Das Gebet
Ein Eremit am Libanon,
Den man als einen Heilgen ehrte,
Und welchen Gott zum öftern schon
Durch himmlische Gesichte lehrte,
Lag flehend einst vor seinem Thron.
Da nahte sich in stiller Feyer
Eloah, Fürst der Seraphim,
Berührt sein Aug und spricht zu ihm:
Sieh jenes Weib im Nonnenschleyer
Und schwarzen, härnen Bußtalar;
Sie kniet am ernsten Sühnaltar
Und ein Gebet des Isaiden
Strömt über ihre Lippen hin;
Und hier, wie sehr von ihr verschieden
Ist diese junge Städterin!
Die Freude lacht aus ihren Mienen
Und mit erhitzter Emsigkeit
Wirkt sie ein buntes Feyerkleid:
Sprich, welche betet unter ihnen?
Die am Altar, erwiedert er,
Und fällt aufs Antlitz und erröthet.
Du irrst, sie sagt Gebete her,
Versetzt der Geist, und diese betet.
Sie? rief der Klausner: ihre Hand
Wirkt ja mit ärgerlichem Fleiße
Ein Kleid ... für eine arme Waise,
Sprach Gottes Herold und verschwand.
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