Clemens Brentano

Clemens Brentano

09.09.1778 - 28.07.1842

Deutscher Schriftsteller

10. Jänner 1834
14. Juli 1834
14.–15. April 1834
22. Juni 1834 nach Karlsbad
22. November 1835
24. August 1834
25. August 1817
29. August 1818
7. April 1834
7. Juni 1834. Aus einem Briefe nach Karlsbad
Abends am 27. Oktober 1817
Abschied dem Jahre 1834
Ach alles geht vorbei
Ach nimmer will es in dem Herzen schweigen
Ah bassa manelki teremtete
Alhambra
Alle Schmerzen fassen
Alles lieben oder Eins lieben
Als Herr Künzel neulich bat
Als hohe in sich selbst verwandte Mächte
Als ich in tiefen Leiden
Als sie mir Taschentücher geschenkt, die sie in Karlsbad gesäumt
Am 17. Mai 1817
Am 19. Februar 1818 morgens unter den Linden
Am 23. April 1818
Am Berge hoch in Lüften
Am Charsamstag 1818
Am dreiundzwanzigsten Sonntage nach Pfingsten
Am dritten Sonntage nach Epiphanie
Am dritten Sonntage nach Ostern
Am ersten Sonntage des Advents
Am ersten Sonntage nach Epiphanie
Am fünfzehnten Sonntage nach Pfingsten
Am heiligen Pfingstfeste
Am Morgen an das Licht der Welt getreten
Am Rheine schweb' ich her und hin
Am sechzehnten Sonntage nach Pfingsten
Am Sophientag
Am St. Niklastag. 1826
Am vierundzwanzigsten Sonntage nach Pfingsten
Am vierzehnten Sonntage nach Pfingsten
An das Blut am Abend vor dem Gericht
An dem Feuer saß das Kind
An die Nymphe der Heilquelle zu Baden
An eine Feder 17. Jenner 1834
An eine schöne Erscheinung am Dreikönigtag
An Frau Marianne von Willemer 1827
An Frau Milderhauptmann
An Görres
An S.
An Schinkel
Anne Margritchen!
Annonciatens Bild
Antonius zur Predig
Auf Dornen oder Rosen hingesunken?
Auf einen grünen Zweig
Auf mit Gott zum Kampf, ihr Brüder
Auferstehung und Metamorphose
Aus Köllen war ein Edelknecht
Begierd' und Lobgesang des Heiligen Augustinus
Bei Christian Grafen von Stolbergs Tod zu St. Amand
Bilden und verstehen
Bußgesang eines zerknirschten Herzens
Claudia
Da oben im Gärtchen
Das Elend soll ich einsam bauen
Daß ich nicht wüßte
Das Mosel-Eisgangs-Lied
Das Seelchen auf der Heide
Dein Lied erklang, ich habe es gehöret
Der Du von dem Himmel bist
Der goldne Tag ist heimgegangen
Der Gottheit hoher Tempel ist zerstöret
Der Herr ritt nach Jerusalem
Der Jäger an den Hirten
Der Musikanten schwere Weinzunge
Der Spinnerin Nachtlied
Der Sprudelstein und die Perlen
Die Abendwinde wehen
Die Apotheose
Die Blumen an Sie
Die drei Namen der Liebe des Österreichers
Die Einsiedlerin
Die Erde war gestorben
Die Gottesmauer
Die grünen Blätter sind gefallen
Die Jungfrau und die Blumen
Die Klage, sie wecket
Die Liebe fing mich ein mit ihren Netzen
Die Liebe lehrt
Die Lilie blüht
Die Rose blüht
Die Rose blüht
Die Rose blüht ..
Die Seufzer des Abendwinds wehen
Die Welt war mir zuwider
Draus bei Schleswig vor der Pforte
Du
Du Fremdling, der fast halb Europa sah
Du Herrlicher! den kaum die Zeit erkannt
Durch den Wald mit raschen Schritten
Durch die stummen Wälder irrte
Ein armer Tor lebt ausgeschlossen
Ein Becher voll von süßer Huld
Ein Fischer saß im Kahne
Ein jeder bleib' auf seiner Stell'
Ein kühler Wind aus Orient
Ein Ritter an dem Rheine ritt
Eine feine reine Myrte
Einer Jungfrau bei dem Geschenk der Sakontala
Engel, die Gott zugesehn
Ermunterung zur Kinderliebe und zum Kindersinne
Es fiel ein Himmelstaue
Es ging verirrt im Walde
Es ist der laute Tag hinabgesunken
Es ist ein Schnitter, der heißt Tod
Es leben die Soldaten
Es saß der Meister vom Stuhle
Es scheint ein Stern vom Himmel
Es senke sich ein leiser Traum hernieder
Es setzten zwei Vertraute
Es stehet im Abendglanze
Es stehet im Abendglanze
Es wandeln zum Glücke
Es war ein frommer Ordensmann
Es war einmal die Liebe
Finkenlied, von neun Groschen Münze, Kamelgedanken und Überbeinen
Frühes Lied
Frühes Liedchen
Frühlingsschrei eines Knechtes aus der Tiefe
Frühmorgenlied
Geheime Liebe
Gesang der Liebe als sie geboren war
Großmutter La Roche
Grüße alle, die mich lieben
Guitarre und Lied
Heil'ge Nacht, heil'ge Nacht!
Herbstlied
Herder ist von uns gegangen
Hermann des treuen Gottschalks Sohn
Heute kömmst du nicht lieb Liebchen
Hier, wo neue Liebe mich gefangen
Hör', es klagt die Flöte wieder
Hör', liebe Seel'! wer rufet dir?
Hörst du wie die Brunnen rauschen
Ich baute eine Mauer
Ich bin allein
Ich bin aus fremdem Land gekommen
Ich bin durch die Wüste gezogen
Ich eile hin, und ewig flieht dem Blicke
