Nachtrag zum Weihnachtsliede
Das Mägdlein gieng zur Linde
Und seufzte gar betrübt:
Was schenk' ich nur dem Kinde,
Das mich so treu geliebt?
Da schwebte her zur Linde
Ein Engel lieb und rein
Und Arme, Kranke, Blinde,
Die zogen hinterdrein.
Sie trugen in der Mitte
Wohl einen Weihnachtsbaum
Ganz nach der alten Sitte
Gleich einem Kindertraum.
Sie setzten's Bäumlein nieder
Vors arme Mägdelein,
Und sangen Dankeslieder
Und sprachen: das ist dein.
Was Gott dir hat gegeben,
Hast du mit uns geteilt,
Dein Lieben gab uns Leben,
Dein Heil hat uns geheilt.
Drum haben wir Elende
Am Fest uns auch geregt,
Den Dank der kranken Hände
Ans Kinderherz gelegt.
Leid ist's von dir mitleidet,
Schmerz ist's von dir gestillt,
Nacktheit von dir bekleidet,
Ist deiner Liebe Bild.
Da ward das Mägdlein stille,
Dacht': »o welch süßer Traum!
Jetzt in der Zeiten Fülle,
Welch reicher Weihnachtsbaum!
Will gleich dem Kind ihn bringen,
O das wird freudig sein.«
Da hob mit süßem Klingen
Sich sanft ein Stimmlein fein.
Im Gärtchen sich erhebet
Von Wachs das Jesulein,
Und geht umher und lebet
Patscht in die Händlein klein.
Und spricht mit süßem Lachen,
Ach das ist doch was wert,
Ach was für schöne Sachen
Hat mir arm Lind beschert!
Was Armen sie gegeben,
Das all sie mir auch giebt,
O welch ein schönes Leben
Wenn Arm den Armen liebt!
Ja weil ich arm, so reichet
Der Armut sie, was mir
Und weil sie arm, so reichet
Die Armut mir, was ihr.
Nach diesen lieben Worten
Ist in dem Weihnachtsbaum
Ein Herz getröstet worden,
Traut seinen Ohren kaum.
Es dacht', der armen Linde
Ward ich vorm Jahr beschert,
Und drum dem Jesuskinde
Zu gleicher Zeit verehrt.
Und dieses hat gesungen
Das Herz im Weihnachtsbaum
Von Armendank umrungen
Lamm, Nüssen, goldnem Schaum!
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