Der Kuß
Nie kann die Liebe ganz ihr Wesen sagen,
Und tief im Herzen glimmt die reinste Gluth.
Sich zu enthüllen wär’ ihr höchstes Gut,
Doch kann sie nie in lichte Flammen schlagen.
Die Sprache kann das Heiligste nicht tragen,
Kann nicht entschleyern, was im Herzen ruht,
Doch treibt der Sehnsucht ungestümer Muth,
Selbst das Unmögliche mit Kraft zu wagen.
Vergebens – nach dem Mädchen hingewandt,
Fühlt sich der Liebende das Herz beklommen,
Und selbst der Sprache armen Trost entnommen;
Dann öffnet sich der Arme Wechselband,
Dann flieget Lipp’ und Lippe heiß zusammen,
Und beyde Seelen glühn in gleichen Flammen.
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