Ich grüß' dich, zarte schöne Fraue
Ich hab' das Lämplein angesteckt
Ich kenn' ein Haus, ein Freudenhaus
Ich nahm das Kreuz und zog durchs Labyrinth
Ich trage weit, weit
Ich träumte hinab in das dunkle Tal
Ich weiß wohl, was du liebst in mir
Ich will des Mais mich freuen
Ich wohnte unter vielen vielen Leuten
Ich wollt' ein Sträußlein binden
Ihr Lilien im Garten
Ihr wart bei der Heinefetter
Ihre Händchen pochten an
Im Wetter auf der Heimfahrt
In das Stammbuch eines starkaugigten Mädchens
In dem Lichte wohnt das Heil
In dir ringelt die Träne
In jenen äußersten Stunden
In Lieb'? - In Lust? - im Tod? Verschmachtet? trunken?
Ist des Lebens Band mit Schmerz gelöset
Jesukind, du Licht der Blinden
Kann je um dich sich fremde Öde ziehen
Kantate auf den Tod Ihrer Königlichen Majestät, Louise von Preußen
Kaum hörst Du auf, so fang' ich an
Kehret Gedanken doch heimwärts
Kein Tierlein ist auf Erden
Kennst du das Land
Kennt ihr das Fräulein Dienchen nicht ...
Kettenlied eines Sklaven
Komm heraus, komm heraus
Komm heraus, komm heraus
Komm Hexchen
Kurzer Trauergesang
Laß Dich, mein Kind
Lebe wohl vergiß mein nicht
Legende von der heiligen Marina
Lieb' und Leid im leichten Leben
Liebster Hirte, denkst du nicht
Lied von der Wüste
Lied von der Wüste
Lied von eines Studenten Ankunft in Heidelberg
Lureley
Magdalene geht zum Grabe
Mägdlein, schlag die Augen nieder
Maria, wo bist zur Stube gewesen?
Mariens Bild
Meine Irrtümer in diesem Liede
Meine Liebe an Sophien, die ihre Mutter ist
Meister, ohne dein Erbarmen
Merkt, o güt'ge Freunde meines Klanges
Mond, Mond!
Nach großem Leid
Nach Sevilla, nach Sevilla
Nachklänge Beethovenscher Musik
Nachtigall, ich hör' dich singen
Nachtrag zum Weihnachtsliede
Nimm hin den Faden durch das Labyrinth
Nun soll ich in die Fremde ziehen
Nun, gute Nacht! mein Leben
Nur einer noch strebt zu dem Himmelsbogen
O kühler Wald
O lieber Gott, so mild und lind
O Mutter halte dein Kindlein warm
O schweig nur Herz! Die rächende Sibille
O Stunde, da der Schiffende bang lauert
O Tannebaum!
O Traum der Wüste, Liebe, endlos Sehnen
O Trost in letzten Stunden
O wie ist der Epheu treu!
O wie so oft
O Zorn, du Abgrund des Verderbens
Offenbarung
Österreichs Adlergejauchze und Wappengruß in Krieg und Sieg
Phantasie
Rheinübergang
Säusle liebe Mirte
Schnell nieder mit der alten Welt
Schwalbenwitz
Schwanenlied
Segen über diesen Ort!
Sei geduldig
Sendung
Sie blüht mir nicht in Tälern
Sie las den Brief
Sie reist mit Schubert zum Achensee
Sie trug an ihrer Rippe
Sieh den dunklen Schleier
Sieh dort auf dem Wiesengrunde
Simphonie
So bricht das Herz
So weit als die Welt
Soldaten-Katechismus
Sonett dem 23. August 1815 geweiht
Süßer Maie Blütenjunge
Szene aus meinen Kinderjahren
Text zum Oratorium von Ett zu lesen
Theodor Körner an Viktoria
Tief ist das Tal
Tief unter mir ist alle Welt geschwunden
Tiroler Wetter und Barometter beim Aufstand gegen die Franzosen
Treu, dunkellaubige Linde
Trippel Trippel trap, trap, trap
Über Berg und Tal getragen
Über eine Skizze
Um die Harfe sind Kränze geschlungen
Universitati Litterariae
Unter des lebenden grünenden Tempels
Violettens Denkmal
Von den Mauern Widerklang
Vor dem ersten Aderlaß, am Tage vor dem Abendmahl
Wahre Buße eines recht zerknirschten Herzens
Was heut noch grün und frisch da steht
Was mag dich nur betrüben?
Was reif in diesen Zeilen steht
Weihelied zum Ziel und End
Weihnacht
Weit bin ich einhergezogen
Wenn der lahme Weber träumt, er webe
Wenn der Sturm das Meer umschlinget
Wenn die Sonne weggegangen
Wenn es stürmet auf den Wogen
Wenn ich ein Bettelmann wär'
Wer euch nichts bringt, hat nichts von euch zu hoffen
Weste säuseln; silbern wallen
Wie Aphrodite einst mit göttlicher Gewalt
Wie auch walte der Arm des Menschen
Wie auch walte der Arm des Menschen
Wie du sollst in Schönheit wallen
Wie du sollst in Schönheit wallen
Wie klinget die Welle!
Wie man das Christkind beherbergen soll
Wie oft ich dir gesungen
Wie sich auch die Zeit will wenden
Wie so leis die Blätter wehn
Wie steigst Du so ganz leise
Wie wird mir? Wer wollte wohl weinen
Willst du mir Trost verleihen
Wo in Gewölben von Schmaragd
Wohlan! so bin ich deiner los
Worte am Hügel
Zu Bacharach am Rheine
Zur Stunde, die in Sehnsucht zagt
Zweimal hab' ich dich gesehn
»Eine Liebe ist der andern wert«
»Ich habe das gar nicht verlangt«

