An einen Freund
Du liebest nicht das laute Lieben,
Und, rühmt’ ich Dich vor aller Welt,
Ich weiß, du hießest’s übertrieben,
Wie Vieles, was Dir nicht gefällt.
Auch brauch’ ich ja Dich nicht zu nennen,
Was ich Dir danke, sag’ ich nur,
Und Mancher wird Dich drinn erkennen,
Der deines Vorbilds Kraft erfuhr.
Daß ich geforschet im Gemüthe,
Und nicht zum Worte Wort gereimt,
Daß ich erstrebte keine Blüthe,
Die aus der Wurzel nicht gekeimt;
Daß ich, was schlicht ist, was gedrungen,
Gewählt, oft gegen eig’nen Sinn,
Und wär’ es mir nur halb gelungen –
Dein, Dein ist meines Lieds Gewinn! –
Es klaget Deutschland, weil zu frühe
Dein innig Saitenspiel verklingt;
Du aber ruhst von süßer Mühe,
Da schon Dein Lied aus Andern singt.
Denn wie so Viele, die sich brüsten
Mit hochbewundertem Gesang,
Sie würden schamroth, wenn sie wüßten,
Daß Du sie lehrtest solchen Klang!
Doch mich laß immer froh gestehen,
Daß ich Dein ält’ster Schüler bin:
Will den in mir die Nachwelt sehen,
So zieht mein Schatten aufrecht hin.
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