die aus dunkeln Keimen<br /> In meinem reichen Herzen aufgeblühet;</p> <p>Doch sah ich traurend bald die Täuschung schwinden,<br /> Und weiß es sicher nun, daß nur in Träumen<br /> Der wahren Liebe heil’ges Feuer glühet.</p> <p>2.</p> <p>Noch fand ich auf der Erde weiten Auen<br /> Nicht eine Seele, die mich ganz ergründet,<br /> Am eitlen Glanz der Erdenlust erblindet,<br /> Kann keine ganz mein Innerstes durchschauen.</p> <p>Dir, holde Dichtung, will ich mich vertrauen,<br /> Dir will ich sagen, was mein Herz empfindet,<br /> Der heil’gen Gluth, die meine Brust entzündet,<br /> Will ich des Liedes ew’gen Tempel bauen.</p> <p>In dir, o Dichtung, blüht mein wahres Leben,<br /> In dir nur kann ich ganz mein Wesen sagen,<br /> Du nur vermagst der Sehnsucht Sturm zu stillen.</p> <p>Was sollt’ ich noch nach andrer Wonne streben,<br /> Da himmlisch, selbst wenn meine Töne klagen,<br /> Mich tausend Freuden wunderbar erfüllen.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/carl-streckfuss" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Carl Streckfuß</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1804</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/carl-streckfuss/einleitung" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Einleitung" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 09 Jul 2016 22:00:02 +0000 admin 1929 at https://www.textarchiv.com Getäuschte Liebe https://www.textarchiv.com/carl-streckfuss/getaeuschte-liebe <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>1.</p> <p>So war es nur ein Traum, was ich gesehen,<br /> Und fort hat ihn die Morgenluft getragen?<br /> Noch wag’ ich kaum die Augen aufzuschlagen,<br /> Noch zweifl’ ich, und weiß nicht, wie mir geschehen.</p> <p>„O komm, laß uns vereint durchs Leben gehen,<br /> Vereint uns freuen und vereinet klagen,“<br /> So schien zu mir ein holdes Weib zu sagen,<br /> Und Aethers Düfte fühlt’ ich um mich wehen.</p> <p>Der Erde neu verknüpft durch süße Banden,<br /> Hatt’ ich der schönsten Hoffnung mich ergeben,<br /> Und alle Wolken meiner Sorgen schwanden.</p> <p>Wie schön, wie heiter lachte mir das Leben,<br /> Wie herrlich lief vor mir in Zauberlanden<br /> Ein Blumenpfad zum Ziel von meinem Streben.</p> <p>2.</p> <p>Die Blumen sind verblüht, der Pfad verschwunden,<br /> Von dichter Wildniß seh’ ich mich umfangen,<br /> Die Luft ist schwühl, mein Herz fühl’ ich erbangen,<br /> Und trüb’ und düster schleichen meine Stunden,</p> <p>Durch nichts bin ich an’s Leben mehr gebunden,<br /> Zum Tode treibt mich schmerzliches Verlangen.<br /> Was soll ich hier? Die Hoffnung ist vergangen,<br /> Und meines Lebens Ziel hab’ ich gefunden.</p> <p>So nah’ ich mich mit starrem Blick dem Grabe,<br /> So fühl’ ich schon mein innres Leben schwinden,<br /> So fühl’ ich matt und ohne Kraft die Glieder —</p> <p>Das trübe Daseyn nur ist meine Habe,<br /> Und gern legt’ ich, der Last mich zu entwinden,<br /> Mein müdes Haupt zum letzten Schlummer nieder.</p> <p>3.</p> <p>Ich bin so arm, so traurig, so verlassen,<br /> Und meiner Freude Blüthen sind zerstöret,<br /> Von harten Kämpfen ist mein Herz verzehret,<br /> Und glühn fühl’ ich mein Antlitz und erblassen.</p> <p>Die ich so heiß geliebt, dich soll ich hassen?<br /> Verachten dich, die ich so hoch geehret?<br /> Vernichten, was ich liebevoll genähret?<br /> Mir lacht das Glück — ich darf es nicht umfassen.</p> <p>Verlassen muß ich dich, dieß ist der Wille<br /> Der strengen Tugend, doch mit sanftem Winken<br /> Lockt Amor schmeichelnd mich zu dir zurücke.</p> <p>Und daß in mir der bange Streit sich stille,<br /> Sehn’ ich mich, in die ew’ge Nacht zu sinken,<br /> Denn Leid nur sehn auf Erden meine Blicke.</p> <p>4.</p> <p>Kommt nun die Stunde, wo mit schnellem Flügel<br /> Der Lieb’ ich sonst an deine Brust geflogen,<br /> Dann toben in mir wilder Sehnsucht Wogen,<br /> Und der Vernunft entringt der Gram die Zügel.</p> <p>Mich treibts von Menschen weg — Durch Thal und Hügel,<br /> Durch Sturm und Schnee gewaltsam fortgezogen,<br /> Eil’ ich und sinne: Sie hat mich betrogen,<br /> Und ach! ihr Antlitz war der Wahrheit Spiegel.</p> <p>Wie schön sie war, wie gut, wie treu ergeben —<br /> Voll holder Einfalt schien ihr ganzes Wesen,<br /> Von hoher Tugend schien ihr Herz entzündet.</p> <p>O schöner Traum, o Glück von meinem Leben,<br /> O kehre wieder, immer dich zu lösen,<br /> Bis meines Lebens Licht in Nacht verschwindet.</p> <p>5.</p> <p>So treu, so innig war ich dir ergeben,<br /> Und du — du konntest so mein Herz betrügen?<br /> Noch zweifl’ ich, ob nicht meine Sinne lügen,<br /> Ob Truggestalten nicht den Blick umschweben.