Clemens Wenzeslaus Brentano de La Roche (* 9. September 1778 in Ehrenbreitstein (heute Koblenz); † 28. Juli 1842 in Aschaffenburg) war ein deutscher Schriftsteller und neben Achim von Arnim der Hauptvertreter der sogenannten Heidelberger Romantik.

Leben

Clemens Brentano war der zweite Sohn des Frankfurter Kaufmanns Peter Anton Brentano (aus der Linie der Brentano di Tremezzo) und seiner (zweiten) Ehefrau, der vom jungen Goethe verehrten Maximiliane von La Roche, und war damit ein Enkel von Sophie von La Roche. Zu seinen zahlreichen Geschwistern gehörten Bettina, die den Dichter Achim von Arnim heiratete, Georg, Christian, Sophie, Ludovica („Lulu“), Kunigunde („Gunda“), die mit dem Rechtsgelehrten Friedrich Carl von Savigny verheiratet war, sowie Magdalene („Meline“; verheiratete von Guaita).

Er wurde katholisch getauft; der in vielen Lexika anzutreffende zweite Vorname „Maria“ gehört nicht zu seinen Taufnamen. Brentano benutzte in seinen ersten Veröffentlichungen den Namen Maria als Pseudonym und hat stets den 8. September, den Feiertag von Mariä Geburt, als seinen Geburtstag angegeben. Der Name wird sehr oft Clemens von Brentano geschrieben, doch beruht diese (fälschliche) Nobilitierung des Dichters auf einer Verwechslung mit dem Diplomaten Clemens von Brentano (1886–1965), der mit Clemens Brentano nur entfernt – als Ururenkel seines Halbbruders Franz Dominicus Brentano – verwandt ist.

