Das Ross und der Reiter

Die frische Quelle rinnt herab am Steingesenke,
Der Reiter führt sein Roß zur lang ersehnten Tränke

Aus Bergesadern kühl die klaren Fluten fließen,
In heiße Adern sich des Pferdes zu ergießen.

Der Reiter schaut sein Roß mit innigem Vergnügen,
Wie es die Flut einzieht in lustgedehnten Zügen;

Und wie die Wellen ihm die Mähne wiegend spülen,
Und wie sie eingeschlürft das heiße Blut ihm kühlen.

Der Rappe möchte gern im durstenden Verlangen
Jeglichen Wasser guß, der ihm enteilt, empfangen;

Doch wie er unten trinkt, hört oben schon sein Lauschen
Den reichen Überfluß verheißend niederrauschen.

Der Reiter hat sich auch am Quelle kühl getrunken,
Steht nun im großen Blick des Hochgebirgs versunken.

Er starrt auf Alpen hin, ihr seliges Umnachten,
Das leise Zauberspiel des Lichtes zu betrachten;

Wie mit den fernen Höhn die Strahlen dort verkehren
Und sich in stiller Glut im letzten Kuß verzehren.

Und auf den Wandrer sinkt, den düstern, sehnsuchtkranken,
Der frische Seelentau der himmlischen Gedanken,

Es strömt auf ihn herab die ewge Liebesquelle,
Es kann sein durstend Herz nicht fassen jede Welle;

Doch kann sein Herz auch nicht den ganzen Strom behausen,
So hört er oben schon die ewge Fülle brausen.

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