An eine Freundin
Dichterherzen können segnen,
Wen sie lieben; fremd und rauh
Meinem Herzen zu begegnen,
Hüte dich, du schöne Frau.
Eine Sage läßt dich grüßen,
So ich im Gebirg vernahm,
Als ich einst vor Wettergüssen
Flüchtend in ein Hüttlein kam:
In den tiefsten Einsamkeiten,
Zwischen Felsen, ruht ein See;
Dem entstieg ein Geist vor Zeiten,
Kam den Menschen in die Näh.
Kam ins Dorf, erschien beim Feste,
Brachte Segen in das Haus,
Und es blickten Wirt und Gäste
Oft gar sehnlich nach ihm aus.
Plötzlich stand er unter ihnen,
Trug ein dunkles Mönchs gewand,
Und der Mann mit ernsten Mienen
Freud an ihrer Freude fand.
Gerne weilt' er eine Stunde,
Nickte und verlor sich sacht
In den See, zum stillen Grunde
Taucht' er heim um Mitternacht.
Glücklich ward die Braut gepriesen,
Wenn er kam und ihr zum Tanz
Brachte von verborgnen Wiesen
Fremder Blumen einen Kranz.
Wohlgeruch durchquoll das Zimmer,
Schöner blühte dann die Braut,
Ward im gleichen Jugendschimmer
Viele Jahre noch geschaut.
Mutter ward sie guter Kinder,
Haus und Feld gedieh; bis spät
Sie der Tod, ein leiser, linder,
Überraschte beim Gebet.
Einst mit rauher Ungebühre
Sprach ihm eines was zuleid;
Traurig schwieg er, und zur Türe
Schwand der Saum von seinem Kleid.
Und sie sahn vom Ufer nieder,
Riefen, klagten je und je;
Doch es kam der Geist nie wieder,
Blieb in seinem tiefen See.
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