Der blinde Bergmann
Es neigt die Sonne sich zur Rüste,
Der Himmel flammt in gold'ner Gluth.
Ihr Strahl, der mir die Wange küßte,
Zuckt purpurn durch des Aethers Fluth.
Mir bleibt die Herrlichkeit verborgen,
Die sie im Scheiden angefacht;
Mir wird's nicht Abend und nicht Morgen,
Nur Nachts giebt's für mich, finst're Nacht.
Doch, will die Thräne mir befeuchten
Das gramerblaßte Angesicht,
So darf ein Stern mir tröstend leuchten:
Der Glaube ist mein bestes Licht!
Es neigt der Sommer sich zur Rüste;
Es flieht der Vögel munt're Schaar,
Als ob der Wald nun sterben müßte
Und Feld und Flur auf immerdar.
Es welkt der Liebe duft'ges Zeichen,
Die Rose, die so schön geblüht,
Und herbstlich Trauern will sich schleichen
Mir in's vereinsamte Gemüth.
Doch, will kein Reis mehr Blüthen treiben,
Des Herzens Blumen welken nicht.
Treu muß der inn're Frühling bleiben:
Die Liebe ist mein bestes Licht!
Es neigt das Leben sich zur Rüste;
Weiß fällt um's Haupt des Alters Schnee.
Nun schweigt das irdische Gelüste,
Und es verstummt manch' tiefes Weh.
Ist nach des Lebens kurzen Tagen
Des Leibes schwache Kraft entfloh'n,
So darf der Staub nicht länger tragen
Den freigeword'nen Himmelssohn.
Und muß es balde nun geschehen,
Daß man mich trägt zur letzten Schicht,
So wird mein Aug' den Helfer sehen:
Die Hoffnung ist mein bestes Licht!
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