Hako Heißherz
1.
»Jung Hako bleib, gut rat ich dir,
Es wankt mein Schritt zu Grab: –
Dein sei dies stille Mädchen hier
Und dein mein Königsstab.
Arm ist der Nord, doch ist er treu,
Und ist dein Heimatland:
Der Fremde Glück birgt bittre Reu:« –
Doch Hako hob die Hand:
»Nein, König Frode, dreimal nein!
Gib Säldas stilles Herz,
Gib weiserm Mann die Krone dein: –
Mich treibt es mittagwärts.
Hold ist ihr Antlitz, zart ihr Sinn,
Ihr Herz ist tief und rein:
Doch Hakos Heißherz Königin
Muß heißern Herzens sein!
Hier König über Norges Eis
Und Ficht' und Föhre sein,
Und Recht und Frieden sprechen weis'? –
Nein, König Frode, nein! –
Und ruhn zuletzt im Hügelgrab,
In Schlaf gewiegt vom Meer? – –
Behalte deinen Königstab:
Fort, fort drängt mein Begehr!
Empor auf stolzen Säulen steigt
Manch' Haus in Marmorglanz,
Von Myrt' und Lorbeer überzweigt,
Im Meere von Byzanz.
Manch Steinbild, alabasterweiß,
Lauscht dort aus stillem Grün,
Und schöner noch und lebensheiß
Nachtlock'ge Frauen glühn.
Hei! Gold und Wein und Rausch und Macht,
Dazwischen Kampf und Blut:
Ihr Segelbrüder, taucht vor Nacht
Den Seewolf in die Flut.
Eudoxia, du Kaiserkind,
Halt' Kron' und Gürtel fest:
Denn Hako Heißherz freit geschwind!
Auf, Seewolf, gen Südwest!« –
2.
Zehn Winter flohn. – Still Abendrot
Lag über Meer und Strand –
Da stieg aus morschem Fischerboot
Ein müder Mann zu Land.
Im Kronenschmuck ging Sälda hin,
Am Ufer mit den Fraun, –
Er rief sie an: »Heil Königin!
Dich einmal noch zu schaun!
Nun scheid' ich gern! o Heimatland!
O Norges Tannengrün!
O Möwenschrei auf Dünensand,
O weißes Wogensprühn!
Wie alles kam? – Sie, Schlag auf Schlag,
Und Glück und Glanz und Macht,
Ein Weib, schön, glühend wie der Tag
Und – falscher als die Nacht!
Der Seewolf? – Tief im Griechenmeer!
Die Segelbrüder? – Tot!
Mein Eigen? Dieser Eschenspeer
Und jenes braune Boot.
Mein Herz ward siech, mein Haar ward grau –
Ich heisch' nur Eine Gab':
Gib mir, o Sälda, hohe Frau,
Im Heimatland ein Grab!
Ja, lass' im Hügelgrab mich ruhn,
In Schlaf gewiegt vom Meer!« –
Da sprach sie still: »Zehn Jahre nun
Harr' ich der Wiederkehr:
Entflieh' den Deinen nicht so gleich:
Du warst so lang uns fern: –
Nimm, Flüchtling, nimm mein Königreich: –
Wie sehr verlangt's den Herrn!
Wohl ward ich stiller noch und bleich,
Du weißt's nicht: Sehnsucht zehrt:
Doch meine Hand soll heilen weich,
Wo dich die Welt versehrt.« –
»O, Sälda, heilig Nordlandkind!
Nie war ich würdig dein!«
Sie küßten sich im Abendwind: – –
Aufstieg der Sterne Schein.
German Poetry App
This poem and many more can also be found in the German Poetry App.