Madame Potiphar

Sie nennen mich Madame Potiphar,
Denn niemand kennt meinen Namen,
Ich bin elegant und sehr chic fürwahr,
Die schneidigste aller Damen.
Hab’ eigenen Wagen und eigene Renner,
Ich hab’ nicht bloss einen, hab’ viele Männer,
Grün schillert mein Auge, mein Leib ist klar,
Rot ist mein Haar! Rot ist mein Haar!
Madame Potiphar.

Mein Leben verfliesst in Saus und Braus,
Bei Wein und erwähltestem Essen!
Des Tags und des Nachts geht’s ein und aus,
Da duftet ein süsses Vergessen.
In Spitzen, in Seide, mit Perlen und Ringen,
Wie kann ich plaudern und tanzen und singen!
Und weiss auch sonst viel Dinge fürwahr!
Weich ist mein Haar! Weich ist mein Haar!
Madame Potiphar.

Ich quäle mich niemals mit Arbeit, o nein!
Das würde die Hände verderben!
Ich kenne viel Kniffe und Künste fein,
Um blankes Geld zu erwerben.
Doch hab’ ich bisweilen auch Schmerzen und Sorgen:
Denn mancher will mir nichts schenken, nichts borgen!
Das macht mich so furchtbar nervös offenbar;
Drum verlier’ ich das Haar! Verlier’ ich das Haar!
Madame Potiphar.

Ich schlafe auf seidenem Himmelbett,
Auf schneeigen Eiderdaunen,
Und wer mich dort sehen darf, nett und adrett,
Dem schwinden die schwärzesten Launen …
Doch schliesslich verlass ich den stolzesten Grafen
Und geh’ in ein winziges Bretterhaus schlafen
Und biete der Mutter Erde mich dar
Mit Haut und Haar! Mit Haut und Haar!
Madame Potiphar!

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