Clemens Brentano wuchs unter mehrfachem Wohnortwechsel in Frankfurt am Main und Koblenz sowie kurzfristig in Heidelberg und Mannheim auf.

Während einer Reise befreundete sich Clemens Brentano in Jena mit dem gleichaltrigen Friedrich Carl von Savigny (1779–1861). Nach 1800 lehrte Friedrich Carl von Savigny an der Universität Marburg. Sein erster Marburger Schüler war Jacob Grimm über den sein Bruder Wilhelm Grimm zu dem Kreis hinzu stieß. 1804 vermählte sich Savigny mit Kunigunde Brentano, der älteren Schwester von Clemens und Bettina Brentano. 1805 lernte Savigny auch Achim von Arnim kennen und begegnete Karoline von Günderrode. 1811 heiratete Bettina Brentano Achim von Arnim. Aus ihr wurde als Bettina von Arnim eine bedeutende Vertreterin der deutschen Romantik.

Dieser Kreis hielt sich häufig auf Hof Trages auf. Clemens Brentano schrieb hier in den 1830ern sein berühmtes Märchen Gockel, Hinkel und Gackeleia (erschienen 1838). Die Geschichte beginnt mit dem Satz „In Deutschland in einem wilden Wald, zwischen Gelnhausen und Hanau, lebte ein ehrenfester bejahrter Mann […]“. Im weiteren Text enthaltene Ortsbeschreibungen lassen vermuten, dass die romantische Klosterruine des nahen Klosters St. Wolfgang bei Hanau als Vorlage für den Schauplatz „Gockelsruh“ diente.

Studium

Nach dem Scheitern einer kaufmännischen Lehre 1795–1796 in Langensalza studierte er ab dem 19. Mai 1797 in Halle Bergwissenschaften und wechselte am 5. Juni 1798 zum Medizinstudium an die Universität Jena. Statt sein Studium abzuschließen, widmete er sich aber immer mehr seinen literarischen Neigungen. In Jena lernte er die Vertreter der Weimarer Klassik (Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried von Herder, Johann Wolfgang von Goethe) und der Frühromantik (Friedrich Schlegel, Johann Gottlieb Fichte und Ludwig Tieck) kennen. Letztere ist ab 1800 in Jena personell nahezu vollständig vertreten. Von ihren Werken und literaturtheoretischen Schriften ließ Brentano sich zu seinen ersten Werken anregen, vor allem zu dem Roman Godwi, in dem auch einige der bekanntesten Gedichte Brentanos enthalten sind (Zu Bacharach am Rheine, Sprich aus der Ferne, Ein Fischer saß im Kahne).

1801 in Göttingen, wo er als Student der Philosophie eingeschrieben war, lernte er Ludwig Achim von Arnim kennen, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verband und mit dem er 1802 eine Reise auf dem Rhein unternahm. In den nächsten Jahren wohnte er bis 1811 immer wieder über längere Zeiträume hinweg mit Arnim zusammen.

Ehen

Nach seiner Heirat mit der Schriftstellerin Sophie Mereau zog er 1804 nach Heidelberg, wo er mit Arnim die Zeitung für Einsiedler und die Volksliedsammlung Des Knaben Wunderhorn herausgab. Seine Frau starb 1806 bei der Geburt des dritten Kindes; auch die beiden ersten Kinder – Achim und Joachime – sind nur wenige Wochen alt geworden. Zudem erlitt Sophie eine Fehlgeburt.

Wenige Monate später heiratete Brentano Auguste Bußmann, behielt aber sein „Wanderleben“ bei (Aufenthalte in Kassel und Landshut). Die von Hans Magnus Enzensberger als Prototyp der Amour fou beschriebene Beziehung ist das Thema im Kinofilm Requiem für eine romantische Frau von Dagmar Knöpfel. Diese zweite Ehe wurde 1814 geschieden.