</p> <p>Allein nach mir schien ja dein Wunsch zu streben,<br /> Und heiße Liebe sprach aus allen Zügen,<br /> Wie eiltest du, in meinen Arm zu fliegen,<br /> Wie schienst du ganz in meinem Blick zu leben!</p> <p>Wie reich fühlt’ ich mich da an tausend Wonnen,<br /> Mit ewig jungen Blumen deine Pfade<br /> Zu schmücken, jeden Schmerz von dir zu scheuchen.</p> <p>Doch arm ist nun mein Herz, die Kraft zerronnen —<br /> Mir selbst blüht nun kein Blümchen am Gestade,<br /> Ich selbst muß kraftlos meinem Kummer weichen.</p> <p>6.</p> <p>Voll Seeligkeit, vom schönsten Traum geblendet,<br /> Von deinen Armen innig heiß umwunden,<br /> War mir des Pilgerlebens Angst verschwunden,<br /> Und Herz und Sinn mir wunderbar gewendet.</p> <p>Dich, rief ich, hat ein Gott mir zugesendet,<br /> Nun bluten nicht mehr meiner Sehnsucht Wunden,<br /> In dir hab’ ich des Lebens Ziel gefunden,<br /> Und wohl mir nun, mein Irren ist beendet.</p> <p>Du sahst mich an, es schwamm dein Blick in Thränen —<br /> Mein Freund, mein Einziger, hört’ ich dich lallen,<br /> Und fühlte heiß dein Herz an meinem schlagen —</p> <p>Wie sollt’ ich da nicht hochbeglückt mich wähnen?<br /> Wer zweifelt noch, wenn voll von Wohlgefallen,<br /> Ich liebe dich, ihm deine Augen sagen.</p> <p>7.</p> <p>Und diese treuen Augen konnten trügen,<br /> Und dieses Blickes sanftes Wohlgefallen,<br /> Und dieses Busens liebevolles Wallen?<br /> Und diese Schmeichelworte konnten lügen?</p> <p>Nicht trauen sollt’ ich diesen edeln Zügen —<br /> Ich seh’ es nun, der Schleyer ist gefallen;<br /> Doch wem soll noch mein Herz entgegenwallen,<br /> An wen soll ich mich noch vertrauend schmiegen?</p> <p>So will ichs denn mit festem Muthe schwören,<br /> Von nun an wandl’ ich einsam durch das Leben,<br /> Will keiner mehr die Hand zum Bündniß reichen.</p> <p>Und sollte mich des Edeln Schein bethören,<br /> Dann soll den Wankenden dein Bild umschweben,<br /> Mich warnend in mich selbst zurück zu scheuchen.</p> <p>8.</p> <p>Dir zürn’ ich nicht, du hast mich nicht betrogen,<br /> Denn was du hattest, hast du mir gegeben;<br /> Schuld ist mein Herz, mit seinem heißen Streben,<br /> Das Engelstugend mir an dir gelogen.</p> <p>Ich schuf dich mir — der Erde leicht entflogen,<br /> Riß ich dich hin, mit mir empor zu schweben;<br /> Auch blüht’ in dir ein neues, schönes Leben,<br /> Als ich in meine Welt dich fortgezogen.</p> <p>Doch matt vom hohen, ungewohnten Fluge,<br /> Fielst du zurück durch deines Wesens Schwere,<br /> Und warfest von dir, was ich dir geliehen.</p> <p>Da schwand dein Reiz, da staunt’ ich ob dem Truge,<br /> Da riß ich mich von dir, der lichten Sphäre<br /> Des Vaterlandes einsam zuzufliehen.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/carl-streckfuss" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Carl Streckfuß</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1804</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/carl-streckfuss/getaeuschte-liebe" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Getäuschte Liebe" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 02 Jul 2016 22:00:01 +0000 admin 1931 at https://www.textarchiv.com Sonette an Amanda https://www.textarchiv.com/carl-streckfuss/sonette-an-amanda <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>1. Gewährung des Wunsches.</p> <p>Zum Himmel streckt’ ich flehend oft die Hände,<br /> Das unbekannt Ersehnte zu erbitten;<br /> Ihr Götter, rief ich, viel hab’ ich gelitten,<br /> Gebt, daß in Ruhe meine Sehnsucht ende.</p> <p>Daß Zevs im Traum mir das Erflehte sende,<br /> Glaubt’ ich, als du, die Hohe, kamst geschritten,<br /> Und als ich mit dem Zweifel lang gestritten,<br /> Glaubt’ ich noch, daß mich süßer Wahn verblende.</p> <p>Doch Wahrheit war es, und vor ihren Strahlen<br /> War meiner Zweifel düstre Nacht verschwunden,<br /> Und Ruhe kühlte meine heißen Wangen.</p> <p>Und ach! ein ängstlich quälendes Verlangen,<br /> Hat ihrem sanften Schooße sich entwunden,<br /> Und mich erfüllt mit unbekannten Quaalen.</p> <p>2. Das höchste Schöne.</p> <p>Die Götter in der Seeligkeiten Fülle,<br /> Unwandelbar auf ihren ew’gen Thronen,<br /> Sie fühlen Ruh in ihrem Busen wohnen,<br /> Und schaun auf uns herab in ernster Stille.</p> <p>Des edlen Sterblichen allmächt’ger Wille<br /> Schwingt sich hinauf zu des Olimpos Zonen;<br /> Der Götter Ruhe, nicht der Götter Kronen<br /> Wünscht er, daß sie sein ew’ges Sehnen stille.