Das Ueberlied

Ich liebe Botticellileiber,
Die wie Tiffanyglas so schlank;
Ich sterbe für die Ueberweiber
In Keller-Reiners Künstlerschank.
Ich buhle, gleich verliebten Pagen,
Um stilisierte Bel-Etagen,
Im stilisierten Berlin W–:
Da wohnt sie, meine Ueberfee!
O Ueberweib, so reizerblüht,
Dir steigt mein Lied, mein Ueberlied!

Die stilisierte Ueberehe,
Die ist mein künstlerisches Ziel!
Mein Ueberweibchen schon ich sehe
Im Ueberheim – im Eckmannstil!
Von Leistikow die Wandtapeten,
Auf Pankokläufer soll man treten;
Um Mitternacht umfängt uns nett
Herrn van der Veldes Ueberbett. –
O Ueberbett, auch dir steigt müd
Mein Abendlied, mein Ueberlied!

Und muss ich stillos einst verlassen
Die stilisierte Ueberwelt,
Sollt ihr als Grabschrift mir verfassen:
Hier ruht ein stilvergnügter Held!
Lasst, Freunde, noch um eins mich betteln:
Baut aus sechs kleinen Ueberbretteln
Dem Leib, der meine Seele barg,
Den stilisierten Uebersarg.
Am Uebersarge, wenn ich schied,
Singt mir mein Lied, mein Ueberlied.

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