Die Schlangen
Gott Apollo, gib mir Töne,
Daß ich diese stolze Schöne
Nach Gebühr besingen kann,
Deren ellenlange Zöpfe
Dieses frommen Nestes Köpfe
Ziehn in ihren Blondhaarbann.
Diese semmelblonden, langen
Graziösen Riesenschlangen
Haben auch mein Herz berückt,
Ich gesteh, es war abscheulich,
Im Konzerte hab' ich neulich
Taub nach ihr nur hingeblickt.
Wie der Schlangenzwilling wehte,
Wenn der blonde Kopf sich drehte,
Heiliger Antonius!
Jetzt versteh' ich deine Qualen,
Als besucht dich dazumalen
Jener fesche Genius.
Bibel, Geißel, Totenköpfe
Helfen nichts, wenn blonde Zöpfe
Ihnen keck den Krieg erklärt.
Und ich bin kein Heiliger, leider,
Trage keine härnen Kleider,
Bin nicht dürr und abgezehrt.
Darum tu ich dir, du Holde,
Dir und deinem Kopfhaargolde
Krieg und Kampf zu wissen kund,
Deinen Lippen, deinen warmen,
Ärmelknappen, weichen Armen,
Deinem scharfgeschnitt'nen Mund.
Erste Schlacht – je eh'r, je besser,
Kämpfen will ich bis aufs Messer,
Horch, die Trommel wird gerührt,
Sterbend werde ich verbluten
Oder du von Liebesgluten
Krank mir an das Herz geführt.
German Poetry App
This poem and many more can also be found in the German Poetry App.