</p> <p>Du aber zeigst in Blick und in Geberde,<br /> Verbunden schwesterlich, in That und Worte,<br /> Der Gottheit Ruhe mit des Menschen Sehnen,</p> <p>Denn ruhig heiter wallend auf der Erde,<br /> Blickst du voll Sehnsucht nach des Himmels Pforte,<br /> Und zeigst uns so das Bild des höchsten Schönen.</p> <p>3. Gefühl der Heimath.</p> <p>Oft glaubt’ ich bey des Busens bangem Wallen,<br /> Daß ich ein armer Fremdling sey hinieden,<br /> Drum hatt’ ich von der Welt mich abgeschieden,<br /> Und sehnte mich, zum Vaterland zu wallen;</p> <p>Da hört’ ich deiner Stimme Silber schallen,<br /> Da sah’ ich deines Lächelns süßen Frieden,<br /> Da ließest du den Strahlenblick dem Müden<br /> Erhellend in der Seele Dunkel fallen.</p> <p>Und als erwacht’ ich froh aus bangen Träumen,<br /> Blickt’ ich umher, und sah die Fluren grünen,<br /> Und lächelte sie an mit süßem Grauen.</p> <p>Die Heimath fühlt’ ich in der Erde Räumen,<br /> Und rief, als wär’ mir Gottes Glanz erschienen:<br /> Hier ist es schön, hier laß uns Hütten bauen.</p> <p>4. Der Abend.</p> <p>Es schlief der Abend auf den stillen Auen,<br /> Doch glänzten hell der Sterne wache Blicke;<br /> Daß Lunens Strahl des Haines Nacht durchzücke,<br /> Ließ Zephyr ihn durch rege Blätter schauen.</p> <p>Da gieng ich neben dir in süßem Grauen,<br /> Und mächtig zog michs nach dem Götterglücke<br /> An deiner Brust — doch schaudert’ ich zurücke,<br /> Und konnte mich der Hoffnung nicht vertrauen.</p> <p>Da traten wir hervor aus stillem Haine,<br /> Im Mondenduft glänzt’ uns das Thal entgegen,<br /> Und Freudenthränen sah ich dich vergießen.</p> <p>Und wie ich so dich sah, du göttlich Reine,<br /> Fühlt’ ich von keinem Trieb mich mehr bewegen,<br /> Und meine Brust in Melodie’n zerfließen.</p> <p>5. Amors Launen.</p> <p>Mir ist so wohl, mir ist so weh, so bange!<br /> O höre mich — doch nein, ich kann’s nicht sagen,<br /> Ich möchte jubeln, und erhebe Klagen,<br /> Ich wünsche — doch wer sagt, was ich verlange?</p> <p>Wie eilig flieht die Zeit — wie ewig lange<br /> Währts, eh die Horen mich zum Ziele tragen.<br /> Unendlich Land bestrahlet Phöbus Wagen,<br /> Doch nirgends find’ ich Raum dem ew’gen Drange.</p> <p>Ich eile fort, da heißt das Herz mich weilen,<br /> Ich weil’, und Hoffnung treibt mich an zum Scheiden,<br /> Ich lächl’, und fühl’ im Auge Thränen beben.</p> <p>So kann ich Amors Händen nie enteilen,<br /> Er ist ein Kind, und findet seine Freuden,<br /> Den Launen seiner Kraft sich hinzugeben.</p> <p>6. Erste Hoffnung.</p> <p>Sey freundlich mit mir! Ach, dem ew’gen Brande<br /> Kann nicht des Auges düstres Zürnen wehren.<br /> Nur eine von des Mitleids frommen Zähren,<br /> Und neu ergrünen die versengten Lande.</p> <p>Ein Lächeln nur — und zum beglückten Strande<br /> Rett’ ich mich aus der Wünsche wilden Meeren.<br /> Ich will ja nicht der Liebe Becher leeren,<br /> Wil nippen nur von seinem goldnen Rande.</p> <p>Du bist so gut, du kannst mir’s nicht versagen,<br /> Und dem vertrauend, füllt ein leises Hoffen<br /> Die Brust mir an mit Welten hoher Wonne.</p> <p>Verstummt denn, Seufzer, schweigt, ihr bangen Klagen!<br /> Schon sind des Tages goldne Pforten offen,<br /> Schon glänzt Aurora, bald erglüht die Sonne.</p> <p>7. Erste Seeligkeit.</p> <p>Du bist mir gut — dein Auge hat’s gestanden,<br /> Der Stirne Falten können’s nicht verneinen —<br /> Ich sah der Augen Doppelsonne scheinen,<br /> Und meiner Seele düstre Wolken schwanden</p> <p>Wie wer entschlummert in der Erde Landen,<br /> Sich wiederfindet in Elysiens Hainen,<br /> So staun’ ich lächelnd und die Augen weinen,<br /> Seit in den deinen sie den Himmel fanden.</p> <p>Und Blumen sprießen unter meinem Schritte,<br /> Genährt vom Thau der wundersüßen Zähren,<br /> Und in mir tönen himmlisch linde Saiten,</p> <p>Und Stimmen säuseln aus des Herzens Mitte:<br /> Sie ist dir gut, sie will dem müden Sehnen<br /> An ihrem Herzen holden Lohn bereiten.</p> <p>8. Das schöne Leben.</p> <p>Mit düsterm Streben und mit Langen Mühen<br /> Zieht fort der Mensch im engen Lebensgleise;<br /> Er reis’t, doch kennt er nicht das Ziel der Reise,<br /> Flieht, dem Geflohnen eilig zuzufliehen.</p> <p>Bald fühlt er sich vor irrer Hoffnung glühen,<br /> Bald starrt er in des grausen Schreckens Eise.<br /> So dreht er blind sich durch die alten Kreise<br /> Und kann sich nie der düstern Nacht entziehen.</p> <p>So lebt’ auch ich — doch wie am blauen Himmel<br /> Der Abendwolken goldne Schaaren fliehen,<br /> So weht mich jetzt der Liebe Hauch durch’s Leben.</p> <p>Tief unter mir erblick’ ich das Gewimmel,<br /> Und neben mir seh’ ich ein Eden blühen,<br /> Seit jenes Blickes Zauber mich umschweben.</p> <p>9. Ueberzeugung der Liebe.