Gottesstunde

Du rechnest nach der Zeit der Erde
Und ahnst noch nichts von Himmelszeit.
Nach welcher Gott wohl rechnen werde,
Darüber weißt du nicht Bescheid.
Zwar hast du dem metallnen Munde
Die irdschen Zeichen eingeprägt,
Doch hörst du nicht die wahre Stunde,
Die tief in deinem Innern schlägt.

Durch deine Zeit ward dir geboren
Des Lebens ganze, schwere Last;
Die wahre Zeit ging dir verloren,
Weil du sie nicht begriffen hast.
Nun schmerzt dich manche, manche Wunde,
Doch machte keine noch dich klug:
Du hast versäumt die Gottesstunde,
Als sie in deinem Innern schlug.

Will's Gott in seiner Gnade geben,
Daß sie dir nochmals schlagen mag,
So trittst du in ein neues Leben
An deinem ersten Himmelstag.
Nur lausche, lausche stets der Kunde,
Die dir sein Engel abwärts trägt;
Versäume nicht die Gottesstunde,
Wenn wieder an dein Herz sie schlägt!

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