In Potsdam

Vom Dome hallen Glockenklänge –
Stille Andacht überall,
Gläubig singt des Volkes Menge
Zu der Orgel hellem Schall;
Dort in einsamer Kapelle
An des Altars heilger Schwelle
Knie'n die Allerhöchsten Sünder,
Gottes auserwählte Kinder.

Was sie beten, was sie flehen?
Ihre bleiche Lippe spricht:
»Jetzt, da wir am Abgrund stehen,
Jetzt – nur jetzt verlaß' uns nicht!
Unser Purpur will erbleichen,
Unsre Macht zerfällt in Scherben;
Lass' mit Blute sonder Gleichen
Uns den Purpur wieder färben!« –

Mögen sie zum Himmel beten
Und mit neu gestärktem Muth
Eines Volkes Recht zertreten,
Pochend auf des Höchsten Huth:
Taub und schwach sind ihre Götter,
Taugen nur zum Spiel der Spötter;
Doch der Geist, der ewig freie,
Gibt dem Volk die Siegesweihe!

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