Spätes Ehestandsglück
Neben mir an, ein Mann im Staat
Wohnt ein alter Geheimerath.
Er hat, nachdem er durch Stürme gesteuert,
Mit 60 noch eine Wittwe geheuert,
Wirthin und Plättfrau war sie gewesen,
Die hat er klug sich auserlesen;
Es geht nun schon ins dritte Jahr, –
Nie zuvor er so glücklich war.
Briefe zu Neujahr will heut er schreiben.
Eisblumen blühen ihm an den Scheiben,
Draußen ein helles Sylvesterwetter,
Und er schreibt in Cursivschrift: „Lieber Vetter,
Du hast Dich, gleich mir, aus Wellen und Wogen
Der „höhren Justiz“ zurückgezogen,
Von Deinem Königsstuhle zu Rhense
Zogst Du nach Treptow an der Tollense,
Hinter Dir liegt die Welt des Scheins
Und so fehlt Deinem Glücke nur noch eins:
Nimm auch ein Weib (aber von den gelinden,
In Treptow wirst Du dergleichen finden).
Ich bin Dir in solchem Unterfangen
Mit gutem Beispiel vorangegangen.
Und glaube mir, – kann ich doch jetzt vergleichen, –
Man siegt nur noch in diesem Zeichen.
Gestatte mir, Dir ein Bild zu geben
Von meinem frühren und jetzigen Leben.
Ich hielt es aufrichtig mit Schelling und Hegel,
Jetzt bin ich für Pankow, Schönhausen, Tegel,
Ich hielt es früher mit Wieland und Herder,
Jetzt bin ich für Sacrow und Pichelswerder,
Sonst macht’ ich vor Goethe die tiefsten Diener,
Jetzt bin ich für Putlitz, Moser, Lubliner.
O lern’ auch Du hinter derlei Sachen
Ein großes Fragezeichen machen
Und empfang’ am Tage der Grogs und Pünsche
Zunächst meine herzlichsten Neujahrswünsche,
Dazu den Zuruf, der immer frommt:
„Isolan, Ihr kommt spät, jedoch Ihr kommt.“
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