Chamounix beym Sonnenaufgange

Aus tiefem Schatten des schweigenden Tannenhains
Erblick’ ich bebend dich, Scheitel der Ewigkeit,
Blendender Gipfel, von dessen Höhe
Ahndend mein Geist ins Unendliche schwebet!

Wer senkte den Pfeiler tief in der Erde Schooß,
Der, seit Jahrtausenden, fest deine Masse stützt?
Wer thürmte hoch in des Aethers Wölbung
Mächtig und kühn dein umstrahltes Antlitz?

Wer goß euch hoch aus des ewigen Winters Reich,
O Zackenströme, mit Donnergetös’ herab?
Und wer gebietet laut mit der Allmacht Stimme:
“Hier sollen ruhen die starrenden Wogen!“

Wer zeichnet dort dem Morgensterne die Bahn,
Wer kränzt mit Blüthen des ewigen Frostes Saum?
Wem tönt in schrecklichen Harmonieen,
Wilder Arveiron, dein Wogengetümmel?

Jehovah! Jehovah! kracht’s im berstenden Eis;
Lavinendonner rollen’s die Kluft hinab;
Jehovah! rauscht’s in den hellen Wipfeln,
Flüstert’s an rieselnden Silberbächen.

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