</p> <p>Wie linder Hauch umwehet mich das Leben,<br /> Wie Blumendüfte schwinden meine Stunden,<br /> Von jeder Fessel bin ich losgebunden,<br /> Auf leichten Träumen lächelnd hinzuschweben,</p> <p>Seit mich der Liebe Rosenband umgeben,<br /> Seit ich in deinem Blick den Himmel funden —<br /> Du warst mir hold — die Erde war verschwunden,<br /> Mit ihren Mühn und ihrem bangen Streben.</p> <p>Und wie des Aethers ruhig klare Helle,<br /> Wie seine Sterne nie der Zeit erliegen,<br /> Wie nie das Hohe, Himmlische vergehet,</p> <p>So wird auch meiner Seeligkeiten Quelle<br /> In deinem treuen Auge nie versiegen,<br /> So lang um mich des Lebens Odem wehet.</p> <p>10. Reichthum im Innern.</p> <p>Wie goldne Funken durch die Haine beben,<br /> Wie Phöbus Strahlen auf dem Strome zittern,<br /> Wie schnell entstanden nach den Ungewittern<br /> Der Iris Farben in den Lüften schweben;</p> <p>Wie in den Blättern tausend Zungen leben,<br /> Wenn Zephyr spielt in schwanker Zweige Gittern,<br /> Wie wenn die Harfe seine Hauch’ erschüttern,<br /> Den Saiten leise Harmonie’n entbeben;</p> <p>So schwimmet tausend reicher Farben Schöne<br /> Auf meiner frohen Seele dunkeln Tiefen,<br /> Seit du in Sonnenglanz mir aufgegangen;</p> <p>So leben in mir wunderbare Töne,<br /> Die tief erstarrt in meinem Busen schliefen<br /> Seit deines Wesens Wohllaut mich umfangen.</p> <p>11. Begeisterung.</p> <p>Schön ist mein Lied! — Ich sag’ es mit Entzücken,<br /> Und keiner tadle mir das stolze Wort,<br /> Denn machtig reißt Begeistrung mit sich fort,<br /> Wen Lieb’ und Genius vereint beglücken.</p> <p>Und was er thut und spricht, das muß sich schicken,<br /> Ist stets zur rechten Zeit, am rechten Ort.<br /> Kein kalter Krittler spreche, hier und dort<br /> Ist dieß und das zu feilen und zu rücken.</p> <p>Drum bleib’, o Lied, wie Liebe dich gebar —<br /> Ein ew’ges Denkmal meiner Lust und Schmerzen,<br /> Leg’ ich dich auf der Grazien Altar.</p> <p>Und wie du kamst von meinem warmen Herzen,<br /> Schön, freundlich, leicht und spiegelrein und klar,<br /> Soll nie ein Tadel deinen Schimmer schwärzen.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/carl-streckfuss" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Carl Streckfuß</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1804</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/carl-streckfuss/sonette-an-amanda" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Sonette an Amanda" class="rdf-meta element-hidden"></span> Tue, 28 Jun 2016 22:00:01 +0000 admin 1930 at https://www.textarchiv.com Die Verlassene an die Quelle https://www.textarchiv.com/carl-streckfuss/die-verlassene-an-die-quelle <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Felsentochter, die du mit holdem Kosen<br /> Durch die Wiesen dich schlängelst, und der Ufer<br /> Mannigfaches Gebild so hell zurückstrahlst,<br /> Liebliche Quelle!</p> <p>Wenn ich sehnend zu dir herab mich neige,<br /> Strahlt mir deutlich mein Bild aus dir entgegen,<br /> Doch kaum weich’ ich, so ist das hell gestrahlte<br /> Wieder verschwunden.</p> <p>Soll ich hassen dich oder lieben? hassen<br /> Sollt’ ich, Flüchtige dich, doch wider Willen<br /> Lauscht mein Sehnen dir noch — du gleichst dem Jüngling.<br /> Der mich verlassen.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/carl-streckfuss" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Carl Streckfuß</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1804</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/carl-streckfuss/die-verlassene-an-die-quelle" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Die Verlassene an die Quelle" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 01 Apr 2016 22:00:01 +0000 akessler 1314 at https://www.textarchiv.com Bey der Hochzeit des Hrn. Schultz https://www.textarchiv.com/carl-streckfuss/bey-der-hochzeit-des-hrn-schultz <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Umflattert von dem leichten irren Leben,<br /> Durchhüpft der Knabe lächelnd seine Bahn,<br /> Wo tausend Lichter glänzend ihn umschweben,<br /> Wo sich ihm tausend leichte Träume nahn;<br /> Von bunten Blumen sieht er sich umgeben,<br /> Und jede lächelt froh den Frohen an.<br /> Aus jeder Silberquelle schnellen Kräuseln,<br /> Hört er geheime Freundesstimmen säuseln.</p> <p>Ein Spiel sind ihm der Sonne goldne Strahlen,<br /> Die durch die Nacht der grünen Büsche fliehn,<br /> Ein Spiel die Gluthen, die den Osten mahlen,<br /> Die Flammen, die am Abendhimmel glühn,<br /> Ein Spiel der Sterne nahmenlose Zahlen,<br /> Und überall sieht er die Freude blühn,<br /> Selbst auf des Winters öden Schneegefilden<br /> Weiß seine Hand die Freundliche zu bilden.