Im Wetter auf der Heimfahrt

O du lieber wilder Regen
O du lieber Sturm der Nacht
Da der Finsternis entgegen
Ich mein Licht nach Haus gebracht.

Sturm du warst ein Bild des Lebens
Licht du warst der Liebe Bild
Das im Drang des Widerstrebens
Leuchtet unter Jesu Schild.

Doch ich bebe, zieht so brausend
Spät der Sturm mir noch durchs Haar
Treibt das welke Laub mir sausend
Nach im Kreis um den Altar.

Meine Lampe flackert, lecket,
Rußt die blanke Leuchte an.
Zuckend hin und her geschrecket
Zeigt ihr Schein mir irre Bahn.

Gleich' ich doch dem armen Schwimmer
Der zum teuren Ziele ringt
Den verführt vom falschen Schimmer
Bald das wilde Meer verschlingt.

Alles hab' ich sinken lassen
Sinken alle Lust der Welt
Eines treu ans Herz zu fassen
Was mich über Meer erhält.

Eine Gott gefallne Blüte
Trägt und hebt mein brennend Herz,
Treib o Woge die verglühte
Asche endlich heimatwärts.

Aber diese Blüte kühlet
Ewig mir die heiße Glut
Nie verzehrt, die in mir wühlet
Mich der Flamme irre Wut.

O ertränk' mich wilder Regen
Schleudre mich du Sturm der Nacht
Einem scharfen Fels entgegen,
Daß mein schwerer Traum erwacht.

Wind und Wasser um mich zanken
Auf den Bahnen wankt das Licht,
Schwarze Wolken der Gedanken
Stürzen vor das Weltgericht.

Soll ich fliehen soll ich bleiben
O unnennbar liebes Gut!
Wolle mich zum Ziele treiben
Wo die ganze Hoffnung ruht.

Alles, was im Sturm zu schiffen
Einst mein banger Arm umfaßt
Treibt um mich, der selbst ergriffen
Schwebt ohn' Steuer und ohn' Mast.

Eines ist mir nur geblieben
Eines, das ich nie verlor
Ein unsterblich treues Lieben
Reißt mich überm Meer empor.

Heil dir, die des Sturmes Zügel
Wie mit Kinderhänden lenkt
Und die reinen Himmelsflügel
Selig durch die Nacht hin schwenkt.

Immergrüne Dornenkrone
Die die Rosen seelwärts flicht
Daß der Leib aufschreit, o schone,
Und der Geist in Wonne bricht.

Ja ich trag' dich dicht am Herzen,
Du zerreißest mir die Brust
Doch die Nesselglut der Schmerzen
Deckt mir eine heil'ge Lust.

Selig, gehst du treu zur Seiten,
Schweb' ich durch die Wetternacht
Ist es doch ein süßes Leiden
Wenn die fromme Lippe lacht.

O unnennbar lebend Sterben
Himmelsbrot in Erdennot,
Lachen in uns selbst die Erben,
Macht der Tod die Wangen rot!

Tagsanbruch im Augenbrechen
Auch den Durst machst du zum Trank
Dornen blühn, wenn Rosen stechen
Erdenheil ist himmelskrank!

Wer bist du? Mit müden Händen
Fasset dich ein letzter Traum
Als die Nacht sich wollte wenden
Tratst du hell ihr auf den Saum.

Jakobsstraße, Jakobsleiter,
Engel steig allein nicht auf,
Öffne doch die Türe weiter,
Treibe meinen müden Lauf.

O du Kind, Geliebte, Schwester
Schatten, Leben, Leid und Lust.
Alle Vögel haben Nester
Und mein Herz hat eine Brust.

An der Türe angekommen
Sprachst du mir ein freundlich Wort
Hättst mich gerne aufgenommen
Doch mein Richter trieb mich fort.

Wenn ich einstens kann verdienen
Unter deinem Dach zu ruhn
Ist der Morgen schon erschienen
Andres hab ich noch zu tun.

Muß noch einsam ringend steuern
Durch die wilde Wetternacht
Bis zu allen Fegefeuern
Mir dein Flügel Kühlung facht.

O zu selig, daß ich Armer
Stehe in so edler Pein.
Daß ich ewig den Erbarmer
Seh' in des Gerichtes Schein.

Und so bin durch Wind und Wogen,
Ich wie ein betrübtes Kind
Durch die Blumen hingezogen
Daß ich dir ein Sträußlein bind'.

Und der Strauß den ich gepflücket
Ist dies sturmverwirrte Lied
Würd' er an dein Herz gedrücket
Dann wär' er dem Herrn erblüht.

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