Der Völkerfriede

Trag nicht empor ins Himmelreich,
Was auf der Erde hat zu bleiben!
Du bist noch lange Gott nicht gleich
Und willst dich ihm doch einverleiben.
Du wirfst ihm alle irdschen Fragen
Zur pflichtgemachten Lösung hin;
Die Allmacht soll sich für dich plagen;
Das ist des Glaubens Zweck und Sinn.

Erscheint dir eine Last zu schwer,
Will Etwas dir nicht gleich gelingen,
So sorgt dich das nicht allzusehr,
Du kannst es ja dem Vater bringen.
Du bist von ihm einst ausgegangen
Und kehrest einst zu ihm zurück;
Du brauchst von ihm nur zu verlangen,
Dein Heil ist ja sein eignes Glück.

So soll Gott Alles für dich thun;
Er soll sogar auch für dich lieben.
Auf seiner Güte auszuruhn,
Ist dir verbrieft, ist dir verschrieben.
Du brauchst nichts weiter, als zu glauben,
Daß er die Welt zum Besten lenkt,
Und eifrig gegen den zu schnauben,
Der Gottes Reich sich anders denkt.

Und gläubig schnaubend, lächelst du,
Erfüllt von heilgem Himmelsfeuer,
Dem Nächsten Gottes Liebe zu – –
Die deinige ist dir zu theuer.
Die göttliche reicht für die Schaaren
Der Ungezählten ewig aus;
Die menschliche hat man zu sparen;
Sie geht nicht übers Ich hinaus.

Und dieser Glaube will der Welt
Durch diese Liebe Frieden bringen
Und läßt als Herrscher und als Held
Sein »Et in terra pax« erklingen!
Und dieser Glaube, viel zerrissen,
Stets mit sich selbst in Zank und Streit,
Er will allein zu finden wissen
Das, was ihm fehlt, die Einigkeit!

O, glaub an diesen Glauben nicht!
Glaub nur allein an Gottes Liebe.
Was er der Menschheit auch verspricht,
Nichts ist, was er nicht schuldig bliebe.
Es kann nur einen Glauben geben,
Wie es nur eine Liebe giebt,
Und beide sind vereint im Leben
Dann, wenn der Mensch den Menschen liebt.

Nun steig empor ins Himmelreich,
Und bring herab den Völkerfrieden!
Er ist dem Dort und Hier zugleich,
Der Erde nicht allein, beschieden.
Hol uns den einen Glauben wieder,
Der auch nur eine Liebe kennt,
Dann schwebt mit ihm der Engel nieder,
Den man den Völkerfrieden nennt.

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