In der Zwangsjacke
An beiden Fäusten Eisenfesseln,
Der dicke Eisenzaun vor dir,
Zur Rechten Dorn, zur Linken Nesseln,
Und hinter dir die Eichentür,
Die Kerkermeisterin, die weise
Und trockne Frau, die Sitte spricht:
»Nur still mein Söhnchen, leise, leise,
Denn all dein Toben hilft dir nicht.«
»Nur nicht so wild und nicht so wehrig,
Du wirst doch endlich noch gescheit,
Es macht der Hunger dich gelehrig
Und mürbe dich die Einsamkeit,
Erstick' das heiße Tatensehnen,
Den Mitleidsschmerz, den Schaffensmut,
Schneid' los das Herz von seinen Plänen
Du stirbst nicht von dem bißchen Blut.
Viel bess're noch als du schon waren
Hier eingesperrt und wurden zahm,
Nach Tagen, Wochen oder Jahren
Der Durchschnittsmensch zum Vorschein kam.
Doch ab und zu, da wollt' wohl einer
Nicht bieder, brav und fügsam sein –
Herausgekommen ist noch keiner,
Sie rannten sich die Schädel ein.«
»Nun sieh, das ist doch unvernünftig,
Und du wirst obendrein verlacht,
Romantik ist heut nicht mehr zünftig,
Heut wird nur ein Erfolg gemacht, –
Du wirst schon ruhiger, mein Liebchen,
Und willst heraus, ei, wie das eilt!
Klatsch, Publikum! das böse Bübchen
Ist von der Unart schnell geheilt!«
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