Himmelfahrt

Ein Feiertag im holden Maienmond
Wird eingeläutet von den Kirchenglocken,
Den Blick zu dem, der hoch im Himmel thront,
In Andachtsschauern fromm empor zu locken.

Die Erde trägt ihr schönes Festgewand,
All überall ein Blühen und ein Düften!
Seit Ostern stürzte finstern Grabesrand
Erstand ein neues Leben aus den Grüften.

Und neue Wunder überall geschehn
Wo Keime wachsen und wo Vöglein singen –
Wohin wir hören und wohin wir sehn
Will Alles aufwärts zu dem Himmel dringen.

So winkt auch die Natur zur Himmelfahrt;
Im blauen Aether weiße Wolken schwimmen,
Das Aug, fast glanzgeblendet, doch gewahrt
Wie Gold und Purpur in einander glimmen.

Wie Erd und Himmel durch den Wolkenflor
Am Horizonte sanft zusammenfließen,
Wie Lerchen zwitschern zu dem Kirchenchor
Und Alles läd zu seligem Genießen. –

So feiern wir den wunderreichen Tag,
Der nach der Osterweihe uns gegeben
Bis ihm das hohe Pfingstfest folgen mag,
Zum Himmel uns're Blicke zu erheben.

So feiern wir die wunderreiche Zeit
In frohem Aufblick und im sel'gen Ahnen:
Das Fest des heil'gen Geistes ist nicht weit,
Den Weg zum Gottesreiche uns zu bahnen.

Nicht nur allein für uns sind wir bestrebt
Das Gottesreich auf Erden auszubreiten:
Nur wer im Dienst der ganzen Menschheit lebt
Dient sich und seiner Zeit und allen Zeiten.

Drum alle, die wir solchen Dienst gewählt,
Des Geistes Streiter, Männer oder Frauen,
Ob glücklichlebend, ob von Leid gequält,
Sind wir geweiht durch Mut und Gottvertrauen.

Im Dienst der Menschheit kämpfend, treugeschart
Sind gleich den Jüngern wir zum Werk verbunden –
Und Ahnungsschauer einer Himmelfahrt
Will sich als Segen unserm Thun bekunden.

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