An die Sterne
Wann die Seele klar und helle
Ihres Glückes sich bewußt,
Und im Herzen rauscht die Quelle
Himmlischer und reiner Lust:
Mag den Blick nichts mehr erfreuen,
Als der vollen Sterne Schein,
Wie sie aus den nächt’gen Bläuen
Leuchten in die Welt hinein.
Oft auch stand ich schon verkläret
So in eurem hellen Glanz,
Nach den lichten Höhn gekehret,
Leuchtend und geflügelt ganz;
Schaut’ euch nach mit hellen Sinnen,
Froh, als hätt’ ich euch in Lust
Selbst gezeugt im Busen drinnen,
Und geboren aus der Brust.
Aber heute winkt ihr bleicher,
Blinkt ihr schöner aus der Luft;
Schwebet durch die Wölklein weicher
Und umhüllt von zartem Duft.
Heute liegt ein tiefes Sehnen
Euch im seelenvollen Blick;
Wie des Auges Glanz in Thränen
Haltet ihr den Schein zurück.
Heute webt in meinem Herzen
Eine gleiche Dämmerung,
In den Nebeln süßer Schmerzen
Schwimmt die Liebe licht und jung;
Schaut halb durch zerriss’ne Streifen,
Flüchtet halb in sich hinein,
Ihre Strahlen träumend schweifen
In dem Herzen aus und ein.
Stille Liebe, bleiche Sterne,
Lächelt weinend, träumt euch wach!
Tief im Zwitterlichte gerne
Dämmert euch die Seele nach.
Kehren doch zur großen Wonne
Stern’ und Thränen bald zurück,
Sterben in dem Licht der Sonne,
Und in der Geliebten Blick!
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