Die Rache der Elfen

Die Furcht durchflüstert alle Blätter,
Und jedes Lied verstummt im Hain,
Schon flammt im schwarzen Donnerwetter
Entfernt der Blitze falber Schein.
Der Schäfer zeigt die grüne Höle,
Um welche sich der Epheu rankt,
Der Hirtin, die mit banger Seele
An seinem Arm’ im Haine wankt.

Allein mit dem geliebten Hirten
Auf einer Höle Rasensitz,
Wo Liebesgötter sie bewirthen,
Vergißt die Bängste selbst den Blitz.
Wenn Flammen auch die Höl’ umschlangen,
Die Hirtin bebte nicht zurück;
Er küßt die Furcht ihr von den Wangen,
Den Schrecken aus dem süßen Blick.

Ein frisches Duftgesäusel wallet
Im Haine bei der Sterne Licht,
Und Philomelens Nachtlied hallet;
Die Hirtin ach! vernimmt es nicht.
Man sieht erzürnt die Elfen wallen,
Daß Lust der Keuschheit Blume bricht,
Man hört im Haine Klagen hallen;
Die Hirtin ach! vernimmt sie nicht.

Doch endlich ward im Mondesschimmer
Sie an des Schäfers Arm gesehn:
Es tönt der Elfen Grabgewimmer,
Wo sie berauscht im Thale gehn.
Ihr Purpurgürtel weht im Winde,
Ihr Auge schwimmt im feuchten Glanz;
Sie seufzt, »o! süßer Hirt, wo finde
Ich nun der Unschuld Lilienkranz?«

Bei Kronen, welche Leichen schmücken,
So wimmert es im Nebelthal;
Sie geht erblaßt mit scheuen Blicken
Den Berg hinan im Mondesstral.
Da rauscht herab von Felsenklippen
Im kalten Wind der Elfen Schwarm;
Die Hirtin sinkt mit blassen Lippen
Erstarrt in ihres Schäfers Arm.

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