Der Herr ritt nach Jerusalem
Der Herr ritt nach Jerusalem
Vor achtzehnhundertsiebzehn Jahr,
Den Frommen war er angenehm
Sie warfen ihre Kleider dar
Und streuten Palmen auf den Weg
Und sangen Hosianna laut
O selig, wer den grünen Steg
Und den, der auf ihm zog, erschaut!
Mir aber ist am Palmentag
Ein zweites Einzugsfest bestellt,
Hosianna ich auch singen mag,
Ein fromm Kind zog heut ein zur Welt,
Der Frühling zog sein Röcklein aus
Und breitet es auf seiner Bahn,
Und streute manchen Veilchenstrauß,
Hosianna stimmten die Vöglein an.
Vor nit gar lang, vor neunzehn Jahr
Früh morgens um die sechste Stund'
Ward wohl mein Himmel sonnenklar,
Ward wohl mein ganzes Glück gesund.
Im Priesterhaus zu Linum ward
Geboren mir zu frommer Lust
Ein Mägdlein recht nach Christenart,
Ach hätt' ich's damals schon gewußt!
Da zog mein Himmelschlüsselbein,
Mein Herz, mein Seel', mein Du, mein Ich,
Mein lieb Linum zur Welt herein.
Wie liebte da mein Heiland mich!
Und streuen will ich nun fortan
Was ich vermag an frommer Zier
Wohl meinem Linum auf die Bahn,
Sie weiß wohl, Herr, ich streu' es dir.
Ich werf' zur Erd' mein altes Kleid,
Brech' ab die üpp'gen Zweige mein,
Beginne eine neue Zeit
Und werde wieder klar und rein.
Ich darf nicht länger dumm und blind
In deine lieben Augen sehn,
Ich muß ganz rein, du liebes Kind
Vor deinem ird'schen Zuge gehn.
Lieb Linum hab' nur guten Mut
Bleib mir nur treu, ich werd' bald fromm
So fromm wie du und still und gut,
Daß ich mit dir zum Himmel komm'!
Da reit' ich auf der Eselin,
Du setzt dich auf das Füllen klein,
So ziehn wir mit einfält'gem Sinn
Nach neu Jerusalem hinein.
Sei nur nicht bös, es ist nun so,
Der liebe Gott aufs Herz nur sieht,
So tust du auch, drum bin ich froh,
Und geb' dir dies einfält'ge Lied.
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