Berlin, Böhmen, Wien

Seit Ende 1809 hielt er sich in Berlin auf, wo er am literarischen Leben teilnahm und an seinem (bereits seit 1802 entstehenden und erst postum veröffentlichten) Versepos Romanzen vom Rosenkranz und an den (ebenfalls erst nach seinem Tod erschienenen) Rheinmärchen arbeitete. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der seit 1810 bestehenden Deutschen Tischgesellschaft, deren antijudaistische, zum Teil in Antisemitismus übergehende Tendenz er unter anderem mit seiner Schrift Der Philister vor, in und nach der Geschichte aktiv unterstützte. Antijudaistische Anspielungen begegnen auch in vielen weiteren seiner nach 1810 entstandenen Werke (z. B. in Gockel, Hinkel und Gakeleia), das bekannteste seiner religiösen Werke, Das bittere Leiden, versammelt fast alle Topoi des christlichen Antijudaismus. Dagegen findet sich in einem anderen, etwa gleichzeitig entstandenem Werk, Das Leben Jesu, eine genaue und offenbar mit Sympathie geschriebene Schilderung des Judentums zur Zeit Christi.

Nur kurze Zeit währte seine Mitarbeit an Heinrich von Kleists Berliner Abendblättern; sie endete nach Differenzen mit Kleist.

1811 reiste Brentano von Berlin ab, um sich die nächsten beiden Jahre in Böhmen und seit 1813 in Wien aufzuhalten. In dieser Zeit entstanden die Dramen Aloys und Imelde (erst 1912 veröffentlicht) und Die Gründung Prags (1815 im Druck erschienen). Der Versuch, sich in Wien als Bühnenautor zu etablieren, führte zu einem eklatanten Misserfolg.

Rückkehr nach Berlin

Seit seiner Rückkehr nach Berlin im Jahr 1815 befand sich Brentano in einer Lebenskrise, die ihn zunächst zur pietistischen Erweckungsbewegung und schließlich zur Rückkehr zur katholischen Kirche führte. Dieser Schritt wurde motiviert durch die Bekanntschaft mit der Pastorentochter Luise Hensel, die er Ende 1816 kennenlernte. Zunächst erwog der geschiedene Brentano den Übertritt zum Protestantismus, um Luise Hensel heiraten zu können. Als sie seinen Antrag zurückwies, bemühte er sich um die Bekehrung der Freundin zur katholischen Kirche; 1818 konvertierte sie. Er legte 1817 die Generalbeichte ab und inszenierte seinen Verzicht auf weltliches Dichtertum, ohne sich jedoch im Privaten von der Dichtung zu verabschieden. Die Luise Hensel gewidmete Lyrik (u. a. O schweig nur Herz, Ich bin durch die Wüste gezogen) verbindet Elemente frühromantischer Dichtungstheorie mit religiösen und erotischen Themen. Etwa seit 1816 entstand auch ein Teil der Italienischen Märchen, darunter die erste Fassung von Gockel, Hinkel und Gackeleia.

Dülmen

1818 löste er seinen Berliner Hausstand auf, um die nächsten sechs Jahre im westfälischen Dülmen die Visionen der stigmatisierten Nonne Anna Katharina Emmerick an deren Krankenlager in vierzig Foliobänden aufzuzeichnen. Wie sich in Untersuchungen, die während des ersten Seligsprechungsverfahrens Anna Katharina Emmericks unternommen wurden, erwies, vermischte Brentano in seinen Aufzeichnungen ihre Aussagen mit eigenen Anmerkungen sowie dichterischen Passagen, weshalb es nach heutigem Kenntnisstand schwierig ist, den Inhalt dieser Visionsprotokolle zu bewerten.

In der Zeit in Westfalen lernte Brentano auch die strenggläubige Familie Diepenbrock kennen. Die Tochter Apollonia Diepenbrock machte er mit Luise Hensel bekannt und beeinflusste dadurch ihren Lebensweg; Apollonia pflegte ihn später an seinem Sterbebett.