</p> <p>Doch bald, wenn sich des Lebens Flügel binden,<br /> Wird ernst des Jünglings Tritt, ernst wird sein Sinn,<br /> Er kann noch nicht das Licht der Wahrheit finden,<br /> Doch welket seiner Träume Lust dahin,<br /> Der Blumen liebliche Gestalten schwinden,<br /> Und doch sieht er noch nicht der Frucht Beginn.<br /> Am Quell, wo süße Stimmen ihm erklangen,<br /> Fühlt er von banger Sehnsucht sich befangen.</p> <p>Wie Gluth der Sonne drückt sie ihn darnieder,<br /> Er fühlet sie, doch er erkennt sie nicht,<br /> Sie kehret mit dem jungen Morgen wieder,<br /> Und unbefriedigt sieht er Hespers Licht,<br /> Den Sternen zu kehrt er die Augenlieder —<br /> Auch nicht der Himmel giebt, was ihm gebricht.<br /> Selbst in des Lenzes blumenvollen Auen<br /> Wird er nicht die verwelkten Blüthen schauen.</p> <p>Da naht mit Ernst im schönen Angesichte,<br /> Mit Hoheit in der herrlichen Gestalt,<br /> Die Freundschaft ihm, daß sich der Kummer flüchte,<br /> Sie stützet ihn mit göttlicher Gewalt,<br /> Sie leuchtet ihm mit heil’ger Wahrheit Lichte,<br /> Vertreibt das Dunkel, das den Pfad umwallt;<br /> Sie läßt bey keinem Schreckniß ihn verzagen,<br /> Und heißt ihn leben, kämpfen und ertragen.</p> <p>Doch bleiben öd’ und traurig die Gestade,<br /> Der Kummer floh, das Glück kam nicht zurück,<br /> Denn keine Blum’ entblühet seinem Pfade,<br /> Entbehren nur ist seines Daseyns Glück.<br /> Daß sich der Sehnsucht ganz sein Herz entlade,<br /> Ganz sich erhebe der gesunkne Blick,<br /> Kann selbst der Freundschaft Walten nicht erringen,<br /> Noch die verlornen Schätze wieder bringen.</p> <p>Doch frey und kühn, mit rosigem Gefieder,<br /> Umgaukelt von der Charitinnen Tanz,<br /> Steigt Amor aus des Himmels Höhen nieder,<br /> Und ihn umfließt ein wunderbarer Glanz.<br /> Es werde! spricht er — Sieh, da kehret wieder<br /> Der Frühling mit der jungen Rosen Kranz.<br /> Er lächelt nur — und durch die Flur verbreiten<br /> Sich nie geahnte Himmelsseeligkeiten.</p> <p>Des Westes Hauch weht in den milden Lüften,<br /> Vom Himmel tönt der Lerche Jubellied,<br /> Und tausend junge Blumenschaaren düften,<br /> In tausend Farben wunderbar entglüht —<br /> So wallt der Liebende durch schöne Triften,<br /> Wo ewig blauer Himmel ihn umzieht;<br /> So keimt die Ruh aus seinem bangen Streben,<br /> Und froh durchwallt er so das leichte Leben.</p> <p>So wirst auch du auf deinen Wiegen wallen,<br /> Sie führen durch ein schönes Freudenland,<br /> Dir lacht der Lenz mit seinen Kindern allen,<br /> Und jeder düstern Wolke Drohn verschwand,<br /> Denn Amor führt mit frohem Wohlgefallen<br /> Heut Hymene’n dir zu an zarter Hand.<br /> Die Pfeile und das flüchtige Gefieder<br /> Legt er auf Hymens heil’gem Altar nieder.</p> <p>Und liebend schlingt er seine Lilienarme<br /> Um Hymens Hals: Nie will ich von dir fliehn!<br /> Daß nie an Glück das edle Paar verarme,<br /> Soll stets mein Feu’r auf deinem Altar glühn,<br /> Und nie gebeugt von düsterm Gram und Harme,<br /> Soll beyden stets der Freude Rose blühn;<br /> Wie in der Kindheit ungetrübten Tagen,<br /> Soll sie des Lebens sanfte Woge tragen.</p> <p>Dieß ist’s, was heut euch Amors Huld verheissen,<br /> Er legt’ in euch den Quell der Seeligkeit;<br /> Mag nun um euch des Goldes Schimmer gleissen,<br /> Ihr seht es still und lächelnd ohne Neid.<br /> Was in euch lebt kann kein Geschick entreissen,<br /> Kein Sturm erschüttern, keine Macht der Zeit.<br /> Das Glück, das nie die karge Müh’ erzwungen,<br /> Hat frey um euch den Götterarm geschlungen.</p> <p>Nur in der Freude lachenden Gestaden,<br /> Ist’s, wo der Thaten schönster Keim entsprießt,<br /> Wo sich von jeder Erdenbürd’ entladen,<br /> Des Geistes Reichthum herrlicher ergießt;<br /> So wirst auch du, den auf des Guten Pfaden<br /> Zum Führer uns des Himmels Huld erkießt,<br /> Noch schöner jetzt durch Wort, und That und Leben,<br /> Der Tugend, wie des Glückes Beyspiel geben.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/carl-streckfuss" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Carl Streckfuß</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1804</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/carl-streckfuss/bey-der-hochzeit-des-hrn-schultz" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Bey der Hochzeit des Hrn. Schultz" class="rdf-meta element-hidden"></span> Mon, 23 Nov 2015 23:00:02 +0000 akessler 1247 at https://www.textarchiv.com Echo https://www.textarchiv.com/carl-streckfuss/echo <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Stolz in seiner Schönheit Blüthe,<br /> Wild in seiner Jugend Macht,<br /> Sehnt Narciß sich nicht nach anderm Glücke,<br /> Fragt nicht, ob in holdem Blicke<br /> Ihm der Liebe Zauber lacht.