Der Kanonengießer
Die Hügel hingen rings voll Thau;
Die Lerchen haben gesungen.
Da hat geboren die arme Frau,
Geboren den armen Jungen.
Und als er sechzehn Jahre alt,
Da wurden die Arme strammer;
Da stand er in der Werkstatt bald
Mit Schurzfell und mit Hammer.
Da rannt er den Ofen in den Bauch
Mit schweren Eisenstangen,
Daß hell aus Schlacken und aus Rauch
Metallne Bäche sprangen!
Kanonen goß er! manches Stück!
Die brüllten auf allen Meeren;
Die brachten die Franzen in’s Ungelück,
Und mußten Indien verheeren.
Die warfen Kugeln, leidlich schwer,
Den Chinesen in die Rippen;
Die jauchzten Britannien’s Ruhm einher
Mit eisernen Kehlen und Lippen.
Und immer goß der rüst’ge Held
Die blitzenden Geschütze,
Bis ihm das Alter ein Bein gestellt,
Die Fäuste wenig nütze.
Und als sie versagten den Dienst zuletzt,
Da gab es kein Erbarmen;
Da ward er vor die Thür gesetzt,
Wohl unter die Krüppel und Armen. –
Er ging – die Brust so zornig weh,
Als ob sie der Donner duchgrollte,
Von allen Mörsern, die er je
Hervor aus den Formen rollte.
Doch ruhig sprach er: „Nicht fern ist Das,
Vermaledeite Sünder,
Da gießen wir uns zu eigenem Spaß
Die Vierundzwanzigpfünder.“
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