Im Exil

Täglich seh' ich jenen jungen
Russen mir vorüberwehen,
Dessen Augen schmerzbezwungen
Düster vor sich niedergehen.
Bücher schleppt er unterm Arme,
Müd ist seines Ganges Weise,
Schleppt die Last von ewigem Harme –
Seine Lippen zucken leise.
Und der schwarze, kurzgeschorne
Bart umflort des Mundes Weh,
Traurig grüßt der Leiderkorne
Seines Volks Gethsemane.

Polizeikosakenknuten
Hör' ich auf ihn niedersausen,
Dumpfer Klagen finstre Fluten
Des Verbannten Ohr umbrausen.
Sklaventrägheit fühl' ich lasten
Bergesschwer auf seiner Seele,
Heißen Zornquell spür' ich hasten
Wildaufschäumend nach der Kehle.
Eisige Steppenkatakombe
Überfriert mich nordlichtklar,
Und zerschmetternd platzt die Bombe
Auf der Freiheit Blutaltar.

German Poetry App

This poem and many more can also be found in the German Poetry App.