Sonett 76

Warum ist mein Gesang so arm und stumm
An jungem Prunk, an flinken Neuigkeiten?
Was seh' ich mich nicht mit den Zeiten um
Nach neuerfundnen fremden Ohrenweiden?
Was schreib' ich immerfort dieselben Züge,
In dem gewohnten Kleid das alte Lied,
Daß jedes Wort fast meinen Namen trüge,
Und jeder leicht, woher es käm, erriet?
O wisse, süßer Freund! Du bist allein
Mein Lied, und Lieb' und du mein einzig Wort.
So kann ich ewig Altes nur erneu'n,
Und schon Gegebnes geb' ich wieder fort.
Denn, wie die Sonne täglich auf und nieder,
Sagt meine Liebe stets Gesagtes wieder.

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