Allvater
Es seufzt meine Seele in unsäglichem Jammer
Um des Schmerzengeschlechts, um der Menschen Geschick.
Denn was in der Welt von wechselndem Wehe
Brandend sich bricht in jeglicher Brust: –
Mitempfinden, mitdurchkämpfen,
Mitdurchklagen muß ich es alles –
Alles, alles: – denn geheißen
Bin ich Allvater:
Bald des besiegten bessern Mannes,
Den ein Böser bezwungen,
Bitter beißenden Seelenbrand,
Wie er grollend in Todesgram
Flucht dem grausamen Schicksal: –
Bald des Liebenden tödlich Leid,
Der in leere Luft mit den Armen langt,
Dem langsam das Leben verlodert
An nie verlöschender Sehnsucht Licht: –
Und der Witwe Wehklage,
Der Waisen Weinen
Und der versinkenden Seele
Letzten schrillen Verzweiflungsschrei: –
All' dies Elend, öd' und endlos,
Es empfindet's mit Allvater.
Und wie wenig wollen dawider
Ach die winzigen
Wonnen wiegen,
Die wie verwehte Rosenblätter
Wogen auf weiten, weiten Wellen,
Auf des Weh's unendlichem Ozean. –
Traun, ein Trost nur tröstet die Trauer:
Ein Ziel ist gezeichnet den zahllosen Zähren,
Eine Endezeit.
Ich segne den Tag, da der sengende Surtur
Erbarmend der letzten Menschen Gebilde
Zugleich mit der müden Erde zermalmt,
Da endlich der Quell unerschöpflicher Qualen
Versiegt: das letzte menschliche Herz.
Willkommen dem Tag! – Und wären sie weise,
Noch wärmer wünschten sie selbst ihn herbei.
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