<br /> Doch für seinen Reiz entglühte<br /> Längst die zarteste der Schönen,<br /> Liebevoll, mit heißem Sehnen<br /> Denkt sie sein bey Tag und Nacht.</p> <p>Und sie folget ihm von ferne<br /> In die Thäler, in den Wald,<br /> Folgt ihm leise nach mit bangem Schweigen,<br /> Wagt es nicht, sich ihm zu zeigen,<br /> Birgt ihm schüchtern die Gestalt.<br /> Ach! wie sagte sie so gerne,<br /> Was in ihrem Busen lebet,<br /> Doch wenn Sehnsucht vorwärts strebet,<br /> Fesselt sie der Furcht Gewalt.</p> <p>Und so lauscht sie seiner Rede,<br /> In der Büsche Nacht versteckt,<br /> Lauschet sorglich jeglicher Bewegung,<br /> Oft von wunderbarer Regung<br /> Tief im Innersten erschreckt.<br /> Ihr ist selbst der Frühling öde,<br /> Wo sie nicht den Holden siehet,<br /> Doch ein Zauberland erblühet,<br /> Wo sie zitternd ihn entdeckt.</p> <p>Einst in der Gefährten Mitte<br /> Sieht sie den Geliebten stehn.<br /> Liebe treibt sie, ihm ans Herz zu sinken,<br /> Und sie sieht den Jüngling winken,<br /> Höret seine Stimme wehn. —<br /> Aus dem Busch mit raschem Schritte<br /> Eilt sie, ihm ans Herz zu fliegen,<br /> Sehnend sich an ihn zu schmiegen,<br /> Glaubt vor Wonne zu vergehn.</p> <p>Doch nicht ihr hat er gewinket,<br /> Und er flieht erstaunt zurück.<br /> Ach! von ihrer Lust, von ihren Schmerzen,<br /> Fühlt er nichts in seinem Herzen,<br /> Kalt und düster ist sein Blick.<br /> Und in Reu und Schaam versinket<br /> Die Betrogne, sie entfliehet,<br /> Doch im Innersten durchglühet<br /> Sie das süß erträumte Glück.</p> <p>In der Berge tiefste Klüfte,<br /> Zu den schroffsten Felsen trägt<br /> Sie der Liebe Harm, das treue Sehnen —<br /> Einsam lauscht sie seinen Tönen,<br /> Und wenn fern ein Laut sich regt,<br /> Läßt ihn leise durch die Lüfte<br /> Die Betrogne wiederschallen;<br /> Hört sie dann den Ton verhallen,<br /> Wird ihr Busen neu bewegt.</p> <p>Und so schwand ihr zartes Leben,<br /> Und ihr treues Auge brach;<br /> Doch ihr Sehnen blieb den düstern Klüften,<br /> Ihre Stimme noch den Lüften,<br /> Wird bey jedem Rufe wach.<br /> Und wenn Töne sich erheben,<br /> Wähnt sie, daß der Liebling rede,<br /> Und so lispelt aus der Oede<br /> Sie getäuscht die Worte nach.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/carl-streckfuss" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Carl Streckfuß</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1804</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/carl-streckfuss/echo" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Echo" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 27 Sep 2015 22:00:01 +0000 akessler 1310 at https://www.textarchiv.com Entsagung https://www.textarchiv.com/carl-streckfuss/entsagung <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Ein dichter Nebel schwamm auf meinen Loosen,<br /> Die Zukunft hüllten düstre Wolken ein.<br /> Ich hörte schon des Lebens Stürme tosen,<br /> Und sahe rings umher Gefahren dräun.<br /> Mit schwachem Kahn auf wildempörten Wogen,<br /> Geschleudert von der grimmen Winde Wuth,<br /> War mir der heimatliche Strand entflogen,<br /> Und rings umschäumte feindlich mich die Fluth.</p> <p>Kein Stern erschien die irre Fahrt zu leiten,<br /> Und düstre Nacht umhüllte meinen Blick,<br /> Versinken galt es, oder muthig streiten;<br /> Nur Muth, sprach ich, besieget das Geschick.<br /> Komm denn, o Schicksal, ich will mit dir kämpfen!<br /> Nicht ängstlich stockt bey deinem Zorn mein Blut;<br /> Mir gab Natur um deinen Stolz zu dämpfen,<br /> Der Sehnen Kraft, des Herzen frohen Muth.</p> <p>Die Welt ist groß, in ihren weiten Räumen<br /> Blüht überall der Freude Ros’ empor.<br /> Die holden Blumen, Lieb’ und Freundschaft keimen<br /> Selbst aus des Felsen hartem Schooß hervor.<br /> Oft wenn am öden freudenlosen Strande<br /> Die letzte Hoffnung treulos mich verließ,<br /> Schuf ja allmächtig sich im dürren Sande<br /> Das reiche Herz ein holdes Paradies.</p> <p>So dacht’ ich sonst, und schaute frohen Blickes,<br /> Und stolz und kühn auf meine Zukunft hin,<br /> In mir fand ich die Quelle meines Glückes,<br /> In mir des Lebens köstlichsten Gewinn.<br /> Der Frohsinn war mein lächelnder Begleiter,<br /> Komm, sprach er, komm, ich führe dich zur Ruh —<br /> Und freudig glaubt’ ich ihm, und strebte weiter<br /> Voll Muth und Kraft dem schönen Ziele zu.