Der Spielmann

Sie sagen, im Freien einst lag er zu Nacht,
Da haben ihm Feien die Fiedel gebracht,
Da hat auf den Klippen bei Monduntergang
Der Nix ihm die Lippen gelöst zum Gesang.

Nun geigt er und singt er, nun singt er und geigt,
Die Herzen bezwingt er, sobald er sich zeigt;
Im Dorf an der Linde, im Fürstenpalast,
Wie drängt sich geschwinde der Schwarm um den Gast!

Schon hebt er den Bogen, schon weckt er den Schall,
Da strömt es wie Wogen aus klarem Kristall;
Wie schwellen die reinen so stark und so weich!
Wer's hört, der muß weinen und jauchzen zugleich.

Was lächelt vor Wonne der Greis dort und schwärmt?
Er träumt, daß die Sonne der Jugend ihn wärmt.
Was blickt in die Runde der Kriegsmann so kühn?
Vom Siegsfeld die Wunde beginnt ihm zu glühn.

Was staunen befangen die Knaben im Kreis?
Was brennt auf den Wangen der Mädchen so heiß?
Im bangenden Sinne die Lust und die Qual,
Den Zauber der Minne verstehn sie zumal.

Dem Weidmann erklingt es wie grüßendes Horn,
Den Schnitter umsingt es wie Wachteln im Korn,
Den Schiffer am Lande befällt's wie ein Weh,
Er hört das Gebrande der rollenden See.

Und wo sich im Kreise verblutet ein Herz,
Da kühlt ihm die Weise den brennenden Schmerz;
Aufatmet's betroffen, als träufelte mild
Balsamisches Hoffen vom Sternengefild.

Wie Adlersgefieder jetzt schwingt sich der Schall,
Jetzt säuselt er nieder wie Tropfen im Fall;
So wandeln die Boten des Jüngsten Gerichts,
So grüßen die Toten vom Orte des Lichts.

Nun sterben die Klänge, nun schweigen sie ganz –
Da jubelt die Menge, da bringt sie den Kranz;
Doch stolz sich verneigend, als drück' ihn der Lohn,
Ins Dunkel ist schweigend der Spielmann entflohn.

Beim Glanze der Sterne, von Winden umrauscht,
Schon wandert er ferne, wo niemand ihm lauscht;
Da geigt er in Tränen sich selbst noch ein Stück:
Verlorenes Sehnen, begrabenes Glück.

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