Frankfurt und München

Nach dem Tod der Emmerick (1824) lebte Brentano an wechselnden Orten, ab 1829 in Frankfurt, ab 1832 in Regensburg und ab 1833 in München. In dieser Zeit arbeitete er an Büchern, in denen er die Visionsaufzeichnungen verarbeitete: Das bittere Leiden unsers Herrn Jesu Christi (1833), Leben der heiligen Jungfrau Maria (1852, postum), Lehrjahre Jesu (1858–1860 in einer Bearbeitung von Karl Erhard Schmoeger erschienen; authentische Ausgabe zuerst 1983) und eine Biographie Anna Katharina Emmericks (unvollendet; 1867–1870 in Schmoegers Bearbeitung; authentische Ausgabe zuerst 1981). Diese Werke wurden gegen Brentanos Willen als Erbauungsbücher gelesen und weltweit in riesigen Auflagenzahlen verbreitet. Ihr Einfluss ist in Teilen des romanischen und amerikanischen Katholizismus noch heute ungebrochen. Mit seinem Buch Die Barmherzigen Schwestern (1831) unterstützte er die Einführung der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul in Deutschland; zugleich ist das Werk einer der Höhepunkte deutscher Prosa. Als Organisator laikaler sozialkaritativer Tätigkeiten, die bei Brentano stets mit der Pflege enger persönlicher Beziehungen zu Frauen verbunden waren, hat Brentano eine nicht unerhebliche Bedeutung in der Vorgeschichte des katholischen Vereinswesens.

1833 lernte Brentano in München die Schweizer Malerin Emilie Linder kennen. Wie bei früheren Frauenbekanntschaften wiederholten sich Liebeswerbung und Bekehrungsbemühungen; wie früher entzog sich die Freundin diesen Forderungen, ohne aber von ihnen ganz unbeeindruckt zu bleiben. Sie konvertierte nach Brentanos Tod zur katholischen Kirche. Im Zusammenhang mit Brentanos später Liebe zu ihr entstand sein lyrisches Spätwerk, das neben den Gedichten Goethes, Hölderlins und Heines die eigenartigste und bedeutendste lyrische Leistung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts darstellt (u. a. Ich darf wohl von den Sternen singen). Wie die Linder-Lyrik, so knüpfen auch die in den 1830er Jahren entstandenen Märchenromane (Fanferließchen Schönefüßchen, zu Lebzeiten unveröffentlicht; Gockel, Hinkel und Gackeleia, 1838 erschienen) an das dichterische Werk aus der Berliner Zeit 1810–1818 an; zu den komplexesten und interessantesten seiner Arbeiten gehört das 102 Strophen lange Gedicht Alhambra.

Neben diesen hochartifiziellen Werken beteiligte Brentano sich zeitweise aktiv an der propagandistischen Tätigkeit des katholischen Kreises um Joseph von Görres. Inwieweit er die politischen Absichten des restaurativen Konservatismus teilte, ist eine nicht leicht zu beantwortende Frage. Zeitgenossen, unter denen manche ihn für einen Satanisten oder für eine „dämonische“ Gestalt hielten, fiel die irritierende Vieldeutigkeit seines Lebenswandels und seiner mündlichen und unveröffentlichten schriftlichen Äußerungen auf, die sich mit dem Bild des frommgewordenen alternden Dichters schlecht vereinbaren ließ.

Die Orthodoxie seiner „religiösen“ Werke war immer umstritten, es kam jedoch nie zu einer Indizierung der außerordentlich erfolgreichen Werke durch die römische Indexkongregation. Nach dem Ersten Vatikanischen Konzil haben sich auffällig viele von Brentanos ehemaligen, zu dieser Zeit noch lebenden Freunden und Bekannten von der Kirche abgewandt, ebenso viele aber gehörten zu den besonders entschiedenen Anhängern der Kirche.

Die letzten Lebensjahre Brentanos waren von Schwermut geprägt. Er starb 1842, im Alter von 63 Jahren, in Aschaffenburg, im Hause seines Bruders Christian. Er ist auf dem dortigen Altstadtfriedhof beigesetzt.

Publikationsgeschichte und Rezeption

Der große Teil seiner dichterischen Werke war zu Lebzeiten unveröffentlicht geblieben und wurde erst nach seinem Tod herausgegeben, von seiner Schwägerin Emilie Brentano, der Frau seines Bruders Christian Brentano, und Joseph Merkel. (Gesammelte Schriften)

Seit 1975 erscheinen Sämtliche Werke und Briefe in historisch-kritischen Editionen, in denen viele Werke erstmals im ursprünglichen Wortlaut wiedergegeben werden (sogenannte Frankfurter Brentano-Ausgabe, FBA).

Besondere Verdienste um die Erschließung von Leben und Werk Brentanos haben sich Wolfgang Frühwald, Bernhard Gajek und Konrad Feilchenfeldt erworben.

Zu seiner Erinnerung stiftete die Stadt Heidelberg 1993 den Clemens-Brentano-Preis.

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