Sonett 137

Wie plagst du, Amor, töricht blinder Wicht,
Die Augen! daß sie sehn, und was sie sehn, nicht schätzen?
Sie kennen Schönheit, sehn wo Schönheit liegt,
Und wagen Bestes Schlecht'stem gleichzusetzen.
Wenn sich das Aug', entweiht von falschen Blicken,
Zu jener Bucht, wo alle ankern, drängt;
Was machst du Hamen aus des Auges Tücken,
Daran das Urteil meines Herzens hängt?
Wie hält das Herz für ein umzäuntes Gut,
Wovon es weiß, es ist der Welt gemein?
Färbt Wahrheitfarben ein so falsches Blut,
Und widersetzt sich offnem Augenschein?
Hat Aug' und Herz das lauterste verkannt,
Und nun so ekler Pest sich zugewandt?

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