Ernte und Saat
Gekommen ist die Erntezeit,
Schon wird das reife Korn gehauen,
Und garbenbindend steht bereit
Die Schar der Schnitter und der Frauen.
Sie haben alle ihren Teil
Am liederfrohen Erntefeste
Und rufen jubelnd: »Dank und Heil!
Der Himmel gab dazu das Beste.«
»Der Himmel segnete das Mühn',
Das ackernd, säend uns verbunden
Im Wettersturm, im Sonnenglühn –
Nun haben wir den Lohn gefunden!«
Schön war das frische Saatengrün,
Schön war das Feld im Aehrenwallen,
Die Wiese schön im Blumenblühn –
Doch nun sind Blüt und Halm gefallen. –
Der Baum, nur spärlich noch belaubt,
Wirft statt der Blüten Früchte nieder
Und schüttelt lächelnd noch das Haupt,
Singt man für ihn auch Erntelieder.
So ist es wohl ein Hochgefühl
Zu ernten selbst gesäte Saaten.
Der Arbeit Lohn, ein Kranz am Ziel,
Wenn, was man pflegte, wohlgeraten.
Auch manchen, die nicht selbst gesät,
Ist Erntesegen doch gekommen;
Sie haben dafür früh und spät
Ein heilig Erbteil übernommen.
Sie mögen nun mit voller Hand
Den Samen streun, den sie empfangen:
Des alten Werkes Segenspfand
Soll er zu neuer Frucht gelangen.
Und bleiben jetzt am Stoppelfeld
Wehmütig unsre Blicke hangen –
Bald wieder wird es neu bestellt
Im Grün der Wintersaaten prangen,
Scheint einmal alles still und tot,
Wächst selbst noch unterm Schnee verborgen
Die junge Saat zum neuen Brot
Kommt doch für sie ein Ostermorgen.
Drum frisch an's Werk und nicht verzagt!
Beim Ernten denkt an's Samenstreuen!
Denn wer da müßig steht und klagt
Kann keiner Ernte sich erfreuen!
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