</p> <p>Doch ach! in düstre Traurigkeit versunken,<br /> Flieht irr und scheu mein Auge jetzt umher,<br /> Verloschen ist des Muthes letzter Funken,<br /> Die stolze Kraft füllt nicht den Busen mehr.<br /> Ich weiß es, was der Zukunft Schleyer decken,<br /> Ich kenne nun das Loos, das meiner harrt,<br /> Und grausam drohende Gestalten schrecken<br /> Mich im Genuß der schönsten Gegenwart.</p> <p>Du bist allein das Ziel von meinem Streben,<br /> Dich will ich nur im ganzen weiten All,<br /> Und ohne dich kann nichts mir Freude geben,<br /> Ist Glück und Lust mir nur ein leerer Schall.<br /> Schnell muß sein Haupt der junge Frühling beugen,<br /> Wo du nicht bist — der bunten Wiesen Pracht<br /> Erbleicht, und alle Lebenslaute schweigen —<br /> Der goldne Tag verglüht in dumpfer Nacht.</p> <p>Ich liebte dich — da stieg ein schöner Morgen<br /> An meinem Himmel jugendlich empor,<br /> Die seel’ge Kraft, in meiner Brust verborgen,<br /> Brach schnell entzündet, wunderbar hervor.<br /> Kommt her, o Welten, rief ich mit Entzücken,<br /> Des innern Reichthums plötzlich mir bewußt,<br /> Kommt her, o Welten, ich will euch beglücken,<br /> Für alle quillt die Freud’ in meiner Brust.</p> <p>So sah ich mich in deiner Blicke Spiegel,<br /> So fühlt’ ich mich bey deinem warmen Kuß,<br /> So hob mein Geist empor die leichten Flügel,<br /> Vergaß sich selbst im göttlichen Genuß.<br /> Mich hatten seel’ge Himmel aufgenommen,<br /> Der Erdensorgen letzter Schatten wich,<br /> Und wunderbar vor hoher Lust beklommen,<br /> Wer, rief ich, wer ist glücklicher als ich.</p> <p>Sie kennet mich, sie hat mich ganz ergründet,<br /> Sie weiß es, was in meinem Innern lebt,<br /> In meinem Blick in meiner Rede findet<br /> Sie, was das Herz zu sagen sich bestrebt.<br /> Ein Blick, ein Wort, ein Händedruck genüget,<br /> Ein Seufzer, der der Brust sich halb entwand —<br /> Ihr Lächeln, das die Lippen leicht umflieget,<br /> Es sagt mir deutlich, daß sie mich verstand.</p> <p>So hatt’ ich mich im Wonnerausch verloren,<br /> So gaukelt’ um mich Liebe Lust und Scherz,<br /> Doch aus der Freude sanftem Schooß geboren,<br /> Tobt nun in mir mit wilder Kraft der Schmerz.<br /> Ich habe nur den Weg zum Licht gefunden,<br /> Um zu versinken in die ew’ge Nacht;<br /> Der Arm des Glückes hat mich nur umwunden,<br /> Mich auszuliefern in des Leidens Macht.</p> <p>Kaum hatt’ ich dir der Liebe zartes Sehnen,<br /> Das liebliche Geheimniß kaum vertraut,<br /> Kaum hattest du mit schüchtern leisen Tönen<br /> Erröthend mir ins Angesicht geschaut,<br /> Kaum schmolz, bey deines ersten Kusses Wonnen,<br /> In Harmonie mein ganzes Wesen hin,<br /> So war auch meine Seeligkeit zerronnen,<br /> Verwelkt die Blume vor der Furcht Beginn.</p> <p>Denn schrecklich naht in meiner Freuden Mitte<br /> Mir eine düster drohende Gestalt,<br /> Fort, zürnt sie, fort, beflügle deine Schritte,<br /> Du mußt sie fliehn, die Scheidestunde schallt —<br /> Nicht hoffe, sie hienieden mehr zu sehen,<br /> Auf ewig trennt euch meine strenge Hand,<br /> Du sollst allein, verwaist durch’s Leben gehen,<br /> Sie wieder finden erst an Lethe’s Strand.</p> <p>So ist, Geliebte, nun mein Loos entschieden,<br /> Verloschen ist der Hoffnung goldnes Licht,<br /> Und keine Freude lacht mir mehr hienieden,<br /> Kein Stern erscheint, der meine Nacht durchbricht.<br /> Entfernt von dir, zernagt von düsterm Harme<br /> Führt mich durch Dornen meiner Zukunft Pfad,<br /> Bis tröstend einst mit offnem Freundesarme,<br /> Der Tod sich mir, ein holder Retter naht.</p> <p>Dort, wo ein ängstlich quälendes Verlangen<br /> Nie mehr der Freude zarte Blume beugt,<br /> Wo von dem Arm der Ruhe sanft umfangen,<br /> Die Leidenschaft im seel’gen Busen schweigt,<br /> Dort, wo genährt Ton ungetrübtem Glücke,<br /> Der Liebe Gluth im reinen Herzen brennt,<br /> Wo nicht mehr grausam waltend das Geschicke,<br /> Die Liebenden mit bitterm Hohne trennt;</p> <p>Dort komm’ ich einst vollendet dir entgegen —<br /> Du kennest mich, du eilst mir freudig zu,<br /> Und Hand in Hand, auf sanft gebahnten Wegen,<br /> Durchwandeln wir das stille Land der Ruh;<br /> Im Vollgenuß unwandelbarer Freuden,<br /> Von allen Erdenlasten los und frey,<br /> Fliegt dann noch einmal vor der Erde Leiden<br /> Der reine Sinn, der heitre Blick vorbey.</p> <p>So lebe wohl denn — Weit von dir vertrieben,<br /> Bleibt ewig mir dein theures Bild zurück.<br /> Ich schwör’ es dir, ich will dich ewig lieben,<br /> Und dieß sey fortan mein Beruf, mein Glück.<br /> Der Liebe Schatz soll keine Zeit mir rauben,<br /> Wohin mich auch des Lebens Welle trägt,<br /> Und ewig halt’ ich an dem süßen Glauben,<br /> Daß fühlend auch für mich dein Busen schlägt.