Trost
Horch, klopfte es nicht an die Pforte?
Wer naht, von Himmelsduft umrauscht?
Woher des Trostes süße Worte,
Auf die mein Herz voll Andacht lauscht?
Wer neigt, wenn alle Sterne sanken,
Mit mildem Licht und stiller Huld
Sich zu dem Staub- und Erdenkranken?
Es ist der Engel der Geduld.
»O laß den Gram nicht mächtig werden,
Du tiefbetrübtes Menschenkind!
Wiß', daß die Leiden dieser Erden
Des Himmels beste Gaben sind
Und daß, wenn Sorgen Dich umwogen
Und Dich umhüllt des Zweifels Nacht,
Dort an dem glanzumfloss'nen Bogen
Ein treues Vaterauge wacht!«
»O laß Dir nicht zu Herzen steigen
Die langverhaltne Thränenfluth!
Wiß, daß grad in den schmerzensreichen
Geschicken tiefe Weisheit ruht,
Und daß, wenn sonst Dir Nichts verbliebe,
Die Hoffnung doch Dir immer lacht,
Da über Dich in ew'ger Liebe
Ein treues Vaterauge wacht!«
»O wolle nie Dich einsam fühlen!
Obgleich kein Aug' sie wandeln sah,
Die sorgenheiße Stirn zu kühlen
Sind Himmelsboten immer da.
Wer gern dem eignen Herzen glaubte,
Der kennt des Pulses heilige Macht.
Drum wiß, das über Deinem Haupte
Ein treues Vaterauge wacht!«
»Drum füge Dich in Gottes Walten
Und trag Dein Leid getrost und still.
Es muß im Dunkel sich gestalten,
Was er zum Lichte führen will.
Dann bringt der Glaube reichen Segen,
Ob ihn der Zweifler auch verlacht,
Daß über allen Deinen Wegen
Ein treues Vaterauge wacht!«
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