Betteley der Vögel
Es ist kommen, es ist kommen
Der gewünschte Frühlings-Both,
So uns alles Leid benommen
Und die kalte Winters-Noth,
Welcher gute Stunden bringet,
Und ein gutes Jahr bedinget.
Kommen ist die liebe Schwalbe,
Und das schöne Vögelein,
Dessen Bauch ist weiß und falbe,
Dessen Rücken schwarz und fein;
Schauet wie es rummer flieget,
Und sich bittend zu euch füget.
Wollet ihr nicht seyn gebeten,
Und mit etwas Esselwaar
Kommen hie heraus getreten,
Zu uns oder dieser Schaar?
Gebt ihr aus des Reichen Haus,
Nicht ein wenig Wein heraus?
Oder einen Korb mit Käsen,
Oder auch ein wenig Korn;
Daß wir wiederum genesen,
Und uns quicken mit dem Born?
Weil die Schwalbe ohne Speisen
Sich nicht lässet abeweisen.
Oder sollen wir viel lieber
Euch die Thür und Pforte lähmen?
Oder sollen wir hinüber
Steigen, und die Jungfer nehmen?
Welche, weil sie klein zu nennen,
Wir gar wohl wegtragen können.
Oder wollt ihr euch besinnen,
Dennoch uns noch was verehrn;
So kann sie uns wohl entrinnen,
Und sich, wenn sie größer, wehren;
Laßt der Schwalb die Thür aufhalten,
Wir sind Junge und nicht Alte.
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