Der Barmekiden Untergang
»Reiche mir die Blutorange
Mit dem süßen Zauberdufte,
Sie die von den schönsten Lippen
Ihre Nahrung hat geraubt.
Sagt' ich es nicht, o Maimuna,
Flehend, händeringend, knieend,
Sagt' ich es zu sieben Malen,
Nicht zu tausend Malen dir?
›Laß, o Fürstin, diese Liebe!
Laß von dieser dunklen Liebe,
Dir die ganze Brust versengend,
Unheil bringend und Gefahr!
Daß nicht merk' es der Kalife,
Er, der zornbereite Bruder,
Nicht den Dschafer dir verderbe,
Deinen hohen Barmekiden,
Nicht den Dschafer dir verderbe
Und dich selber, Fürstin, auch!‹«
Doch was ist die weise Rede
In dem liebentglühten Herzen?
Wie das Winseln eines Kindleins
In der wutentbrannten Schlacht,
Wie ein linder Nebeltropfen
In dem flammenden Gebäude,
Wie ein Licht, vom Borde taumelnd
In den dunkeln Ozean!
In der Tänzerin Gewande
Schmiegen sich der Fürstin Glieder,
Um die Schultern Seide flattert,
In dem Arm die Zither liegt.
O, wie windet sie die Arme
Hoch das Tamburin erschwingend,
O, wie wogen ihre Schritte,
Ihre reizerblühten Glieder,
Daß der Barmekide glühend
Seine dunklen Augen birgt!
Sieben Jahre sind verschwunden,
Sieben wonnevolle Jahre,
Zu den sieben drei und fünfe,
Und in den Gebirgen irrend
Zieht der Barmekiden Schar.
Mütter auf den Dromedaren,
Blind geweint die schönen Augen,
In den Armen Kindlein wimmernd
In die lagerlose Nacht.
Über Bagdads Tor ein Geier,
Kreisend über Dschafers Schädel,
Rauscht hinan und rauscht vorüber,
Hat zur Nahrung nichts gefunden
Als in seiner Augen Höhlen
Nur zwei kleine Spinnlein noch.
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