Nachruf

Wo gingst du hin? Ich weiß es leider nicht.
Du gingst und bist wahrscheinlich doch geblieben.
Obzwar die Trauer gern vom Scheiden spricht,
Der Himmel hats wohl anders vorgeschrieben.
Du hörst vielleicht mein Wort, hörst meine Fragen,
Doch ahne ich, du weißt es selbst schon kaum,
Und fühlst du es, so kannst du es nicht sagen;
Im Grabe spricht kein Schläfer mehr im Traum.

Wo gingst du hin? O wüßte ich es doch!
Ich muß ja auch denselben Weg einst gehen
Und werde in der letzten Stunde noch
Mit dieser Frage vor der Pforte stehen.
Denselben Weg? Und auch dieselbe Pforte?
Wer darf wohl sagen ja, und wer wohl nein!
Giebt es denselben Ort am selben Orte?
Und wer da kommt, tritt der auch wirklich ein?

Wo gingst du hin? Ist diese Frage klar?
Ist wohl die Trennung örtlich zu verstehen?
Wo hier der Mensch mit seiner Seele war,
Dorthin wird sie, sobald sie frei ist, gehen.
Wir waren Eins im Glauben und im Lieben;
Du trachtetest wie ich nach Gottes Licht;
So sind wir also doch vereint geblieben
Und beide glücklich; ich verlor dich nicht!

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