Liebesmacht

Ein Jüngling schlang den Arm um die Maid
Bei traulichem Scherzen und Kosen,
„Zur Priesterin bist du der Venus geweiht,
Vorüber ist Leid und Traurigkeit!“
Da brach er der Lippen Rosen.

„Nun sind uns die holdesten Stunden gebracht,
Die Stunden der Liebesvigilien:
Wir lachen des Daseins schauriger Nacht,
Wenn die Fackel der Liebe feurig entfacht!“
Da brach er des Busens Lilien.

Und des Jünglings Herz ward flammend durchloht,
Er fühlte eine Welt in sich pochen;
Seine Liebe ward stark wie der grimmige Tod;
Die Knospen und Blüten so voll und so rot,
Hat er alle, alle gebrochen.

Er hat sie gebrochen, dann sind sie verblüht,
Die Rosen, Lilien, Nelken …
O Liebe, wo nur dein Atem glüht,
Da müssen, gleich wie vor dem sengenden Süd,
Die Blüten, die Blüten verwelken!

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