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/carl-streckfuss" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Carl Streckfuß</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1804</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/carl-streckfuss/entsagung" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Entsagung" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 25 Sep 2015 22:00:02 +0000 akessler 1315 at https://www.textarchiv.com Der Unbeständige https://www.textarchiv.com/carl-streckfuss/der-unbestaendige <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Mein Herz ist nicht mehr dein, — der reizenden Nannette<br /> Gehört es jetzt — Elmire, zürne nicht!<br /> Wenn gegen Amors Macht ich mich empöret hätte,<br /> Was hälf’ es dir, da mir’s an Kraft gebricht.</p> <p>Er führt mein Herz mit nimmer müdem Flügel<br /> Hin durch die ganze weite Welt,<br /> Durch Stadt und Land, hoch über Thal und Hügel,<br /> Wie’s seinem Eigensinn gefällt.</p> <p>Bald bringt er dir’s vielleicht zurück, Elmire,<br /> Doch raht’ ich dir, vertraue nicht<br /> Der Wahrheit dann und Dauer meiner Schwüre,<br /> Wenn Treue dir mein Mund verspricht.</p> <p>Denn nirgends läßt Cupid mein Herz verweilen,<br /> Ja, er versteht, so wahr ich bin,<br /> Wenn’s ihm beliebt recht künstlich es zu theilen,<br /> Und giebt zugleich es mehrern Schönen hin.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/carl-streckfuss" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Carl Streckfuß</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1804</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/carl-streckfuss/der-unbestaendige" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Der Unbeständige" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 20 Sep 2015 22:00:01 +0000 akessler 1313 at https://www.textarchiv.com Das Leben, ein Räthsel https://www.textarchiv.com/carl-streckfuss/das-leben-ein-raethsel <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Von keinem je gekannt, doch streng gerichtet,<br /> Gehaßt von vielen, und doch werth gehalten,<br /> Erschaff’ ich ewig mancherley Gestalten,<br /> Die meine Hand im ernsten Spiel vernichtet.</p> <p>Ich wecke Kämpfe, die ich selbst geschlichtet,<br /> Und immer schein’ ich Neues zu entfalten,<br /> Doch bleib’ ich unverändert bey dem Alten,<br /> Obgleich auf ewig vor mir selbst geflüchtet.</p> <p>So weiß ich mich in Dunkel zu verhüllen,<br /> Das Kleine geb’ ich für’s versprochne Große,<br /> Und nie soll Licht den Sterblichen erfreuen.</p> <p>Doch, daß er mich besaß, soll nie ihn reuen,<br /> Ein reiches Kind ruht mir im dunkeln Schooße,<br /> Das soll, was ich versprochen, schön erfüllen.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/carl-streckfuss" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Carl Streckfuß</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1804</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/carl-streckfuss/das-leben-ein-raethsel" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Das Leben, ein Räthsel" class="rdf-meta element-hidden"></span> Thu, 17 Sep 2015 22:00:02 +0000 akessler 1005 at https://www.textarchiv.com An Nadine https://www.textarchiv.com/carl-streckfuss/an-nadine <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Was will der Ernst auf deiner Stirn, Nadine?<br /> Was will ein Flöckchen Schnee im schönsten Blumenflor?<br /> Den sich die Freud’ erkor, dass er ihr ewig diene,<br /> Den Scherz, o ruf’ ihn schnell auf dein Gesicht hervor.</p> <p>Der Jugend Gott verschmäht des Ernstes Falten,<br /> Und liebt den Wahnsinn holder Schwärmerey,<br /> Das Alter kommt zu eilig uns herbey —<br /> Ihm sey das Grübeln aufbehalten.</p> <p>Es rufet uns zur Wirklichkeit zurück,<br /> Aus holder Phantasieen Lande,<br /> Zerstört mit rauher Hand der reichen Liebe Bande,<br /> Und läßt uns kaum der armen Freundschaft Glück.</p> <p>Drum trinke froh den Becher leer,<br /> Den dir der Lenz des Lebens reichet,<br /> Bis auch kein armes Tröpfchen mehr<br /> Dein Herz zur Fröhlichkeit erweichet.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/carl-streckfuss" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Carl Streckfuß</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1804</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/carl-streckfuss/an-nadine" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="An Nadine" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 16 Sep 2015 22:00:02 +0000 akessler 1312 at https://www.textarchiv.com