An eine Witwe
Nach einem heftigen Gewitter
Wandl ich allein im tiefen Haine
Und blicke durch das nasse Gitter
Der Blätter auf zum Sternenscheine.
Die sturmesmüden Bäume schweigen;
Nur manchmal rauschen Windeshauche,
Wie eine Mahnung, in den Zweigen,
Dann tropft es nach im dunkeln Strauche.
So fand ich nach den Schmerzgewittern
Dich müd versenkt im stillen Grame;
Doch sah ich deine Tränen zittern,
Wenn dir erklang sein teurer Name.
Der Frühling kam, vor seinem Strahle
Suchst du des Schmerzes traute Schatten
Und führest nach dem fernen Tale
Die Kinder an das Grab des Gatten.
Du wanderst mit den Vaterlosen,
Mit Tränen neu das Grab zu tränken,
Auf das du deiner Wangen Rosen
Gestreut zum treuen Angedenken.
O bring zum Grabe deines Lieben
Von mir auch einen Gruß und sage,
Daß auch mein Herz ihm treu geblieben,
Bring ihm des Jugendfreundes Klage.
Wenn aus dem Aug dir Tränen brechen,
Möcht ich am Grabe dich begrüßen,
Mit dir von seiner Jugend sprechen
Und möchte seine Kinder küssen.
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