Abschied von Rom
Noch fühl' ich der theuren Schwester brennende Thräne,
Und den liebenden Druck des zärtlichen Bruders,
Nacht umfängt mich und bringt den Freunden
Die tiefe Bewegung meiner Brust.
So war denn auch diese Lebens-Aera geschlossen?
Brause nur Rom, mit deinen Brunnen,
Wie Schluchzen klingt es mir herüber,
Da vernehm' ich selbst das Donnern
Der großen Fontana di Trevi,
Bei der ich oft in Nächten verweilt,
Der ich mich viel am Tage gefreut,
Lebt wohl, ihr Plätze, ihr Säulen,
Du großes verstörtes Haus, jetzt Heiligthum,
Du Coliseum, das ich noch jüngst
Beim Glanz des Vollmonds durchschritten,
Deine Gewölbe besucht, als die Freunde
Ueberkletternd den Eremiten weckten.
Du Sankt Peter, nie seh' ich dich wieder,
Edler stets, und größer, majestätischer und heiliger,
Aber auch erfreulicher, behaglicher, umfängst du den Wandrer,
Je öfter er deinen königlichen Raum besucht.
Schon sind wir durch das Thor. –
Da denk' ich des Vatikans
Und der göttlichen Dichtungen Rafaels,
Der erhabnen Sistina,
Und auch des heimlichen Stübchens oben,
Wo in der stillen Einsamkeit
Ich die Pergamente las und in Lust mir vieles schrieb,
Indeß durch die heiße ruhende Luft
Ein ferner Ambos und Hammer lieblich erklang.
Wie oft sah ich dann rückkehrend die Götterbilder,
Und die freundlichen Logen. –
Alles versinkt jetzt hinter mir:
Noch glänzt im innern Auge das farnesische Gartenhaus,
Die Blumendichtung von Amor und Psyche,
Und die trunkne Galathea;
Wen hier nicht Lebenslust anlacht,
Heiterkeit und Muthwill grüßen,
Der entsage der Kunst und Farbe.
Aber auch Lebewohl dir,
Pallast Farnese,
Wo ich gelernt in herrlichen Bildern
Des Carracci Dichtung bewundern;
O was nenn' ich, was verschweig' ich,
Das Gedächtniß ermüdet,
Alle die Wunder, die großen Erinnerungen,
Aller der Steine und Tafeln Pracht,
Des Erzes Bildwerk wiederzusagen.
Mit kindlicher Rührung pilgerte ich auch zu dir,
Grabmal der Cäcilia Metalla,
Das ich mit seinen wilden Ruinen umher
Schon längst in frühen Träumen beschrieb,
Und oft in Gedanken damals
Vor der Porta Sebastiana mich erging.
Nun vernimmt mein Ohr nicht wieder
Den heiligen Gesang, dich Palestrina,
Der du wie mit Engelsfittigen
Dich in dem Born des Paradieses tauchst,
Aufrichtest du dich im klaren Morgenlicht,
Schüttelst die großen farbigen Schwingen,
Und nieder fließen die Tropfen
In hellen, reinen Himmelstönen.
Ungern auch vermiß ich die heitern Klänge,
Das bewegte Leben der Opern und Theater,
Von den Franken noch heftiger aufgeregt.
So vollendet seh ich vielleicht das Lustspiel nie mehr,
Wie es diese Frauen und Jünglinge zeigten,
Und der treffliche Perthica.
Vielleicht auch seh ich nie die Künstler wieder,
Die in vielen Stunden mich erfreut.
Dich vor allen begrüß' ich, edler Freund,
Dich, treflicher Schick, dein freundliches Gemüth,
Dein klarer Sinn wird schöne Gebilde dichten,
Wenn die Parze dir den Lebensfaden spinnt,
Vollende dein Apollo unter den Hirten,
Welcher verkündigt, was du vermocht.
Schon erhebt sich der Tag
Und weit hinter uns liegt Rom,
Auch mein Freund ist ernst,
Der mit mir nach Deutschland kehrt,
Der mit allen Lebenskräften
Sich in alte und neue Kunst gesenkt,
Der edle Rumohr,
Deß Freundschaft ich in mancher kranken Stunde
Trost und Erheitrung danke.
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