Die Wolke am Sternenhimmel

„Welch eine Saat von goldnen Aehren
Durchwandl’ ich dunkle Nachtgestalt?
Die schaudernd ihre Häupter kehren
Vor meinem Athem rauh und kalt.
Ich bin so fremd auf diesen Auen
Und wohl aus einem andern Land,
Und möchte da mich helle schauen,
Doch bleib’ ich mir so unbekannt.
Trüb glänzt von meinem grauen Kleide
Der Saum in dieser Flämmlein Schein;
Sie feiern ruhig ew’ge Freude,
Da zieh’ ich störend mitten ein.
Ich darf nicht frei und sicher gehen,
Bald führt mich eine leise Hand,
Bald reißt es mich mit Sturmeswehen,
Und faßt mein flatterndes Gewand.
Und mir begegnen dunkle Brüder,
Stumm, grau und willenlos wie ich,
Sie schlagen fremd die Wimpern nieder,
Und ziehen hin, als flöhn sie mich.
Wenn schüchtern dann mein Blick sich hebet,
So fahren Flammen wild heraus,
Und will ich sprechen, so erbebet
Vor meinem Ton das fremde Haus.
Wo bin ich Arme denn geboren,
Wo wird man liebend mich empfahn,
Ich blick’, in ihr Gebiet verloren,
Fremd diese hohe Schönheit an. –
Doch winkt aus wunderbarer Tiefe
Mir nicht ein mild Erbarmen zu,
Als ob mir eine Mutter riefe,
Mich lüd’ an ihre Brust zur Ruh’?
Wie ist mir? Wehmuth lös’t in Thränen
Hell meine graue Nachtgestalt,
Hinab, hinab zieht all mein Sehnen
Versöhnend heilige Gewalt.“ –

Und liebend rauscht’s der Erd’ entgegen,
Der Morgen kommt mit neuer Lust:
Blau ist die Luft, ein süßer Regen
Liegt an der Mutter Erde Brust.

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